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Inhalt – Philosophisches

Denken in Veranschaulichung

Walter Russell: “Unser Universum besteht nur aus Einem – nämlich Licht – , dem ruhenden All-Licht Gottes. Alle schöpferischen Dinge in ihm sind Vortäuschungen jenes Lichtes, die durch Bewegung zum Ausdruck kommen. Alle Formvarianten im Universum sind Bewegungsvarianten. Die Variation der Bewegung verleitet die menschlichen Sinne zu dem Glauben an die verschiedenartige Stofflichkeit unterschiedlicher Dinge. Es gibt weder Stoffe noch unterschiedliche Dinge.
Individualität, Getrenntheit, Wandel, Maß und Form sind einzig und allein auf die spiralförmigen Lichtwellen zurückzuführen, die zentrifugal von der Sonne ausgehen und zentripetal zu ihr zurückkehren, um dann die Ausdehnung und die Rückkehr zu wiederholen.
Es gibt keine getrennten Dinge im Universum. Es gibt keine zwei von irgendetwas. Das Universum ist ganz GEIST, allmächtiger, allwissender, allgegenwärtiger GEIST.
Was wir als vibrierende Materiewellen bezeichnen, sind nur die elektrischen Aufzeichnungen von Gottes Wissen, wo es sich in Seinem Denken manifestiert.
Gott allein IST.”
Volkmann Schluck über den Neuplatonismus: “Die denkende Wirksamkeit des Geistes ist das Wirklichsein des Seienden.” Und: “Die Denkbewegung triff nicht auf einen schon vorhandenen Anblick auf, sondern gleich-ursprünglich mit der Denktätigkeit bildet sich die Anblickhaftigkeit, in deren Anschauung der Geist er selbst ist. Das Sein des Denkenden ist ein Sich als Seiendes Vernehmen.”

Was ist hier der Mensch? Auch er ist Hervorbringung, somit Setzung ‘Gottes’. Er ist aber eben (nach Russell) auch ‘Gott’ selbst. Dies hieße, er hat sich selbst gesetzt aus einem höheren Denken, das nun auch Intention zu Entfernung birgt, Selbstvergessenheit bewirkt. Über sein Ingenium als ein inneres Wirkprinzip aber stellt er aus seiner Exposition die Verbindung her zu seinem eigenen ursächlichen Selbstsein. Was sein Denken genannt wird, ist indes sein eigenes feinstoffliches Dasein, sein Denken in Veranschaulichung.
Anders als bei Russell ist im Neuplatonismus das Selbst noch nicht Gott. Vielmehr ist es Anteiliges am Geist, zudem vom Ursprung kommend jedoch in die materiell- verwirklichende Reduktion schauend und sich so vor sich selbst setzend. Diese Setzung ist dabei ontisch niederrangig und illusionären Charakters. Zwar ist zuletzt alles Eines, aber in diesem Einen ist offenbar etwas präsent geworden, was prinzipiell gegen die Intention der letzten erfüllten Allumfassung verstößt, eine Distraktion im Sinne einer Abtrünnigkeit aus sich heraus (hierin doch tief verwandt mit Gnosis und theistischer Dogmatik). Diese Getrenntheit ist nicht etwa Zufall oder Nebenfluss im Sinne eines etwa erratischen Beiwerks übergeordneter Intentionen, sondern sie ist hervorgebrachter Vorsatz offenbar doch aus dem All-Einen-Guten, aber zugleich dann gerichtet gegen das All-Einheits-Prinzip, auch wenn es doch immer ein Alles und Eines bleibt. Hierzu befähigt wäre eine Entität, die sich in illusionärer Reduktion selber diskursiv verwirklichen und erfahren will. Und die Frage nach dem Warum stellte sich dann übrigens nur eben vom illusionären Ende des Fragenden her, der ja nicht einmal echten ontischen Rang hat, nicht einmal ist, so daß auch die Frage aus ihm keine eigentliche Evidenz oder Wertigkeit besitzen würde.

Einheit und Distraktion

Walter Russell: “Schöpfung ist die vorgestellte Wirkung einer wirklichen Ursache. Die Ursache ist der Wunsch Gottes, Seine ausgewogene, ungeformte, unwandelbare Idee auszudrücken, indem Er Seine Idee in viele Teile unterteilt, ihr viele vorgestellte Formen gibt und diese Formen in Bewegung setzt, um die Idee in Abfolgen sich verändernder Ereignisse zum Ausdruck zu bringen. Bewegung und Wirkung sind nur scheinbar. Sie haben keine Realität.
Gottes Haltung zu Seiner Schöpfung, einem Universum von Ursache und Wirkung, ist wie die Haltung eines Menschen gegenüber seinen eigenen Schöpfungen. Der Dramaturg empfängt eine Idee für ein Stück. Es muß auf Ursache und Wirkung beruhen, vom Universalen Gesetz der Liebe beherrscht werden, denn es gibts nichts in der Schöpfung, was nicht darauf basiert. Er unterteilt sein Konzept in dessen viele Teile und entfaltet eine Geschichte, die immer Transaktionen zwischen Paaren in entgegengesetzten Zuständen abbildet, welche die Funktionsweise des Universalen Gesetzes manifestieren. Er liebt sein Konzept, seine Vorstellungen und alle Wirkungen, die er erschafft, inklusive der ausgewogenen und unausgewogenen Beziehungen zwischen den Charakteren, die das Gesetz zum Ausdruck bringen.”

