Energie und Bild

Meister Eckhart sagt: “Es ist eine Frage, und sie ist schwer zu beantworten, wie die Seele es aushalten könne, ohne daß sie stirbt, wenn Gott sie in sich drückt. Ich sage: Alles, was Gott ihr gibt, das gibt er in sich (= in Gott) aus zweierlei Gründen: Der eine ist der, daß, wenn er ihr irgendetwas ausserhalb seiner gäbe, sie das verschmähen würde. Der zweite ist der, daß, weil er ihr in sich selbst (= in Gott) gibt, sie darum in dem Seinigen und nicht in dem Ihrigen empfangen und ertragen kann; denn das Seinige gehört ihr. Da er sie aus dem Ihrigen herausgebracht hat, muß das Seinige das Ihrige sein, und das Ihrige ist im eigentlichen Sinne das Seinige. So also vermag sie es in der Einigung mit Gott auszuhalten.”

Was aber ‘außerhalb’ der Seele stünde, das sind diejenigen Aspekte, die in nicht-geistige Richtung schauen, die so erst Welt und Materie enstehen lassen, – was leztlich Sicht meint – Geistiges in Reduktion, in ganz unvollständiger Manifestation. Hier sogar passend ein Querverweis zu Einsteins bekanntester Gleichung: “Einstein fand heraus, daß Energie E und Materie m sich ineinander umwandeln lassen. Die berühmte Formel E = mc² drückt dies aus, wobei c für die Lichtgeschwindigkeit steht. Man könnte Materie bildhaft als ‘verfestigte Energie’ bezeichnen. (T. Bührke)
Und hierzu sei dann C.G. Jung angefügt:
“Da Psyche und Materie in einer und derselben Welt erhalten sind, überdies miteinander in ständiger Berührung stehen und schließlich beide auf unanschaulichen transzendenten Faktoren beruhen, so besteht nicht nur die Möglichkeit, sondern sogar auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß Materie und Psyche zwei verschiedene Aspekte einer und derselben Sache sind.”
Man kann hier weiter sagen: Materie und Psyche sind hierarchische Hervorbringung der Nousspähre – diese bringt Seele hervor, und Seele erst als unterer Bereich der geistigen Hypostase Materie. Hierher gehört nun der Begriff der Energeia als einer Größe (aus dem Seelischen!), die Tätigkeit, Tatkraft, Bereitschaft zur Verwirklichung meint. Seele schafft Materie. Alles lebt und webt durch die Weltseele.
Ich meine daher, daß Materie nicht als ein Medium, nicht ein für sich Bestehendes benannt werden kann, sondern daß Materie als ein reines Attribut der Hervorbringung, als ein – existentiell weit gemindertes – Resultat des (nach unten hervorbringenden) Geistes betrachtet werden muß.
Man kann dabei sagen: Materie ist wesenhaft nicht aus sich selbst, daher nur scheinbar Außen. Außen, das ist Zuschreibung aus dem nicht sich selbst gewahren Einen, das so Außenperspektiven als unvollständige Möglichkeiten zur Betrachtung erzeugt. Es gilt aber, diese Zuschreibungen zu überkommen zu einer Formulierung, die nur das Eine als Urheber benennt. In dem Maß, in dem das Außen verliert, verliert der Schein und gewinnt die Seele an selbsreferenzieller Klarheit und steigt entsprechend auf.