Bewußtsein, apriorisch

“Was die Philosophie anging, so drehte sich nach wie vor fast alles um die Frage, wie Freiheit zu denken sei. Hölderlin nahm Anstoß an Fichtes Behauptung, das Ich setze alle Realität und damit auch sich selbst, außerhalb dieser Realität gebe es gar keine. An Hegel schreibt er im Januar 1795, ‘ein Bewußtsein ohne Object ist aber nicht denkbar, und wen ich selbst dieses Object bin, so bin ich als solches notwendig beschränkt, sollte es auch nur in der Zeit seyn, also nicht absolut; also ist dem absoluten Ich kein Bewußtsein denkbar, als absolutes Ich hab ich kein Bewußtsein, und insofern ich kein Bewußtsein habe, insofern bin ich (für mich) Nichts.’ ” (J. Kaube)

Das Ich und das Bewußtsein ist jedoch in Deckung zu bringen mit dem Einzigen der monistischen Ansicht, das so Subjekt wird. Objekte sind schließlich Teil vom Ich-Bewußtsein, und Bewußtsein selbst ist nicht ichgebunden, sondern vielmehr apriorischen Charakters, im Ich erscheint es lediglich gebrochen, ist es nur rudimentär belebt und will zu sich selbst gelangen.
Sollipsistisch ist dies nur bis zu dem Punkt, an dem das Verständnis vom Ich eben weitergeführt wird, indem es sich hinausbildet aus dem Ego-Ich und zurück- und hineinbildet zum höheren, eigentlichen Ich. So spricht Fichte prinzipiell von einer Stufung des Ichhaften. Die Objekte und ihre Relationen (schließlich das raumzeitliche Ich) werden hierbei ontologisch gemindert und sind schon nach-bewußt. Man kann auch sagen: Sie sind für sich alleine gesehen sich überlassene Produkte aus vorhergegangenen Bewußtseinsprozessen. Das Überlegen – selbt nur in Relationen herleitbar – weicht der Schau, das raumzeitliche Ich zeigt sich als Außenstelle des höheren Ich und verliert ganz sein Subjekt-Sein – steigert aber zugleich sein Bewußt-Sein zum An-Sich-Sein. Man könnte hier auch anfügen: Hölderlin fehlt die Konzeption des apriorischen Ich, wie etwa ausgedrückt in der Theosophie durch die Theorie der verschiedenen ineineinander verbundenen Leiber, die von der hiesigen in die höheren Welten ragen und in wechselseitiger Determinierung ein Eines bilden.

C.G.Jung sagt: “Die Seele muß als eine Funktion angesprochen werden zwischen dem bewußten Subjekt und den dem Subjekt unzugänglichen Tiefen des Unbewußten. Die aus diesen Tiefen wirkende determinierende Kraft (Gott) wird durch die Seele abgebildet, d.h. sie schafft Symbole, Bilder, und ist selbst nur Bild.”
Und mit Verweis auf Meister Eckhart: ” …Hier spricht es Eckhart deutlich aus, daß Gott in einer unzweifelhaften Abhängigkeit von der Seele steht, und zugleich, daß die Seele die Geburtsstätte Gottes ist. … Die Wahrnehmungsfunktion (Seele) erfaßt die Inhalte des Unbewußten und als schöpferische Funktion gebiert sie die Dynamis in symbolischer Form.”

Zuletzt bilden die Apriorien des Ich in summa die Definition des Einen (Monismus).

Upanishad

Die Dinge stehen höher als die Sinne,
Der innre Sinn steht höher als die Dinge
Und höher als der innre Sinn die Buddhi (intuitive Intelligenz):
Noch höher steht als sie das Große Ich. (Welsteele gleich brahman, das Eine)