Spiritualität und Erkenntnis

Immer wieder ist von etablierter Seite die Vorgabe festzustellen, daß man Spiritualität mit Klerikalem, Suche nach Göttlichem mit christlich religiösem Dogma gleichsetzten möchte. Dies synonym zu denken ist letztlich nur und simpel Ausdruck unserer frühkindlichen (Schul-)Konditionierung. Kirchenkonservative Kreise ergehen sich turnusmäßig in Diskriminierung zwischen Zuständen des wahren Glaubens und den „geistesschwachen“ Haltungen, die man bereitwillig im (nebulösen)Bereich der Esoterik zu verorten geneigt ist. Dabei bezeichnet das Wort „Esoterik“ ursächlich die Exklusivität einer inneren, tiefsten und ältesten Geheimlehre. Und die übersteigt demnach schon per definitionem das christliche (dogmatisiert/partielle) Glaubensverständnis. Was die Kirche aus diesem/ihrem Anspruch vor allem eliminiert hat, ist das “Streben nach Erkenntnis”, das man  ausgetauscht hat durch Gottvertrauen, oder besser gesagt – durch Unterwürfigkeit.
In diesem Zusammenhang kann man ein folgendes Zitat von Albert Einstein einführen „Für mich ist das Streben nach Erkenntnis eines von denjenigen selbständigen Zielen, ohne die für den denkenden Menschen eine bewusste Bejahung des Daseins nicht möglich erscheint“.
In dem Kontext muß sich erschließen, warum die Kirche folgerichtig erkenntnisfeindlich zu agieren hatte: Denn sie bejahte ja eben nicht das Dasein, sondern verortete (bzw. stieß) es in die Abgeschiedenheit, in das Jammertal. Ihr Irrtum. Denn wir sind nicht daher abgeschieden, weil wir vom Baum der Erkenntnis gekostet haben, sondern im Gegenteil, weil wir die Erkenntnis zur Sünde verbannt haben.