Aurisches Ei

Don Juan bei Carlos Castaneda: “Die Menschen sehen anders aus, wenn du sie siehst. Der kleine Rauch wird dir helfen, die Menschen als Lichtfasern zu sehen. Fasern wie, wie weiße Spinnenweben. Sehr feine Fäden, die zwischen Kopf und Nabel kreisen. Dann sieht ein Mensch aus wie ein Ei aus kreisenden Fasern. Und seine Arme und Beine sind wie leuchtende Borsten, die in alle Richtungen abstehen.”
“Sieht jeder so aus?”
“Jeder. Außerdem steht jeder Mensch mit allen anderen Dingen in Berührung, doch nicht durch seine Hände, sondern durch ein Büschel langer Fasern, die aus dem Mittelpunkt seines Leibes sprießen. Diese Fasern verbinden den Menschen mit seiner Umgebung. Sie halten ihn ihm Gleichgewicht. Sie geben ihm Stabilität. Daher ist der Mensch, wie du vielleicht eines Tages sehen wirst, gleich ob Bettler oder König, ein leuchtendes Ei, und es ist unmöglich, irgend etwas an ihm zu verändern.”

Gottfried de Purucker, Aurisches Ei: “Dieser Ausdruck gehört völlig zu den tieferen Lehren des Okkultismus, der Esoterischen Philosophie. Wenig kann daher hier darüber gesagt werden, außer daß es die Quelle für die menschliche Aura wie auch für alles andere ist, was die siebenfache menschliche Konstitution enthält. Es hat gewöhnlich eine Eiform, daher sein Name. Es erstreckt sich vom Göttlichen bis herunter zum Astral- Physischen und ist der Sitz aller monadischen, spirituellen, intellektuellen, mentalen, emotionalen und vitalen Kräfte und Fähigkeiten der siebenfachen menschlichen Konstitution. Seiner wahren Essenz nach ist es ewig und bleibt während der Pralayas (Auflösungsprozesse des Universums) ebenso wie während der Manvantaras (Zeitalter des Manu) erhalten; notwendigerweise jedoch in stark veränderter Form in diesen beiden großen Perioden kosmischen Lebens.”

Diese Korrelation hat freilich den tieferen Grund einer Offenbarung im Sinne des Wortes, einer Einsicht und Ansicht nämlich durch erweitertes Sehen, ein echtes Wissen, das einst entsprechend festgeschrieben und tradiert wurde. Diese Ansicht meint nicht Mythos und Symbol, sondern ganz konkret Erfahrenes, Erfahrbares. Daß dieses Wissen als esoterisch benannt wird, meint auch, daß die Kultur des Theismus es verstanden hatte, solche Einsicht über tiefere Seinsbedingungen dauerhaft und erfolgreich zu unterdrücken, so daß der Mensch fortwährend seiner Möglichkeit entfremdet wurde, zu forschen, zu erkennen, sich (ontisch) seinem eigentlichen Wesen nach wissentlich zu bestimmen. Ein weiteres tut die Sprache – sie ist besetzt und antiquiert und symbolgeladen – tatsächlich aber ist die Frage nach dem feinstofflichen Zustand des Menschen eine der Aktualität anzupassende Thematik der modernen wissenschaftlichen Methode und (ontologischen) Empirie.