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Inhalt – Philosophisches

Der Erstgeborene

Upanishad: “Ich bin der Erstgeborene der Wahrheit. Noch vor den Göttern bin ich das Zentrum der Unsterblichkeit.”

Die Wirklichkeit, die allem zugrunde liegt, die saccidananda ist, bin ich selbst. Ich bin die Verbindung, die Einheit, zwischen der Nahrung und dem Verzehrer. Ich bin die Verbindung als der Wahrnehmende und das Objekt der Wahrnehmung. Ich bin das Bewußtsein, welches die Verbindung herstellt zwischen dem Genießenden und dem Gegenstand des Genusses. Ich bin selber der, der die verschiedenen Elemente zusammenbringt.”
Prathamajah – der Erstgeborene, hiranya-garbha.
Ich war sogar eher da als die devas, denn ich bin das Selbst, die Grundlage ihrer Unsterblichkeit. Die endgültige Befreiung der individuellen Intelligenzen besteht darin, daß sie die Einheit mit mir, d.h. mit brahman, verwirklichen. Ich bin die Stütze der Befreiung, wie die Nabe eines Rades.”

Hiranya-garbha: Durchaus eine Bezeichnung für ‘Gott’, aber es kommt dabei auch zum Ausdruck, daß wir als Mensch Teilhaber dieses Organismus sind, daß wir schon zu Beginn der Schöpfung existierten als allererstes Prinzip, als makroskopische Entsprechung der menschlichen Seele.
Angemerkt sei hier auch für den Neuplatonismus nach Plotins Lesart, daß es der Mensch sei, der die Götter erschuf, und daß jene ihn zu fürchten hätten, nicht etwa umgekehrt.

Für die Gnosis:
“In der koptischen Gnosis wird der “erste Mensch” (auch Adam Kadmon genannt) als eine archetypische, himmlische Figur verstanden, die vor der Schöpfung der physischen Welt existierte. Er ist eine Manifestation des göttlichen Prinzips und wird oft mit dem ersten Menschen, Adam, in Verbindung gebracht, aber nicht mit dem irdischen Adam.

In der Gnosis, einer religiösen Strömung, die im hellenistischen Zeitalter entstand, wird der erste Mensch oft als eine besondere Figur betrachtet, die in verschiedenen gnostischen Systemen unterschiedlich dargestellt wird. In einigen Texten wird der erste Mensch als ein Emanationsprodukt der höchsten Gottheit oder als eine Art göttlicher Archetyp angesehen, der in die materielle Welt gefallen ist. ” (Quelle: KI)

Hiranyagarbha (Sanskrit: हिरण्यगर्भ, “goldenes Ei” oder “goldene Gebärmutter”) ist ein Begriff aus der vedischen und hinduistischen Kosmogonie. Er bezeichnet das ursprüngliche, goldene Prinzip, aus dem das Universum hervorgegangen ist. In den Veden wird Hiranyagarbha als Schöpfergott verehrt, der Himmel, Erde und Götter erschaffen hat. Später wird er mit Prajapati, dem Schöpfergott, gleichgesetzt. ” (Quelle: KI)
“In der vom Samkhya geprägten indischen Philosophie gilt das goldene Ei als Produkt des Zusammenwirkens vom geistigen Prinzip Purusha mit dem stofflichen Prinzip Prakriti. In den Upanishaden wird er als makrokosmische Entsprechung der menschlichen Seele zur Seele des Brahma, dem eigentlichen Erschaffer der Welt, umgedeutet. In den Puranas erscheint er als ein Name des Brahma, da dieser aus einem goldenen Ei entstand, beziehungsweise als das kosmische Ei, aus dessen Wasser sich der Urozean bildet. Im Shivaismus gilt Hiranyagarbha als ein Aspekt des Gottes Shiva, der durch das Quirlen des Milchozeans das Entstehen der Welt bewirkt.” (Wikipedia)

