Nonlokale Seele

Plotin: “Noch klarer und deutlicher wird der Seele Kraft und Wesen, wenn man nur hierbei seine Gedanken darauf richtet, in welcher Weise sie den Himmel umfasst und durch ihren eigenen Willen führt. Seiner ganzen Ausdehnung nach soweit er reicht, hat sie sich ihm dargegeben und in jedem Abstande, sei er groß oder klein, ist er beseelt, wobei die körperliche Masse anders und anders gelegen ist, das eine Stück hier das andere dort befindlich, die einen am entgegengesetzten Weltort, die anderen sonst durch Abstand von einander getrennt; die Seele aber ist mitnichten so beschaffen, sie zerstückt sich nicht in Teile und bringt dann das Einzelding mit einem Seelenstück zum Leben, sondern alles lebt vermöge der ganzen Seele, sie ist ganz allerwärts zugegen, dem Vater der sie erzeugte es darin gleichtuend, daß sie Eines und daß sie überall ist.”

Demnach ist hier von einem Panpsychismus zu sprechen, und die Ausdehnung als Hervorbringung des Psychischen ist hierbei als nachgeordnet in einem Modus der Bildwerdung (der Materialität) verortet, die uns (auf eindringliche Weise) unsere Welt als reale Hervorbringung erscheinen läßt. Die Grundlegung dieser Materialität ist dabei vor jeder Ausdehnung und Position, ist daher nonlokal und im Sinne einer Weltkonkretion potentiell. Gleichwohl meint dieses apriorische Sein eine Fülle höherer Seinsdichte. Ähnliches wird in der Quantenphysik, die von der prämateriellen energetischen Grundlegung handelt, u. a. im Gesetz von der Verschränkung beschrieben. Es gibt hier keine zeitliche und örtliche Trennung, (die ja zuletzt und wesenhaft Abzählung zum diskreten Zustand ist) sondern nur mit aller Bedeutung gefüllte Präposition zum Materiellen. Will die Seele sich ihrer inneren Anlage nach selbst bekannt werden, kann sie ihrer (raumzeitlichen) Defizienz entkommen; sie aktiviert dann zunehmend übergreifende Dispositionen und zieht sie in ihre Schöpfung (die Welt meint), denn: “Was ferner Vieles ist, das bedarf so vieler Dinge, als es ist, und da jedes dieser Dinge mit den anderen in ihm verbunden ist und nicht auf sich selbst steht, weil es der anderen bedarf, so ist ein derartiges Wesen sowohl im einzelnen wie auch im Ganzen bedürftig.” (Plotin)