Zur Kritik:
Arthur Schopenhauer aber sagt: “Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.”

Im Einheitsgedanken findet sich indes keine Möglichkeit der angesprochenen äquivalenten Distanz. Russels Vergleich mit dem Dramaturg muß hinken, denn Gott ist kein personales oder getrenntes Agens, das schöpft und Verhältnisse zu sich aufbaut und so erst sich selbst und Schöpfungen außerhalb sich selbst als Objekte entstehen läßt. Gott ist monistisch besehen vielmehr immer das Alles und schaut sich also selber durch alle (illusionäre) Entität. Es ist somit kein Ens, das schaut und plant in Distanz zu irgendeinem Ding außer ihm. Vielmehr schaut es immer sich selbst und nur durch sich selbst. Da das Objekt der Wahrnehmung es ist (oder: da es in ihm und aus ihm ist) und das Objekt – dem Wesen der Welt gemäß – unbestritten millionenfach und endlos leidet (nehmen wir nur als ultima ratio des Lebens den Tod), leidet das Einzige, das Alles, leidet Gott selbst – an sich selbst. Das Alles, das Göttliche wird so zutiefst unvollkommen eingefärbt. Man könnte nun auch sagen: Da Gott dies intendiert, ist er in diesem All-Einheitsgedanken ein Ens, das sich im Schmerz begegnet.
Hätte aber dies Ens als das Eine, als das ultimativ in sich Ruhende und zugleich maximal Ekstatische (nach Russell) dies nötig?
Da die Antwort hierauf negativ ausfallen muß, ist nach einem anderen Ausweg zu suchen: Demnach gehörten Leid und Schmerz eben nur zum illusionären Aufzug einer tatsächlich aber durchweg nichtigen Verdinglichung. Man könnte nun also sagen: je immanenter das Leid, umso verstrickter die Wahrnehmung im Illusionären. ‘Schmerzfreiheit’ wird so zum Signum ontischer Höherrangigkeit. Wer somit an sich leidet ist entsprechend wahrheitsfern – fern vom Mittelpunkt der totalen Bestimmung . Ergänzend und den Begriff erweiternd zur Empathie: Wer aber mitleidet, wünscht zuletzt den Weg aus der Welt – den Weg aus der Distraktion und die Aufhebung aller Minderung und Hemmung des Einen. Und lebensweltlicher, verallgemeinernder:
Körperlicher Schmerz – bleibt illusionär und immanent wie der Körper, der sie bedingt, dient so dem Überleben, der artgemäßen Perpetuierung.
Seelischer Schmerz: – heißt Erkenntnis über die Distraktion der eigentlichen (geahnten) Beheimatung. Dient somit dem Telos der Seele zum Hohen.

Volkmann-Schluck sagt über den Neuplatonismus: “Diese Einheit, welche das in den Raum ausgedehnte Ganze der Natur hervorgehen läßt, kann nicht den Charakter der absoluten Einheit haben.”
Daher vielleicht: Das Ens als Unter-Ens des Einen ist ein Geistiges, das sich expliziert, um in Unruhe Setzungen des Einen zu reduzieren in Sichtbarkeiten, die es von Beginn intentional überkommen will, da es sie (eigentlich) nicht hat.

Kunst und Selbstaufhebung

Walter Russell: “Wie oft haben Sie den Ausdruck gehört: ‘Sei still und wisse.’ Still zu werden, um zu wissen, bedeutet, daß Sie ihre Information in das Licht Ihres inneren Selbst zurückdenken, bis Sie aufgehört haben, zu denken. Stille Meditation verankert diese Information als Wissen in Ihrem Bewußtsein. Das tun nur sehr wenige Menschen. Die meisten sind ganz zufrieden damit, riesige Mengen an Informationen in ihrem Gehirn zu speichern. Nur sehr wenige wissen, daß sie darüber mit Gott reden können, indem sie es in Sein stilles Licht zurückdenken, das sie ebenfalls sind. Jene, die sich dessen bewußt sind, erwerben großes Wissen und die Kraft, mit Gott gemeinsam schöpferisch zu sein.”