Manifestation

Aitareya-Upanisad: “Am Anfang, d.h. noch vor der Schöpfung/Erschaffung des Universums, war nichts außer dem atman. In letzter Analyse aber gibt es so etwas wie Schöpfung nicht. Die Schöpfung ist nur eine Projektion dessen, was in potentieller Form, zu Beginn eines neuen Schöpfungszyklus, im avyakta (Unmanifesten) schlummert.” (Einschub: Im Neuplatonismus sprechen wir in genau diesem Kontext von der Dinglichkeit als einer Abspiegelung des Nous! ) “Ist Er jetzt noch derselbe, die Eine Entität? Ja! Gibt es neben ihm noch etwas anderes? Nein! Warum wird dann aber gesagt: ‘Er war’? Wieso wird die Vergangenheitsform ‘existierte’ benutzt? Obwohl sogar jetzt nur Er allein existiert, ist da doch ein Unterschied.
Vor der Schöpfung war das Universum eins mit dem atman. Es gab in Ihm keinen manifesten Unterschied von Name und Form. Er wurde nur durch das eine Wort, atman, gekennzeichnet, aber jetzt, nach Beginn der Schöpfung, wird er durch viele Worte bezeichnet (und zugleich auch durch das eine Wort atman), da sich die Unterscheidung ihrer Namen und Formen manifestiert hat.
Wenn sich Schaum, Blase und Welle manifestieren, weil sich der Unterschied ihrer Namen und Formen von reinem Wasser manifestiert hat, wird jetzt die selbe Substanz, Wasser, durch mehr als ein Wort bezeichnet. Vor der Differenzierung bleiben die Ideen ‘Schaum’, ‘Blase’, und ‘Welle’ verschmolzen mit der Idee von Wasser und wurden durch das Wort ‘Wasser’ mit impliziert.”

Und über Hegel:
“Was ist unter dem Nicht-Idellen zu verstehen? Seine Seinsweise ergibt sich aus der dialektischen Entgegensetzung gegen das Ideelle: Ist dieses durch begrifflichen Zusammenhang bestimmt, ist das Nicht-Ideelle als Getrenntsein, Auseinandersein – die elementare Erscheinungsweise der Natur – zu fassen. Auch die Natur, so Hegel, ist eine der Weisen der Idee(…), sich zu manifestieren, aber als ‘die Idee in der Form des Andersseins.’ Sie ist danach ebenfalls die Idee, aber eben in ‘nicht-ideeller’ Form.”

Ich sage: Die Natur in bekannter Gestalt ist nur als Bild in der Entstehung durch die Sinne. Sie wird gewonnen aus dem Emanationsstrang der Optionen zu unendlicher Explikation durch Abgriff, und sie erzeugt – insofern Entitäten hierüber Einigung erzielen (also durch Intersubjektivität) ‘Nachprüfbares’ – Existenz. Diese Sichtbarkeit manifestiert sich akkumulativ als Akt der Einigung über Welt.
Grundbestimmend hierfür ist die (übersinnliche) Anlage zu absoluter Komplexizität und Spezifikation. Durch Perpetuierung der Sicht wird das Spezifikum, das Bild gehalten, wird beständige Welt.
“Die Idee in nicht-ideeller Form” ist damit in ihrer Ausformung ihr lediglich höchst teilhaft, sie ist Exempel unter endlos vielen anderen.
Volkmann -Schluck über den Neuplatonismus Plotins: ” Das Naturhafte ist von dem Nous, dem Ort der Eide selbst, bereits so weit entfernt, daß es dem Eidos, also sich selbst, immerfort schon entgleitet und sich nur durch unaufhörliche Hervorbringung von wesensgleichen Einzelnen in sich selbst halten kann.”
Wie diese -statisch anmutende – Perpetuierung aber mit einer Teleologie zum Einen zusammenführbar wird? Vielleicht in der Summenbildung aller Vereinzelung und ihrer endlosen Perzeptionen, durch das Ens, das sie alle innehat und sich so befähigt, ganz zu schauen.

Hebungen

Taittiriya-Upanisad: “Um auch noch auf andere Weise zu beweisen, daß brahman existiert, lehrt die sruti, daß brahman Glückseligkeit und Entzücken (rasa) ist. Rasa ist das, was Freude und Befriedigung gibt. Brahman ist der höchste rasa. Durch den rasa von brahman erscheint dieses Universum, welches in sich ohne rasa ist, als voll von rasa. Liebe zu brahman könnte nicht entstehen, wenn Es nicht die Natur der Glückseligkeit hätte. Durch das Wort rasa wird angezeigt, daß brahman selbst Glückseligkeit ist. Alle Sinnesfreuden sind nur Widerspiegelungen jener höchsten Glückseligkeit des brahman. Man findet, daß die weisen Verehrer von brahman voller Freude sind, auch ohne äußere Dinge, die ihnen Freude geben. Für sie ist brahman, und nur brahman, die Freude und die Ursache der Freude. Sie sind in der ewigen Glückseligkeit brahmans, allein durch Selbstkontemplation. Daher existiert brahman, weil es die Ursache von Freude ist.”

