Rumi, Schelling und die erste Scheidung vom Ungrund

Stanislav Grof: “Rumi, der persische Visionär und mystische Dichter aus dem 13. Jahrhundert, sagt über den Ursprung der Schöpfung: “Das Nichtsein brodelt vor ungeduldiger Erwartung, daß ihm Sein verliehen werde…Denn die Mine und Schatzhöhle, die Gott geschaffen, ist nichts als das in Erscheinung tretende Nichtsein.

Das führt mich unweigerlich zu Schelling:
Michaela Boenke über Schelling:” …Mit dem Urzustand des Seins beginnend, beschreibt Schelling den vorweltlichen Anfang des göttlichen Lebens als stilles Sinnen über sich selbst ohne alle Äußerung und Offenbarung. Noch ruht alles, es herrscht absolute Indifferenz, in der es weder Welt noch Bewußtsein gibt. Gott ist in diesem Zustand vor aller Bewegung und Unruhe, die reine Froheit in sich selber, die sich selbst nicht kennt, die gelassene Wonne, die ganz erfüllt ist von sich selber und an nichts denkt.” In ihm ist noch nichts unterscheidbar vorhanden, er ist noch völlig bewußtlos, ein “Ungrund”, der als solcher weder Ursache noch Urheber von irgendetwas ist. Aber in Gott ruhen seit Ewigkeiten jene gegensätzlichen Urgewalten, aus denen sich dann das gesamte Sein entwickeln wird; noch sind sie ungetrennt beisammen, in völliger Ungeschiedenheit, bis plötzlich eine tiefe Sehnsucht in Gott entsteht und beide Urmächte erwachen.
Das in Erscheinung tretende “Nichtsein” Rumis wird bei Schelling dann als “durch Liebe gemilderter, sanft gebrochener göttlicher Egoismus” qualifiziert.
Woher aber rührt die “ungeduldige Erwartung“, woher die “tiefe Sehnsucht“, woher überhaupt der erste Keim zum Dualen, zur Bewußtheit somit, wo doch nur ungeteiltes “Unbegrenztes”, “Unbewußtes” herrschte? Wie nur diesen bemühen, wenn man nicht doch eine Art Dualismus durch die Hintertür einführen wollte und somit das monistische Konzept unterminierte?
Und die Materie ist dabei Schelling nach nichts anderes als der “bewußtlose Teil Gottes”. Diesen zu vergeistigen, rückzuführen in die Bewußtheit bzw. Überbewußtheit, beschreibt meiner Ansicht nach der in Definition Religion formulierte Anspruch zur Durchdringung (und Ästhetisierung) des bewußtlosen Raumes und ist nur aus dem Unbegrenzten, dem großen Potential des Erkennens zu leisten, (das das Unbewußte in der Anlage wie in der Sukzesssion eigentlich in sich aufhebt-ich würde daher  lieber von einer “ewig vorhandenen Überbewußtheit” sprechen).