Was genauer ist Wissen? Aus dem Ingenium schöpft sich eine Objektivierung des Geistes innerhalb seiner ihm möglichen Kraft zur Aufnahme. Diskursivem Wissen übergeordnet ist ein Wissen, das immer gewußt ist, das zwar diskursiv und dialektisch expliziert werden kann, das aber idealiter in sich selbst war und bliebe.
Jedoch Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus:
“Die Seele will das Gewußte in das Da des Vernommenseins bringen, das Streben nach anwesender Ganzheit ihrer selbst ist in ihr wirksam, aber sie ist an das Aktualisieren eines je und je Anderen gebunden. Ihre Denkweise ist immerwährendes Sich-anders-werden.”

In der Kunst ist dies Sich-anders-werden indes von anderer Art, da diese hier eine Mittelstellung einnimmt zwischen Geist und Welt. Das Gewußte – ein Geistiges, ein Nichtmaterielles und Potentielles – wird eben nicht diskursiv/sprachlich entfaltet und rationalisiert, aber dennoch wird es mitgeteilt. Das Mitgeteilte bleibt somit vermehrt Repräsentanz des Seelenanteils, der in der Sich-Selbstheit residiert.
‘Sei still und wisse’: Kunst, die still wird, wird wissend und kündend vom Wissen. Sie unterläuft dabei der Möglichkeit, sich selber ganz aufzuheben, da sie so Repräsentanz einer zur Hiesigkeit relativen ‘Leere’ wird und fortwährende Abscheidung bedeuten muß. Jedoch auch hier: Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus: “Das Nichts bedeutet nicht Nichtigkeit, sondern als Nichtsein aller eidetischen Bestimmtheit eine alles Seiende an Seinsrang überragende Weise zu sein.”
Kunst indes, die von ihrer Selbstaufhebung kündet und hierin wiederum ihren ureigenen abscheidenden, essentiellen Bestand kreiert und so von transzendierendem Wissen und Dasein zeugt, kann erst die eigentliche Kunst genannt werden.

Gebet im Einen

Walter Russell: “Je mehr wir den Gott unserer Suche finden, desto mehr erkennen wir Ihn und werden wie Er. Das meine ich mit der beständigen Transformation des Menschen, da der Mensch seinen Zweck auf der Erde immer besser kennenlernt, indem er beständig das Königreich des Himmels in sich selbst findet. Das meine ich auch mit beständiger Vereinigung mit Gott, eine Vereinigung der Identität, welche die Einheit ist, nicht Vereinigung mit Ihm, als ob Er von uns getrennt wäre.
Je besser wir Gott in dieser Weise kennen, umso weniger beten wir im traditionellen, üblichen Sinne, was bedeutet, daß wir unseren Wunsch regelmäßig mit Worten ausdrücken, wann immer wir das Gefühl haben, es gäbe etwas, worum wir bitten sollten. Immer, wenn ich diese Ekstase der Liebe in mir fühle, weiß ich, daß Gott und ich gemeinsam als EINS arbeiten, nicht Er unnd ich, sondern nur EINS. Wenn ich inspiriert bin, mit Ihm als EINS zu erschaffen, weiß ich, daß Sein Wissen und Sein Denken mein Wissen und mein Denken sind. Meine Werke sind immer meisterhaft, wenn ich in dieser Weise EINS mit dem Licht bin, denn ich weiß, daß ich Gottes Liebe in die Welt bringe, wie mir aufgetragen ist. Ich weiß, daß meine Inspiration Gottes unhörbare Stimme ist, die durch mich aufgezeichnet wird.
Dieser Bewußtseinszustand der begeisterten Liebe ist mein beständiges Gebet, das mir aus der Kenntnis der Wünsche Gottes heraus meine Wünsche gibt. Immer, wenn ich in diesem Zustand bin, bete ich, und immer, wenn die Beanspruchung durch Erde und Körper mich von diesem beständigen Zustand abschneidet, gehen die Dinge schief.”

Meister Eckhart sagt: “Nun frage ich wiederum: Was ist des abgeschiedenen Herzen Gebet? Darauf antworte ich wie folgt und sage: Abgeschiedene Lauterkeit kann nicht beten, denn wer betet, der begehrt etwas von Gott, das ihm zuteil werden solle, oder aber er begehrt, daß ihm Gott etwas abnehme. Nun begehrt das abgeschiedene Herz gar nichts, es hat auch gar nichts, dessen es gerne ledig wäre. Deshalb steht es ledig allen Gebets, und sein Gebet ist nichts anderes, als einförmig zu sein mit Gott. Das macht sein ganzes Gebet aus.”