“Der Mensch sucht Glück, das andauert. Aus Unwissenheit heraus sucht er es im Äußeren. Dabei scheitert er.”

“Wir müssen letztlich zugeben, daß brahman sogar als die Quelle aller Sinnesfreuden existiert.”

“Durch die uns vertrauten Sinnesfreuden können wir die höchste Glückseligkeit brahmans erahnen, welche durch einen Intellekt erreicht werden kann, der von allen Sinnesobjekten zurückgezogen ist. Man kann sagen, daß sogar jedes weltliche Vergnügen ein winziges Partikel der Glückseligkeit brahmans ist.”

“Wenn Wissen durch avidya verhüllt ist, wird die Glückseligkeit brahmans zu weltlicher Freude. Diese ist abgestuft je nach Intelligenz, karma und äußeren Umständen.”

Von hier schlägt sich wie von alleine ein Bogen zum Tantrismus:
“Der Tantrismus ist eine Erkenntnislehre, die auf der Untrennbarkeit des Relativen und des Absoluten basiert. Der Tantrismus betont die Identität von absoluter und phänomenaler Welt. Das Ziel des Tantrismus ist die Einswerdung mit dem Absoluten und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit. Da angenommen wird, dass diese Wirklichkeit energetischer Natur ist und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind, führt der Tantrismus äußere Handlungen als Spiegel innerpsychischer Zustände aus. Da Geist und Materie als nicht vollständig geschieden angesehen werden, ist der hinduistische Tantrismus diesseitsbejahend und benutzt psycho-experimentelle Techniken der Selbstverwirklichung und Erfahrung der Welt und des Lebens, deren Elemente als positive Dimensionen erfahren werden sollen, in denen sich das Absolute offenbart. Tantra stellt sich also hauptsächlich als spiritueller und mystischer Weg dar, der auf metaphysischen Annahmen beruht.” (Wikipedia)

Unter diesem Aspekt stellt sich auch die Frage nach der (Notwendigkeit einer) Enthaltsamkeit. Dient sie zuletzt der Hebung, die auch immer zuvorderst eine Hebung der Physiologie meint, da in dieser Physiologie eben der Geist erkennbarer wird? Geht es zuletzt doch um Anschirrung, Beherrschung, Nutzbarmachung jener Kräfte, die den Menschen energetisch über sich selbst hinausbringen können, durchaus – im Kontext – evoziert auch durch ‘Sinnesfreude’. Wir konfrontieren uns hier mit den Begriffen Ojas im Ayurveda ( Lebenskraft oder Essenz, die Gesundheit, Vitalität, auch im sexuellen Sinne) oder der Libido im Jung‘schen Sinne (nicht nur als sexuelle Energie verstanden, sondern als allgemeine psychische Energie, die das Streben nach allem Lebendigen und nach Sinn repräsentiert), oder auch dem Eros im platonischen Sinne (als der Drang nach wirklicher Lebendigkeit, der jedem Lebewesen innewohnt. Eros als einr Sog, der von dem Gott, den Platon psyché nennt, fortwährend ausgeht, um den Menschen immer mehr der Harmonie des Lebens anzunähern). (Nach Wikipedia)
Die westliche kirchliche Tradition aber, die all jene Energetik unter einen Generalverdacht stellt, gar mit einem Verdikt belegt, formulierte die Hinsicht ihrer Nutzbarmachung vielmehr zu einer Frage der Moral um und macht ihren Zweck allein zu einer ‘generationenerhaltenden’ Notwendigkeit. Energetische Teilhabe als Teilhabe am Noussphärischen ist ihr bekanntlich ein Fremdes.

Ganze Welt

Taittiriya-Upanisad: “Was wurde aus brahman, nachdem Es in seine eigene Wirkung eingetreten war? Es wurde das Körperliche, die Form (murta) und das Unkörperliche, Formlose (amurta). Die Formen und das Formlose blieben vor der Schöpfung in einem unmanifesten und undifferenzierten Zustand. Nach Beginn der Schöpfung werden sie differenziert – durch den atman, der in ihnen wohnt. Obwohl sie differenziert sind, bleiben sie doch eins mit dem atman, sowohl im Raum wie auch in der Zeit.
Außerdem wurde brahman zum nirukta (Definierten) und zum anirukta (Undefinierten). ‘Definiert’ nennt man ein spezifisches Objekt, das sich von anderen unterscheidet. Das ‘Gegenteil’ ist undefiniert. Nirukta und anirukta sind Attribute von murta und amurta – des Formhaften und Formlosen. …
Obwohl ‘nichtsichtbar’, ‘nichtdefiniert’ und ‘Nichtwohnsitz’ Attribute des Formlosen sind, gehören sie doch zur manifesten Welt, insofern sie nach der Schöpfung ins Sein gekommen sind. Sie gehören in die Kategorie des Differenzierten und nicht zu brahman, das unmanifest und die Ursache ist (das allerdings selbst auch formlos ist).

