Buddhismus, Erscheinung

Das tibetische Totenbuch: “Es gibt keinerlei Erscheinungen getrennt von denen, die aus dem Geist hervorgehen. Die ungehinderte Natur des Geistes nimmt alle möglichen Arten von Erscheinung an. Doch auch wenn diese Erscheinungen auftreten, sind sie ohne Dualität. Und sie gehen natürlich wieder in die Modalität des Geistes auf, so wie Wellen in das Wasser des Ozeans zurücksinken. Welche Namen auch immer man den unablässig auftauchenden Objekten der Benennung gibt, sind sie in Wirklichkeit nur die eine Natur des Geistes, und diese eine Natur des Geistes ist ohne Grundlage und ohne Wurzel. Darum ist sie überhaupt nicht wahrnehmbar in irgendeiner Richtung. Sie ist nicht wahrnehmbar als Substanz, denn ihr mangelt es in jeder Hinsicht an innewohnender Existenz. Sie ist nicht wahrnehmbar als Leere, denn sie ist die Resonanz von Gewahrsein und Glanz. Sie ist nicht wahrnehmbar als Vielheit, denn sie ist die Unteilbarkeit von Glanz und Leere. Dieses vorhandene innere Gewahrsein ist auf manifeste Weise strahlend und klar, und obwohl kein Hilfsmittel bekannt ist, wodurch es hergestellt werden könnte, und obwohl dieses Gewahrsein ohne innewohnende Existenz ist, kann man es doch erfahren. Wenn man es also durch Erfahrung kultiviert, werden alle Wesen befreit.”

Meister Eckhart sagt in seiner Sprache nichts anderes: “Die Seele hat keinerlei Unterschied  gegenüber unserem Herrn Jesus Christus; nur hat die Seele ein gröberes Sein, denn sein Sein ist mit der ewigen (göttlichen) Person (des Sohnes) verbunden.
Denn soweit sie (= die Seele) ihre Grobheit ablegt – und könnte sie sie völlig ablegen -, so wäre sie ganz dasselbe (wie Christus), und alles, was man von unserem Herrn Jesus Christus aussagen kann, das könnte man auch von der Seele aussagen.”