“Gleichheit, Einheit oder Identität des Seins Gottes durch oder als Denken ist also nicht als ein starr in sich fixiertes, in sich verschlossenes Eines zu denken, sondern als ein in dem Anderen seiner selbst, d.h. in seiner Gleichheit sich selbst entfaltendes und auf sich selbst sich zurückbeziehendes Sein zu begreifen. ” (Werner Beierwaltes über Meister Eckhart)

“Denken ist ein Zusammensehen des vielen Gedachten in das Eine, welches alles Gedachte einheitlich ist.” (Volkmann-Schluck zum Neuplatonismus)

Denken und Tat! Das Gebet der All-Einheit heißt ihr gemäß sein und somit reines Sein werden in seinem denkendem, handelndem, seienden Eigenwerden zum Ganzsein.

Gruß an den Tag

Aus dem “Gruß an den Tag” von Walter Russell

‘Mein Heute ist, wozu ich es machen will. Ich will es vollkommen machen.
Ich bin ein Mensch. Ich habe das freie Recht, zu wählen.
Ich kann handeln, wie ich will.

Ich habe die Macht, den Tag zu gestalten oder den Tag zu zerreißen.
Der Tag wird ein von mir erschaffener sein.
Wenn ich den Tag zerreiße, gestalte ich zehn andere Tage,
Vielleicht zehn mal zehn, um die Zerissenheit auszugleichen.

Ich gehöre zum Inneren Geist.
Ich kenne die Ekstase und Verklärung des Genies.
Alle Kraft ist mein.
Ich weiß um meine Allmacht.

Ich verfüge über Kraft, die ich am Wegesrand weitergeben kann.
Ich verweigere diese Kraft keinem Menschen,
der die Kraft erbittet, von der ich geben kann.
Ich habe keine Begrenzungen.
Mein Tag ist bis zum Überfließen erfüllt.

Das, was ich bin, halte ich tief im Schatten
des wunderschönen Tempels der Bescheidenheit.
Aber meine Werke sende ich für alle sichtbar aus in das Licht.

Hier läßt sich ergänzen:

Zum Gedanken der Autarkie: Ich bin Herr über mein Wollen und die Prozesse und mein Sein zum Selbst-Sein, bin verantwortlich und tätig für meine (Selbst-) Werdung, für die Schaffung meiner Biographie, meines Umfeldes, meiner Objekte, meiner Ästhetik, meiner Gedanken- und realen Welt. So war es in Vergangenheit für meinen heutigen Stand – so ist es nun gerade für mein Morgen.

Zum Gedanken absoluter Verortung: Ich weiß, wer ich bin, woher ich stamme, was meine Destination ist. Hiervon leitet sich aller (Lebens-) Zweck ab, hierin ist mein Denken begründet und hiernach richtet sich mein (produktives) Denken und Handeln und intuitives Entscheiden aus. Die Lebensaufgabe besteht gerade auch darin, diese Bestimmung herauszuarbeiten und zur Geltung zu bringen trotz und entgegen oder in aller Hemmnis.

Zum Gedanken des Altruismus: Das Alles ist zugleich das Gute, ich empfinde Empathie für das Wesen des Einen als Teilhaber am Einen und somit an mir, ich habe den innersten Wunsch zur Überwindung aller Distraktion und aller Leiden, insbesondere der Leiden derer, denen die Macht zur Artikulation und aktiven Selbstbestimmung abhanden ist.

Zum Gedanken der Erfüllung: Ich empfinde die Erfüllung in mir selbst. Als Sinnbild oder Allegorie auf die Bestimmung zum Sein als Alles ruhe ich in meiner eigenen Art und Bestimmung eben als Einziges.
Ich entbehre niemanden, prinzipiell kann nur ich mich an mir standesgemäß selbst bereichern, und dies geschieht immer im Andenken an das Ideelle, da das Standesgemäße nicht kompatibel genug ist für profanes Weltsein. Bin ich indes inspiriert durch andere, ist dies dadurch, weil sie meinen eigenen Seelenteil ausgesprochen vor mich hinstellen.

Zum Gedanken des Für sich-Seins und -Wirkens: Im Sich-Sein ist Totalität. Es bedarf hier keiner Rückwirkung oder Bestätigung. Ich tue dies für mich, was meint, zum Zweck zur (einzigen) Verwirklichung.
Und so kann Russell auch treffend sagen: “Extreme Bescheidenheit charakterisiert die ganz großen geistigen Genies, denn sie finden ihren Ruhm in dem demütigen Dienst, der bei der Entfaltung des göttlichen Planes ihr teil ist.”

Innere Kunst

Walter Russell: “Da sie Mich, ihre Ruhequelle in ihrem Inneren, nicht kennen, können sie diese Quelle nicht sein; sie müssen auf ewig um sie kreisen, um zu suchen, was sie nicht finden, solange sie Mich in sich nicht erkennen.
Da sie Mich in sich nicht erkennen, sind sie allein im gesamten Universum; aber wenn sie ihr Selbst als Mich in sich erkennen, sind sie Ich; und dann sind sie, mit Mir zusammen, mein ganzes Universum..”