Der Upanisad begann mit den Worten ‘Brahman ist Wahrheit, Wissen und Unendlichkeit.’ Brahman, das Eine, transformierte sich in die Form und das Formlose. Außerhalb von brahman gibt es weder Form noch Formloses. Daher sagen die Kenner des brahman, daß brahman Wahrheit ist, daß all dies brahman ist.
Der Abschnitt begann mit der Frage: ‘Existiert brahman?’ Als Antwort wurde gesagt ‘Der atman wünschte: ‘Möge ich viele werden.’ Dementsprechend schuf er akasa und alles andere im Universum, das Manifeste und das Unmanifeste. Er trat in die Namen und Formen ein als Sehender, Hörender, Denkender und Wissender. Wir sollten verstehen, daß brahman existiert, der die Ursache von allem ist, der in allen Geschöpfen wohnt und der sich als Sehender, Hörender etc. manifestiert.”

Formloses, Unsichtbares ist noch immer Weltsein, nun in Feinstofflichkeit. Dies bietet Hinweis auf die Gesamtbestimmung von Welt: Welt ist noussphärisch ausgedehnt oder definiert, was weitgehend der alltäglichen Sinneserfahrung verschlossen ist. Und dieser Raum bildet erst das ganze Universum, das tiefer strukturiert ist als das Hiesige, das prä-materiell – aber energetisch materiell oder auch psychisch genannt werden kann.
Die Hiesigkeit ist eingefalteter Aspekt und ‘Projektion’ dieser Welt, Materiebildung basiert dabei auf psychischer, sensorischer Hervorbringung.
Volkmann Schluck über Plotins Neuplatonismus: “Die Verfassung eines Denkens, das sein eigenens Denkendsein vernimmt, verlangt, daß es sein eigenes Denken in die Gegenwärtigkeit des Vernehmens bringt, es bringt also in dem Schauen auch das darin Geschaute vor sich selbst, weil das Geschautsein des Schauens eben Dasein des Geschauten ist.”
Daß es dies in der uns bekannten Art tut, bedeutet nicht, daß es hierfür eine Apriorie besitzt, die sich nicht auch auf viele andere Explikationen verteilen kann, die alle für sich Intersubjektivitäten generieren –
denn das Geschaute muß von vielen geschaut werden um Welt zu werden, um Geltung als Welt zu erlangen. Je mehr Schau, desto mehr Geltung. Welt ist Übereinkunft von Sicht – von Sichtung – explizierter – ursächlich (weltlich) unexplizierter Informationsgehalte. Und die Mannigfaltigkeit dieser Gesichtspunkte, benannt als endlose Welten, ist dann in dieser Art ‘vorhandene’ Repräsentanz (oder gar Einlösung) des Unendlichen, des Einen.

Ideenlehren

Taittiriya-Upanisad: “Was ist satyam? Das, dessen Form sich nicht ändert, durch die es einmal erkannt worden ist. Dagegen ist das, dessen Form sich verändert (anrtam) falsch.
So sind alle Formen, die sich ändern, unwirklich, unwahr. Veränderlichkeit ist Falschheit. Die sruti sagt: “Alle Form, die sich verändert (vikara), ist nur ein Name, eine Schöpfung der Sprache. Was man ‘Lehm’ nennt, ist allein wahr (nicht die Töpfe, die daraus gemacht worden sind); so ist Existenz (sat) allein wahr.
Ist brahman also eine Ursache in der Art des Lehms? Dann wäre es ohne Intelligenz. So ist es aber nicht. Die sruti sagt:’Brahman ist Wissen (jnanam) und Bewußtsein.’ Es ist Wissen selbst, absolutes Bewußtsein, und nicht das, was weiß oder Wissen hat. Es ist nicht der Akt des Wissens, denn dann könnte Es nicht real und unendlich sein. Wenn Es der Wissende wäre, dann wäre Es ja der Veränderung unterworfen und wäre abgegrenzt vom Gewußten. Die sruti sagt: ‘Wo man nichts anderes sieht und nichts anderes kennt außer das Selbst – das ist das Unendliche (bhuman, brahman); aber wo man etwas anderes sieht und etwas anderes weiß – das ist das Endliche.”

