Zur theistischen Dämonie

C.G.Jung: “Rückschließend aus der Natur der Komplexe besteht nach dieser Ansicht das Unbewußte wesentlich aus inkompatiblen Tendenzen, die wegen ihrer Immoralität der Verdrängung verfallen. ” (Nach Freud)

“Der allgemein verbreitete Geisterglaube ist ein direkter Ausdruck der Komplexstruktur des Unbewußten. Komplexe sind nämlich recht eigentlich die lebendigen Einheiten der unbewußten Psyche, deren Vorhanden- und Beschaffensein wir in der Hauptsache nur durch die ersteren erkennen können.”

Man würde hier nun primär and den Bereich der Moral und Sitte denken, aber tiefer als die Faktoren, die zu kultureller (sittlicher) Prägung gereichen, greift die Tatsache, daß dem Menschen vor allem die Teilhabe am (einzigen) geistigen Prinzip – das potentielle ‘Eins-Sein’ – innewohnt. Dieser Verhalt -weil der Mensch eben aus dem Geist stammt – arbeitet sich auf die eine oder andere Art immer nach oben, wird aber in aller Regel nicht bewußt gemacht oder gar rational nachvollzogen, sondern vielmehr nur diffus gefühlt, oft als fremd einsortiert, als Irritation und störend für die lebenspraktische Anpassung empfunden und entsprechend verdrängt oder überwölbt mit außengerichteten Geschäftigkeiten oder Surrogaten aller Art. Zugelassen wird der geistige Impuls – wenn überhaupt – dann in aller Regel nur in einer Filterung und Bearbeitung am kulturellen Kontext und seinem ursächlich von außen angetragenen Erwartungshorizont. Hierbei werden die geistig (religiösen ) Impulse, die als eigen erlebt wahrgenommen werden, im theistischen Verständnis solcher Prägung gemäß als Fehlinterpretation gedeutet, da nur von Gott aus geistig/transzendentes Tun zu erfolgen hat. Wenn aber dieser Impetus eine gebührende Dynamik entfaltet, ist eine Verdrängung ohne weiteres nicht mehr möglich, und so kommt es zu einer Umlenkung der Begrifflichkeit und der Inhalte, die nun von außen aktiv als Einwirkung der Dämonie benannt werden können, um diese (Eigen-) Dynamik eben erklärbar zu machen, sich der Häresie zu entlasten, selber gesitiges Agens zu sein. Es ist zu vermuten, daß im Verlauf der Kirchengeschichte die Hölle immer evidenter wurde, weil der Mensch sie auf diese Art erst genährt und mit allerhand entsprechenden Entitäten zu füllen gewillt war.