“Ausgewogenes Denken ist eine Ekstase, die keine Last kennt, keine Müdigkeit und keine Unvollkommenheit.”

Meister Eckhart sagt: “Wenn ein Meister ein Bild macht aus Holz oder Stein, so trägt er das Bild nicht in das Holz hinein, sondern er schnitzt die Späne ab, die das Bild verborgen und verdeckt hatten; er gibt dem Holze nichts, sondern er benimmt und gräbt ihm die Decke ab und nimmt den Rost weg, und dann erglänzt, was darunter verborgen lag.”

Somit: Ich bin in meinem Inneren Das. Ich gelange insoweit aber nicht dorthin, wie ich an meinem Selbstsein gehindert bin durch unzählige Erfordernisse, Kausalitäten, Verflechtungen, Einwirkungen und Konditionierungen. In der künstlerischen Betätigung aber kann ich (idealiter) diese alle lassen, und das Eigene, Unvoreingenommene, die vor-weltliche Möglichkeit ganz ins Auge fassen und nun diese Korrelate zum Einzigen, zum Transzendenten in die praktische, sichtbare Verwirklichung bringen. Dieser Weg hin zur Quelle beschreibt indes einen unnennbaren Konfigurationsraum, die noussphärische Vielheit. Entsprechend groß, tief, phantastisch, dynamisch, fern … zeigt sie ihr unendliches Wesen. Aus all diesem soll die Kunst künden und weiterhin soll sie eine Sehnsucht kennen und durchscheinen lassen – zu einem zum Ziel hin gesetzten Wunsch, zu einem Ziel, das (schmerzlich) geahnt und entbehrt wird.

Entbildlichung

Klaus J.Schmidt: “Hegel würdigt die Analysis, weil ihr der ‘Begriff des wahrhaften Unendlichen zu Grunde liegt’, welches ‘viel höher steht als das gewöhnlich so genannte metaphysische Unendliche’.
Die Annahme, Hegel ersetze mit seiner Kritik an Arithmetik und Geometrie das Endliche durch das Unendliche, wäre falsch. Denn in der Philosophie Hegels kann weder das Unendliche ohne das Endliche noch das Endliche ohne das Unendliche gedacht werden. Für Hegel ist das Unendliche im Endlichen anwesend. Im Zuge dieser Feststellung charakterisiert Hegel jede Philosophie als Idealismus.
Hegel kritisiert Kants subjektiven Idealismus, nach welchem die Dinge ‘nur’ durch das menschliche Bewußtsein gesetzt seien. Kant habe zwar korrekt die endlichen Dinge als Erscheinungen ausgegeben. Erscheinungen aber sind die endlichen Dinge nicht, weil ihr wahres Ansichsein dem Bewußtsein verschlossen bliebe, sondern weil sie den Grund ihres Seins nicht in sich selbst, sondern im Unendlichen besitzen. In seiner höchsten Form bildet das Unendliche die absolute Idee, die sich in sich entzweit, um sich als ihr Anderes, als Natur oder Welt, frei zu entlassen. Mit dieser Konzeption muß Hegels absoluter Idealismus einerseits Endliches und Unendliches von einander abgrenzen, andererseits aber ihre Untrennbarkeit aufzeigen.
In seiner Philosophie der Mathematik faßt Hegel das Endliche quantitativ, als veränderliche Größe. Als veränderlich ‘,muß’ das Quantum beständig über sich hinausgehen. Das Quantum ‘kontinuiert sich’ in sein Anderssein. In dieser Fixierung auf Anderes besteht das Charakteristikum des Quantums. Im unendlichen Prozeß des Hinausgehens des Quantums über sich etabliert sich zwar die Unendlichkeit, aber nur die ‘schlechte’. Sie verhält sich in keiner Weise anders als das endliche Quantum. Beide sind für sich bestimmt, aber beide zeigen sich als Veränderliche gleichgültig gegen ihre Größe.
Aus der Natur des Quantums, sich notwendig in sein Anderes zu kontinuieren, folgert Hegel die Existenz des ‘Unendlichgroßen oder Unendlichkleinen’. Weil beide noch ‘Quanta’ sind, ‘bleiben sie Veränderliche’. Mit dem Unendlichgroßen bzw. Unendlichkleinen liegt zwar das ‘erweiterte Quantum’ vor, doch dem eigentlich Unendlichen ist mit ihm ‘nichts abgewonnen’. Eine noch so umfangreiche ‘Vergrößerung des Quantums’ bedeutet ‘keine Näherung zum Unendlichen’.