Man beachte den Parallelismus zu Platons Ideenlehre, man beachte auch den Parallelismus zum platonischen/neuplatonischen Prinzip des Einen:

“Ideenlehre ist die neuzeitliche Bezeichnung für die auf Platon (428/427–348/347 v. Chr.) zurückgehende philosophische Konzeption, der zufolge Ideen als eigenständige Entitäten existieren und dem Bereich der sinnlich wahrnehmbaren Objekte ontologisch übergeordnet sind. Solche Ideen werden zur Unterscheidung vom modernen Sprachgebrauch, in dem man unter „Ideen“ Einfälle, Gedanken oder Leitbilder versteht, „platonische Ideen“ genannt. Auch Theorien anderer Philosophen werden mit dem Ausdruck „Ideenlehre“ bezeichnet, doch ist die Bezugnahme auf Platon und den Platonismus die weitaus häufigste Verwendung des Ausdrucks.

Platonische Ideen sind beispielsweise „das Schöne an sich“, „das Gerechte an sich“, „der Kreis an sich“ oder „der Mensch an sich“. Nach der Ideenlehre sind die Ideen nicht bloße Vorstellungen im menschlichen Geist, sondern eine objektive metaphysische Realität. Die Ideen, nicht die Objekte der Sinneserfahrung, stellen die eigentliche Wirklichkeit dar. Sie sind vollkommen und unveränderlich. Als Urbilder – maßgebliche Muster – der einzelnen vergänglichen Sinnesobjekte sind sie die Voraussetzung von deren Existenz. ”

“Das Eine (altgriechisch τὸ ἕν to hen, lateinisch unum) ist ein philosophischer Begriff, der ein höchstes Prinzip bezeichnet. Oft wird dieses Prinzip als absolut transzendent betrachtet; das heißt, es wird jenseits des Horizonts möglicher Sinneserfahrung verortet und soll auch dem gedanklichen Zugriff unzugänglich sein.” (Wikipedia)

Fülle des Nous

Taittiriya-Upanisad: “Im Arundhati-Nyaya (Gleichnis vom Morgenstern) zeigt man zuerst auf einen großen Stern, dann auf einen kleineren in der Nähe und dann auf den kleinsten (auf den man eigentlich hinweisen will). Ähnlich führen die Lehren dieser valli (Bücher/Kapitel) den Geist vom Groben zum Feinen, vom Feinen zum noch Feineren bis schließlich zum Allerfeinsten, dem atman, dem Selbst, das von den genannten fünf Hüllen umschlossen ist.”

Zur Erläuterung die fünf Koshas:

  1. Annamaya Kosha (Nahrungshülle):
    Die physische Hülle, unser Körper, die durch Nahrung, Wasser und Sauerstoff genährt wird. 2. Pranamaya Kosha (Lebenskraft-Hülle):
    Die energetische Hülle, die für die Vitalität, den Atem und die Lebensenergie verantwortlich ist.
  2. Manomaya Kosha (Geist-Hülle):
    Die mentale Hülle, die mit den Gedanken, Emotionen und dem Gefühlsleben verbunden ist. 4. Vijnanamaya Kosha (Erkenntnis-Hülle):
    Die intellektuelle Hülle, die für das Wissen, die Weisheit und das Verständnis steht.
  3. Anandamaya Kosha (Glückseligkeits-Hülle):
    Die spirituelle Hülle, die das Gefühl des Glücks, der Freude und der inneren Befriedigung repräsentiert.

In der umgekehrten Bewegung zur Stufenleiter zum Großen: Wie kann der Umschlag gelingen vom Quantum zum Nicht-Quantum, letztlich zum Unmateriellen, zum Geist? Dies kann ja nicht durch unendlich Quantitatives im/zum Großen wie im/zum Kleinen erreicht werden, denn so bliebe es ja doch immer Quantum.
Dies Problem könnte eher folgend behandelt werden, indem man sagt. Alles ist Geist, es braucht keinen Umschlag, denn der Umschlag zum Materiellen wäre lediglich illusionär, da in der ontisch herabreduzierenden Perzeption, man kann auch sagen: Quantum wie Materie ist nicht. Hiesiges Existent-Sein ist lediglich sensorische Hervorwölbung eines Emanationsstranges vorhandener Informationsfülle, die Verwirklichung dessen findet wiederum Grund und Verortung in einer apriorischen Intention. Daher auch soll man dorthin schauen nach der Anlage und sie bedenken und ihr nachgehen zum Subtilsten im Hiesigen – hin zur Wesenheit und Reinheit eben dieser Apriorie. Dort ist die eigentliche existentielle Verortung des Selbst in ontisch höherrangiger Seinsheit, Explikation aber meint deren Minderung. Minderung der Minderung dann ist Auslassung des Groben, die Entmantelung der Wesenhaftigkeit der Existenz zur Essenz des Seins. Man kann auch sagen: Das Quantum repräsentiert sensorische Absprachen einer Aspekthaftigkeit und ist dem Wesen nach Ergebnis, während das apriorisch-Psychische Eigenbestand und Initiativmöglichkeit aufweist. Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus Plotins: “Der Nous, der die Ideen denkt, ist die Manifestation der unverminderten Ursprungskraft, der selbst durch keine Beziehung beschränkt, im Nous als die unbegrenzte Fülle der geistigen Gestalten sichtbar wird.”

