Omne bonum deo, omne malum ab homine

“Die Tatsache, daß die Gegensätze als Götter erscheinen, kommt von der einfachen Erkenntnis, daß sie sehr mächtig sind. Die chinesische Philosophie erklärte daher, es seien kosmische Prinzipien und nannte sie yang und ying. Je mehr man die Gegensätze trennen will, umso größer wird ihre Macht. ‘Wenn ein Baum in den Himmel wächst, reichen seine Wurzeln bis in die Hölle hinunter.”, sagt Nietzsche. Und doch ist es oben und unten der selbe Baum. Für unsere westliche Mentalität ist es charakteristisch, daß wir die zwei Aspekte in antagonistische Personifikationen trennen: Gott und Teufel. Und es ist gleicherweise charakteristisch für den fröhlichen Optimismus der Protestanten, daß der Teufel taktvollerweise vertuscht wird, jedenfalls in der jüngsten Vergangenheit. Omne bonum deo, omne malum ab homine, ist die unbequeme Konsequenz.” (C.G.Jung)

Dies nun Signum des Theismus, das Böse, das ursächlich ja nur aus dem Ureinen erklärt werden kann, wird nun, um Gott gleichsam reinzuhalten, ihn zu schonen, vornehmlich in die Verantwortung, in den Bereich des Menschlichen verlegt.
Um dieses Bild zu affimieren, ist es also daran gelegen, den Menschen zwar zum Guten zu beauftragen, gleichzeitig ihn aber außerhalb der vollständigen Möglichkeit zum Guten zu stellen. Dies entspricht dem Menschenbild im Theismus: Die Affirmation der Hiesigkeit, der Gefallenheit und der ohne Gottes Gnade unüberwindbaren Fehlbarkeit macht Gott erst seiner Art nach notwendig und läßt ihn kontrastieren zum gemeinhin angenommenen Bild des Allmächtigen, so wird zugleich der Erlösungsgedanke zwingend, das Dogma unverzichtbar. Die Selbstverantwortung zum Bösen überwiegt dabei die Möglichkeit der Teilhabe am Guten, da diese nur in der partiellen Bestimmung ermöglicht wird. Dem entgegen ist aber jener, in dem alle Potenz ungetrennt vorhanden ist, sei es Numinoses und Hiesiges, sei es Gutes und Böses, zur totalen (Selbst -) Entwicklung und Verantwortung beauftragt und kann nur in dieser Seinsweise einen Ausweg aus dem gefallenen Zustand finden. Wie in einer Nahtoderfahrung offenbart: Es gibt das Böse, weil der Mensch dies will. Dies aber heißt, die Schuld ist zwar im Menschen, die Möglichkeit zur Beendigung dieses Zustandes aber ebenso. Aufgrund der individuellen und so globalen Emanationsstufe, die weit vom Ursprung verortet ist, ist dies in diesem (unseren) Zeitalter aber verunmöglicht.

Fichte: “Es ist eine abgeschmackte Verleumdung der menschlichen Natur, daß der Mensch als Sünder geboren werde; wäre dies wahr, wie könnte doch jemals an ihn auch nur ein Begriff von Sünde kommen, der ja nur im Gegensatze mit einer Nichtsünde möglich ist? Er lebt sich zum Sünder; und das bisherige menschliche Leben war in der Regel eine im steigenden Fortschritte begriffene Entwicklung der Sündhaftigkeit.”