Die Notwendigkeit, den rein quantitativen Standpunkt zu verlassen, unterstreicht Hegel, indem er die ‘gewöhnliche Bestimmung’ des Unendlichgroßen, als Größe ‘über welche es…keine größere…gebe’, untersucht. Als Konsequenz erhält er: Wenn man das mathematisch Unendliche weder vermehren noch vermindern kann, so ist es ‘kein Quantum als solches mehr’ “.

Carlos Castaneda sagt im Kontext seiner Beobachtung und Erfahrung mit schamanischer Offenbarung: “Eine der gücklichsten Entscheidungen dieser neuen Seher, sagte er, sei es gewesen, daß sie ihren Montagepunkt niemals für die Dauer in eine andere Position als jene der gesteigerten Bewußtheit verschoben hätten. Aus dieser Position sei es ihnen gelungen, das Dilemma der Vergeblichkeit zu überwinden und zu entdecken, daß die Lösung nicht einfach darin bestehe, sich andere Welten zum Sterben zu wählen, sondern in der Entscheidung für die absolute Bewußtheit, für die absolute Freiheit.
Indem sie sich für die absolute Freiheit entschieden, sagte Don Juan, setzten die neuen Seher, ohne es zu wollen, die Tradition ihrer Vorgänger fort und wurden so überhaupt zum Inbegriff derer, die dem Tode trotzten.”
Dies korreliert mit der Unterscheidung von Plotins erster und zweiter Hypostase. Vielheit hebt sich auf in eine andere Qualiät des Unnennbaren. Das Bild des Adlers bei Castaneda für dies ganz andere, auch als Nagual bezeichnet- in etwa entsprechend der Definition einer theologica negativa – kann auch folgend besehen werden: Der Adler ist in der Tat weit entrückt, assoziiert auch mit seinem Alleinsein; in seinem Anderssein überfliegt er die Welt, die ihm aus der Distanz wie ein Bild erscheinen mag.
Der Umschlag vom Quantum aber ist in der Übersteigung aller Befähigung und Art zur weltperpetuierenden Perzeption, man kann diesen Umschlag auch eine Entbildlichung nennen. Der Impetus zum Umschlag meint dabei Distanz zum vorfindlichen Dasein durch Einsicht in die Bildhaftigkeit des Daseins. Dies meint aber nicht Minderung der Fülle, sondern im Gegenteil ihre Steigerung zu einem überreichen Entität -Sein, welches alles inne hat und iseine Perspektiven in sich hält.

Meister Eckhart sagt: “… kein Bild öffnet uns die Gottheit noch sein Sein. Denn bliebe irgendein Bild … in dir, so würdest du niemals eins mit Gott.” Und: “Im Sohn werden die Bilder – insofern der Sohn dem Vater gleich ist – wieder in den Vater, aus dem sie geflossen sind, zurückgetragen.”

Welt-Distanz zeigt Welt als Bild auf, bis auch dieses ganz entschwindet in der Ferne, so folgt verinnerlichtes Sein in der Aufnahme weltschaffender Intentionen in sich selbst.
Zur wahren Verwirklichung braucht es kein Bild. Zur Manifestation kommt nur noch ein alleiniges Eigensein.

Sein, Natur

Christian Spahn: “…der Begriff der Natur wäre nicht deckungsgleich mit dem Begriff des Seins, so der Idealist.
Für jene Position soll und kann hier…nicht argumentiert werden, pointiert sei jedoch festgehalten: In jenem Wunsch, genuine Normativität und Faktizität zu vereinen, ohne die Ansprüche und innere Logik der einen Seite zugunsten der anderen aufzugeben, besteht meines Erachtens die Grundintuition aller idealistischen Philosophie. Die Annahme also, daß jene Bereiche des Normativen, sozusagen der Kern der platonischen Sphäre der Ideen des Wahren, Guten und Schönen (bei Hegel der Bereich der Logik) nicht von uns ‘fingiert’ oder ‘gemacht’ sind, zugleich tatsächlich nicht empirisch ‘aufweisbar’ oder sinnlich-dinglich ‘vorfindlich’ sind, und dennoch unsere Wirklichkeit normieren oder ihr ‘zugrunde liegen’ sollen, ist die den objektiven Idealismus kennzeichnende Ausgangsthese.”

“Idealist ist nicht jemand, der die Existenz der Realität oder ihre Erkennbarkeit leugnet, sondern wer eine Abstufung des Realitätsbegriffs einführen will, und zwar dergestalt, daß letztlich der Bereich der sinnlich zugänglichen Natur als ‘Erscheinungswelt’ angesehen wird.”