Traum und Hypostasen

“Welche ist der deva, der die Träume sieht? Vor dem Erreichen des Tiefschlafs hören Auge, Ohr etc. auf zu funktionieren und prana und die anderen Unter-pranas bleiben wach, um den Körper zu erhalten. In diesem Zwischenzustand sind die Sinne in diesem deva (dem manas) absorbiert, genau wie die Sonnenstrahlen in der Sonnenscheibe absorbiert sind. Dann sieht er im Traum seine eigene Größe und Herrlichkeit.
Er sieht in den Träumen, was in diesem Leben gesehen wurde und auch, was nicht gesehen wurde, d.h., was in früheren Leben erlebt worden war. Er sieht, was real ist, z.B. Wasser, aber auch was unreal ist, wie das Wasser einer Fata Morgana.
Im Traum lebt der mana in der hita-nadi (Energiekanal, der den Körper mit der Sonne verbindet) und im Tiefschlaf ruht er in der puritat-nadi (Energiekanal am Herzen). Der atman leuchtet aus sich selbst heraus in den Träumen.”

“Wenn er überwältigt wird durch Licht, dann sieht dieser Gott (der manas) keine Träume, und zu der Zeit steigt die Glückseligkeit im Körper auf.”

“Erläuterung: Im Tiefschlaf hört auch der manas auf zu funktionieren. Die Seele, der jiva erfährt Glück und nicht der Körper, der ohne Intelligenz ist. Der Kausalkörper ist im Tiefschlaf aktiv. Der Kausalkörper ist das Organ, durch das das Glück des Tiefschlafes (susupti) genossen wird. …
Während des Tiefschlafs (susupti) sieht der deva (manas) keine Träume, da das Tor des Gesichtssinnes geschlossen ist durch das Licht. Dann steigt Glückseligkeit auf.
Wenn der jiva (bzw. manas) überwältigt wird durch massives tamas, gelangt er in den tiefen Schlaf. Der jiva ruht in brahman. Dann ist nur ein dünner Schleier von avidya (Unwissen) zwischen ihm und dem höchsten Selbst. In samadhi, dem überbewußten Zustand, ist auch dieser Schleier der Unwissenheit zerrissen und der jiva verschmilzt mit brahman und erreicht höchstes Wissen. Das ist der Unterschied zwischen Schlaf und Samadhi.”

C.G. Jung sagt über das Wesen des bei ihm sogenannten großen Traumes: “Da aber alles Lebende nach seiner Ganzheit strebt, so findet gegenüber der unvermeidlichen Einseitigkeit des Bewußtseinslebens eine ständige Korrektur und Kompensation von seiten des allgemein menschlichen Wesens in uns statt, mit dem Ziele einer schließlichen Integration des Unbewußten im Bewußtsein oder besser, einer Assimilation des Ich an eine umfangreichere Persönlichkeit.”
Hier wird also die Möglichkeit einer Anbindung der individuellen Seele an den Archetypus und so an die Kollektivseele samt ihren Inhalten beschrieben. Dies entpräche einer Bindung an die Seinsart der plotinischen zweiten Hypostase; weiter hatte sich C.G. Jung nicht vorwagen können – zumal die (Nicht-) Qualitäten des Einen -nach dem Schlaf einem großen Vergessen anheimfallend – gar keine Möglichkeit der Beschreibung und Betrachtung böten. Indes sprechen wir im Kontext der Upanishaden tatsächlich von einem Offenbarungswissen, insofern handeln wir primär nicht von einer (zudem intersubjektiven) Empirie.
Die Upanishad indes beleuchtet eher die Qualität des Jiva (Seelenanteils) in der ersten Hypostase, welche plotinisch das allumfassende Eine meint. Hier kommt gar die totale Rückbindung, nämlich der Aufgang zur Präsenz der Seele in diesem Einen im Schlaf zum Tragen. Dies Erleben aber bleibt uns unbestimmt, entrückt, nicht erinnerbar. Das größte unseres Selbst bleibt uns so zugleich am fernsten.

