Antikes Mensch-Tier Verhältnis

Für den levantinischen  Raum  erscheint  Jesus’ Ethik als revolutionär. Die ethischen Sätze  von Mahavira hingegen (für den Osten), wie auch jene  von Empedokles und Pythagoras, die jeweils umfassendere Formulierungen finden und dabei ethisch höher stehen, sind  bereits 500 Jahre früher – was in  Karl Jaspers’  Achsenzeit fällt –  getätigt.
Hat es damit zu tun, daß man aus Jesus einen Nicht- Essener – die von Pythagoras  beeinflußt beschrieben werden und somit die innere seelische Verbindung alles Belebten anerkennen- machte, so daß das kolportierte Jesuswort  die Tierwelt nicht bedachte und Paulus ruhigen Gewissens  sagen konnte: “Alles, was feil ist auf dem Fleischmarkt, das esset, ohne durch Nachforschungen euer Gewissen zu beschweren, denn die Erde ist des Herrn und ihre Fülle”?
Die zweitausendjährige Prägung zeitigt  die heutige Situation, die dem Tier nach wie vor nicht mehr als den Minder-Status  eines Zulieferers für die verschiedenen Bedürfnisse des Menschen zugestehen möchte.
Ein Blick auf  das antike Griechenland zeichnet ein ganz anderes   Bild, ein ganz anders konnotiertes  Mensch-Tier Verhältnis:
“Plato und seine Schule nehmen die pythagoreische Lehre von der Gleichheit der Menschen-und Tierseele an, denn sie statuieren die Seelenwanderung uneingeschränkt in Tier und Menschenform.”
(Detlef Weigt)
” Da uns nun die Tiere so verwandt sind und da sie nach Pythagoras gleiches Seelenleben mit uns haben, so muß mit Recht derjenige gottlos erscheinen, der sich des Unrechtes gegen sie nicht enthält. ”
(Porphyrios)
“Nicht aus den Fruchtessern werden Räuber und Feinde, aber aus den Fleischessern werden Schikaneure und Tyrannen.” (Diogenes)
“Die Verschiedenheit der Geistestätigkeit zwischen Tier und Mensch ist nur eine Graduelle.” (Porphyrios)
“Gerechtigkeit ist ein allgemeiner Begriff und schließt die Pflicht gegen die Tierwelt mit ein. Der Vegetarismus ist der alte historische Boden der Weisheit.” (Detlef Weigt)
“Keinerlei Wissen gibt das Wesen der Weisheit, nicht einmal das Wissen von den ewigen Dingen, wenn nicht die entsprechende Artung und Lebensweise hinzukommt ” (Porphyrios)
“Die Gesundheit pflegen soll man, aber nicht aus Furcht vor dem Tode, sondern um nicht behindert zu werden in der Erlangung der geistigen Güter. Denn wie soll ein Opfer heilig sein, gegen das selbst wir Unrecht tun?” (Porphyrios)
“Damals gab es keinen Mars und noch kein Kriegsgetümmel, Zeus regierte noch nicht, kein Kronos und kein Poseidon: Kypris allein war Königin. Aber noch troff kein Altar vom Blute gemordeter Rinder.”
“Wehe mir! Daß der Tod mich nicht rief, noch eh der Gedanke, solch einen schrecklichen Fraß mit der Lippe zu kosten, gedacht war.”
(Empedokles)
“Wenn wir nicht verstehen, wie das (mit den Tieren) zugeht, so liegt das daran, daß wir eben nicht in ihre Gedanken eingehen können, aber wir dürfen sie deshalb noch nicht der Vernunftlosigkeit beschuldigen.”(Porphyrios)
“Die Pythagoreer aber erhoben die Sanftmut gegen die Tierwelt zu einem Hauptmerkmal der Menschenliebe und Barmherzigkeit.”(Porphyrios)
“Wie einfältig, von den Tieren zu behaupten, sie empfänden keine Freude, hätten kein Gemüt, kennten keine Furcht, faßten keine Vorsätze, entbehrten der Erinnerung.”(Porphyrios)