Die normative Kraft ist zuvorderst nicht vorfindlich, da sie dem Bereich des Noussphärischen zuzuordnen ist. Sinnlich zugängliche Natur hingegen ist immer ein Bild der dortig verorteten und intentional bereiteten Informationsgehalte.
Im weiteren Sinne: Auch diese Gehalte sind Natur – nämlich feinstofflicher Art – so wie alles Stoffliche Natur ist als ein Anderssein des Einen. Die Gehalte im Feinstofflichen sind indes konstitutiv, auch für die Perzeptionsformen, sprich die Spezies der Aufnahme und Wahrnehmung, die Gehalte in der Form ihrer Betrachtung sehen und sie entsprechend als Form beschreiben oder manifestieren.
Die Vorfindlichkeit der schaffenden Intention und Institution -der sinn-evozierende übersinnliche ‘generative Weltmechanismus’ – ist in der Ansicht des höheren geistigen, feinstofflichen und ontisch die Weltlichkeit des Seins integrierenden Seinszustandes. Die normierende Kraft findet im Neuplatonismus eine Bezeichnung als die logoi:’ Was die Natur zu einer solchen macht, das sind die Logoi, die Gestaltungsformen der schaffenden Seele, welche die Naturgestalten in das Dasein treibt und als deren individuierte Eide die Natur ist.” (Volkmann-Schluck)
Die schaffende Seele aber ist ‘aufweisbar’ und empirisch, so sie (einst) in Bewußtheit zu diesem ihrem wahren Stand kommt, zu dem sie sich aus ihrer naturhaften (weltlichen) Reduktion heraus- und emporarbeiten muß.

Negation der Negation

Dieter Wandschneider: “Hegels weitere, extrem knappe Argumentation lässt sich – ausführlicher – etwa so wiedergeben: Der Punkt, als die Negation von Räumlichkeit, hat als Linie also doch ein räumliches Sein, allerdings noch behaftet mit jener Negation bezüglich der Räumlichkeit. Im Vollsinn räumliches Sein bedeutet also, daß diese Negation ihrerseits negiert wird. Negation der Negation ist hier freilich nicht als Rückkehr zum Punkt möglich, denn der repräsentiert ja die einfache Negation von Räumlichkeit und geht unmittelbar in die Linie über. Negation der Negation bedeutet vielmehr Negation der Linie in dem Sinn, daß diese zur Fläche erweitert wird. Die Fläche sei so ‘die aufgehobene Negation des Raums (…), somit Wiederherstellung de räumlichen Totalität’.”

Analog: Die Negation als die Vervollkommnung. Der Punkt wird zur Fläche – die Fläche meint ‘dimensionale’ Totalität und ist eben kein – bekannter – Raum mehr.

Im lebensphilosophischen Sinne kann der Punkt für Verknappung und Verendung der Ausdehnung stehen, der radikalen Reduktion eigener Eigentlichkeit. Diese ist Negation des eigentlichen Seins zum profanen Dasein in all seinen vom Quell entfremdenden Verstrickungen und Kausalitätsketten.
Nun aber die Negation der Negation: Die lebenspraktische Aufhebung durch Lösung der desintegrierenden Welt-Struktur, durch Überschreitung des Profanen durch Kunst und Philosophie und spirituelle Praxis.
In der Kunst: Aneignung nicht des Vorfindlichen, sondern noetischer Verhalte zu ihrer Objektwerdung und Erschließung, Vergrößerung des Seinsgehaltes des hiesigen Raumes mit Verweis eben auf ein Noetisches. Wie im Symbolismus: Kunst soll so verstanden sein, daß sie als Hinweis auf die Tatsache dient, daß die Welt der von Menschen geschaffenen Objekte über deren individuelles Leben hinausweist. Sie bleibt aber nicht alleine Hinweis, der rationale Prozesse andeutet, sondern sie wirkt unmittelbar auf den Seinszustand selber, der sich vor-rational absetzt und emporhebt.
Für die Philosophie: Das Noetische wird gedanklich -intuitiv und deduktiv – erschlossen. Dies ist möglich durch die sich selbst erschließende (Denk-) Möglichkeit, die in allem abgestuft wirksam ist.
Spirituell: Das Noetische wird seinem eigenen Sein gemäß erfahren. Spiritualität ist hier gleichzusetzen mit der Verwirklichung einer höheren, sensibleren Wahrnehmungsfähigkeit – dadurch die Aneignung höherer Räume und ihrer Einsichten – Wissensinhalte der immer gegebenen Totalität möglich werden.
Das Sein in seiner gedanklich-weltlichen Verweilung und Besorgtheit (um den Alltag) bildet hingegen einen Gegenpunkt. Die Pragmatik der Daseinsminderung treibt zur Erfüllung ihrer Erfordernisse und gebiert neue Pragmatik und verstrickt den Geist – in der Entfernung zum Geist – noch immer tiefer in Erfordernisse, die dem Subjekt die Möglichkeit nehmen, sich über die Vereinzelungen unausgerichteter Objektivierungen im Selbst zu sammeln.