Negative Theologie

“Die Weisen glauben, daß der vierte Zustand nicht das ist, was sich der inneren Welt bewußt ist, noch das, was sich der äußeren Welt bewußt ist, noch das, was sich beider bewußt ist, noch das, was eine kompakte Masse von Wissen ist, noch das, was einfach Bewußtsein ist, noch das, was unbewußt ist. Er ist unsichtbar, nichtrelativ, unbegreifbar, undefinierbar, nichtdenkbar, nichtbeschreibbar. Er ist die alleinige Essenz des Bewußtseins des Selbst, ohne jegliche Spur einer bedingten Welt; Er ist ganz Frieden, ganz Glückseligkeit, nondual. Dies ist der atman, das Selbst; er ist das, was zu wissen ist.”

“Der vierte Zustand (turiya) kann nicht in Worten beschrieben werden. Er ist der transzendente Zustand, der durch Meditation verwirklicht werden muß. Daher wird er in negativen Begriffen beschrieben.

Der atman ist nicht begreifbar, denn er befindet sich jenseits der Reichweite der Sinne. Er kann nicht definiert werden, denn Er hat weder Qualitäten noch Form, weder Farbe noch Form. Er hat keinen Klang und kann nicht berührt werden, Er hat weder Geschmack noch Geruch. Deswegen kann er nicht beschrieben werden. Der Leser könnte hier die Existenz des atman anzweifeln. Deswegen wird gesagt, daß der atman die eine und einzige Essenz des Bewußtseins des Selbst ist, absolute Existenz, das Selbst von allem, eine Verkörperung von Stille und Glückseligkeit, eins ohne ein Zweites, ohne Teile, homogene Essenz, akhanda-ekarasa. ” (Mandukya Upanishad)

Auch in den gnostischen Schriften von Nag Hammadi finden wir zentral die Bestimmungen einer theologica negativa. Zuletzt sind alle gnostischen und idealistischen Systeme wesenhaft monistisch und transzendieren daher den personalen Gott in einen Bereich totaler Entrücktheit und Unnennbarkeit, die aber zuletzt eben alles umfasst. Das göttliche Ens wird so ontologisch entbunden zur einzigen Ganzheit.

“Er ist von solcher Art und Gestalt und großem Wuchs
daß niemand anderes bei ihm war von Beginn an,
noch gibt es einen Ort, an dem er ist oder aus dem er hervor-
gekommen ist oder in den er gehen wird,
noch gibt es eine erste Form, deren er sich als Vorbild bedient, indem er wirkt,
noch ein Leiden, das ihm zu eigen ist, indem es ihm folgt in dem, was er tut,
noch eine Materie, die bei ihm niedergelegt ist, die erschafft, was er erschafft, noch gibt es ein Wesen in ihm, aus dem er zeugt, was er zeugt;
noch einen Mitarbeiter in ihm, der mit ihm arbeitet an den Dingen,
an denen er arbeitet.
Etwas in dieser Weise zu sagen, zeugt von Unwissenheit. Vielmehr sollte man von ihm reden als Gutem und Fehlerlosem, indem er vollkommen ist,
indem er voll ist,
indem er selbst das All ist.”

“Wenn er unbegreifbar ist, dann folgt daraus,
daß er nicht mit dem Verstand begreifbar ist,
unsichtbar durch irgendein Ding,
unaussprechbar durch irgendein Wort;
unberührbar durch irgendeine Hand.”
(Schriften von Nag Hammadi)

Zum Höchsten

“Der physische Körper des jiva ist auch der Körper des virat. Die ganze Welt ist der Körper des virat purusa. Die Gesamtheit aller physischen Körper ist virat. Die Totalität des groben Universums ist virat. Der menschliche Körper ist eine Miniaturausgabe des Universums. der Astralkörper (linga-deha, suksma-deha) des jiva (der individuellen Seele) ist auch der Astralkörper von hiranya -garbha. Der Kausalkörper (karana-sarira) des jiva ist auch der karana-sira von Isvara. Jiva ist nicht getrennt von virat, hiranya-garbha und Isvara. Die Gesamtheit aller subtilen Körper ist hiranya-garbha. Die Gesamtheit aller Kausalkörper ist Isvara. Die Glieder und Organe der individuellen Seelen sind auch Glieder und Organe der universalen Seele.” (Mandukya-Upanishad)