Aneignung

Dieter Wandschneider: ” Eine weitere Konsequenz des wesenhaft ideellen Charakters der Natur ist ihre Erkennbarkeit. Kants Gedanke, daß wir grundsätzlich nicht wissen können, wie die Natur ‘an sich selbst’ beschaffen sein möge, daß die Fundamentalgesetze der Natur vielmehr aus der Formtätigkeit des transzendentalen Subjekts stammen – gemäß Kants berühmtem Diktum: ‘Der Verstand schöpft seine Gesetze (a priori) nicht aus der Natur, sondern schreibt sie dieser vor’ – ist in objektiv-idealistischer Perspektive abwegig. Die Naturgesetze, so Hegel, sind nicht ‘ein Subjektives, das uns zukäme, sondern vielmehr (…) das Wahre Objektive, Wirkliche der Dinge selbst, wie die Platonischen Ideen, die nicht irgendwo in der Ferne, sondern als die substantiellen Gattungen in den einzelnen Dingen existieren’: In Hegels Deutung ist die Natur eine von sich her gesetzmäßige Natur.

Solche endlosen Progessionen sind Ausdruck der Äußerlichkeit faktischen Naturseins, das eben nichts Absolutes und als solches, so Hegel, durch Zufälligkeit bestimmt ist: ‘Die Zufälligkeit und Bestimmbarkeit von außen hat in der Sphäre der Natur ihr Recht’; dies sei ‘die Ohnmacht der Natur’, Hegels Naturbegriff enthält so auch eine Theorie des Zufalls. Dieser wesenhaften Kontingenz des faktischen Naturseins entspricht ihre Veränderbarkeit (durch faktische Determinanten), wie sie etwa im Evolutionsprozeß oder auch in der Möglichkeit von Technik in Erscheinung tritt.
Eine folgenreiche Konsequenz des objektiv-idealistischen Naturbegriffs ist schließlich, daß im faktischen Naturprozeß so etwas wie ein intrinsischer Drive wirksam ist, der aus der erwähnten Ambivalenz von faktisch-realem Natursein und der ihm wesenhaft zugrunde liegenden ideellen Naturgesetzlichkeit resultiert, gleichsam eine im Natursein angelegte Idealisierungstendenz derart, daß das immanent ideelle Wesen der Natur zunehmend deutlicher zutage tritt.”

Das Naturgesetz ist vor-subjektiv konstitutiv, aber bleibt dennoch im transzendentalen Subjekt, da über diesem nichts existent sein kann.
Es gilt hierbei eine Stufigkeit der Gültigkeit von Gesetzen für viele Welten, da in der Eigenheit der Welten auch den Welten entsprechende Gesetzmäßigkeiten begründet sind – auch berücksichtigend den Anteil und die Erwartung des Beobachters an das Ergebnis.

Mein Satz: “Materie ist Hervorbringung des sich zur Desintegration bewegenden höheren Selbst oder Seelenanteils. Desintegration meint nun ein Sich-Bedingen in die Sichtbarkeit abgegrenzter Objekte.”

Aber: Der Sachverhalt der Einzigkeit des transzendentalen Subjekts führt zur Intrinsik der Intention in allen Dingen, zu sich selbst zu kommen. Dies meint den Wunsch zur Einswerdung.

Hier sei an Schopenhauer erinnert: Schopenhauers blinder Wille ist noussphärischer Aspekt mit der Intention zum Weltfortbestand in Reduktion reduktionistischer Spezies.
Der “intrinsische Drive” kennt also zwei Zielsetzungen: Zum Einen – oder zuvorderst – den Selbsterhalt -die Verstetigung seiner Art, zugleich aber auch ihre Überwindung – die sich im Hiesigen zu Beginn durch Aneignung (Zuwachs an Wissen, Möglichkeit, Besitz, Geltung, Einfluß …) ausdrückt – zuvorderst noch unbewußten Willen offenbarend. Verstetigung meint dabei die erste Konstitutive zur Aufwärtsbewegung; Aneignung und Ausdehnung sind die eigentlichen Lebens-Intentionen von Geburt und sie bleiben dies (idealiter/ in geistiger Kehre) naturgemäß bis zum Tode, da sie zuletzt ja über den Tod hinaus terminiert sind. Sie finden also primär und zeitlebens verschiedensten Ausdruck in weltzugewandtem Zuwachs -im Quantum!- , können aber nur durch den qualitativen Umschlag, d.h. durch Ausrichtung zum Hohen/zum Anderen, zu ihrer Bestimmung finden: Zur Aneignung zum Zweck einer Findung des unaussprechbaren Einen.