Und hier ein Wort zum Seelenanteil am Einen bei Plotin:
“Jede Seele hat, wie wir gesehen haben, einen höchsten Teil, der immer im Geist verbleibt. Folglich ist auch das geistige Erkennen eine Möglichkeit, die dem Selbst offensteht. Mehr noch: Die Daseinsform im Geist ist unser ursprüngliches und wahres Selbst, das lediglich durch die körperlichen Zusätze auf das Selbst der Erfahrungswelt reduziert wird”. (C.Tornau)

Letztlich konstituiert sich die Welt aus Wahrnehmung. Welt als solche ist ontisch nicht “fest” bestimmt, und es gibt derer viele, so viele eben, wie es (intersubjektive) Wahrnehmungsmöglichkeiten gibt. Alle Manifestation – auch die devaische – folgt diesem Prinzip und Ursprung. Die hohe Möglichkeit der Schaffung aber wird erreicht durch Seelenanteile im Nousspärischen, durch apriorische Intentionen von Entitäten also, die ontisch über den Wahrnehmungswelten und ihrer Objektivierungen stehen. Diese Entitäten finden sich verbunden zu einer allerhöchsten Ordnung, und dort ist (gnostisch) die Heimat des Ersten Menschen zu sehen -der prinzipiell die erste Objektivierung eines Ens-Seins zur Welt vollführt.

Aus sich selbst

“Wenn die Unwissenheit verfliegt, offenbart sich der atman, der bereits im Herzen scheint. Moksa ist nicht ein Ding, das man gewinnen kann. Moksa wird nicht erzeugt. Moksa ist schon da! Man muß brahman als sein eigenes Selbst erkennen, indem die Unwissenheit zerstört wird. Brahman ist nicht eine Sache, die von irgendwoher herbeigebracht wird. Er ist das Leben des Lebens. Er wohnt seit jeher im Herzen aller Wesen. Er ist die Seele aller Wesen. Die einzige Bemühung besteht darin, den Schleier der Unwissenheit zu entfernen. Wenn das geschehen ist, leuchtet brahman aus sich selbst heraus auf.”
(Mundaka-Upanishad)

Der Mensch also selbst ist somit zuletzt in seiner reinsten Essenz gottgleich (Besser: Ist Gott). Er hat ‘nur’ alles wegzunehmen, was diese Essenz, diesen Kern hindert und verstellt. Die Upanishad spricht in dem Kontext auch von einem Spiegel, der nur widerstrahlt, wenn er von Staub und Patina befreit wird.

Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus Plotins: ” ‘Sein’ erfährt aber erst dort seine Bedeutungserfüllung, wo es die Lebendigkeit des Aus-sich-selbst-seins meint, wie im Nous. Das Fürsichsetzen rührt von dem Verfallen des Seinsverständnisses in die zerstreut zerstreuende Abbildsphäre der Sinnendinge her. Das wirklich Seiende befindet sich in der Einheit von Usia und Leben, sofern es die eigene Selbstverwirklichung ist.”
Insofern könnte erfülltes Sein auch als eine Ekstasis zur Ganzheit bezeichnet werden. Und dies meint zuvorderst ein latentes Verwiesensein über jede Gewöhnlichkeit – im alltäglichsten Sein mit all seinen Normalitäten und niederen Bindungen – hinaus.

Meister Eckhart: “Soll daher das Herz Bereitschaft haben zum Allerhöchsten, so muß es auf einem reinen Nichts stehen, und darin liegt auch die größte Möglichkeit, die sein kann. Da nun das abgeschiedene Herz auf dem höchsten steht, so muß dies auf dem Nichts sein, denn in dem liegt die größte Empfänglichkeit.”
“Nun begehrt das abgeschiedene Herz gar nichts, es hat auch gar nichts, dessen es gern ledig wäre. Deshalb steht es ledig allen Gebets, und sein Gebet ist nichts anderes, als einförmig zu sein mit Gott. Das macht sein ganzes Gebet aus.”

“Gebet” heißt dann Hingabe (im vedantischen: Bhakti) an jenes Prinzip des Höchsten, und somit vollzieht diese einen Wandel zu solchem entsprechenden höchsten Sein. “Gebet” ist dauerndes Leben in solcher Zielführung – ist Hinwendung zum Selbst aus sich selbst – in Überschreitung und Abscheidung aller beschwerender Normativität zur (niederen) Welt.