Flüchtige Welt

Konversation zwischen Carlos Castaneda und Don Juan Matus über die Einnahme eines Entheogens zur Erweiterung der Sicht:
“Warum muß man rauchen? Warum kann man nicht einfach von sich aus sehen lernen? Ich habe ein sehr ernstes Verlangen, genügt das nicht?”

“Nein, das genügt nicht. Sehen ist nicht so einfach, und nur der Rauch kann dir die Schnelligkeit geben, die du brauchst, um einen Blick auf diese flüchtige Welt zu werfen. Sonst würdest du nur schauen.”
“Was verstehst du unter einer flüchtigen Welt?”
“Wenn du siehst, dann ist die Welt nicht so, wie du jetzt glaubst, daß sie sei. Vielleicht kann man von selbst lernen, diese flüchtige Welt zu erkennen, aber das ist nicht gut, weil der Körper der Belastung nicht gewachsen ist. Mit dem Rauch dagegen leidet man nie unter Erschöpfung. Der Rauch gibt einem die nötige Schnelligkeit, um die flüchtige Bewegung der Welt zu erfassen, und gleichzeitig hält er den Körper und seine Kraft intakt.”
Plotin:(Existenz einer Vielheit von Formen): “Die so geartete Seele nun, die in eine entsprechende Materie eingegangen ist…, ist der Mensch; und im Körper… hat sie menschliche Gestalt… und die dazugehörigen rationalen Strukturen bzw. Charakterzüge, Dispositionen und Fähigkeiten – alles in abgeschwächter Form, weil dieser Mensch nicht der erste ist. Und dementsprechend hat sie auch andere sinnliche Wahrnehmungen, die ganz klar zu sein scheinen, aber im Vergleich mit denjenigen, die vor ihnen da sind, abgeschwächt und Abbilder sind. Und der Mensch oberhalb von diesem gehört dann bereits zu einer göttlicheren Seele, die einen besseren Menschen und klarere Sinneswahrnehmungen hat.” (!)
Der Physiker David Bohm:
“Ich vertrete folgende Ansicht: Die Erklärung des Seins liegt weit außerhalb der Grenzen der Wissenschaft. Es dehnt sich gewissermaßen aus. Die Raumzeit die wir kennen, ist nur ein Teil des Seins. Daher glaube ich, dass es eine verborgene Dimension gibt. Was die Wissenschaftler verstehen können, sind die Ordnungen, die an die Oberfläche getreten sind. In gewissem Masse können wir die Gesetze verstehen lernen, die in dieser sichtbar gewordenen Ordnung herrschen. Aber weil diese Gesetze alle aus einer verborgenen Ordnung kommen, ist die Frage nach dem Ursprung einfach sinnlos. Das ist etwa ähnlich, wie wenn wir ein Fernsehprogramm in der Mitte einschalten und dann fragen, was vorher passiert ist. Jedenfalls liegt uns die an die Oberfläche getretene Ordnung vor Augen und um sie besser zu verstehen müssen wir uns fragen, woraus sie sich entwickelt hat. Damit wird aber ein Existenzbereich jenseits der Wissenschaft betreten. Möglicherweise dringen die Wissenschaftler damit in einen religiösen Fragenbereich ein.”

Hierzu meine Bemerkung: All dies Ferne und Ungeklärte wird ja zukünftig  noch zur Wissenschaft, wird empirisch erschließbar werden! Daher bedeutet die begriffliche Verfestigung einer Aufspaltung in  Religion und Wissenschaft zuletzt einen hinderlichen Dualismus (des Denkens). Der echte Wissenschaftsbegriff  ändert vielmehr den Begriff der Religion und ebenso geschieht dies umgekehrt: Die eigentliche Definition von Religion  impliziert einen viel  kompletteteren Wissenschaftsauftrag bzw. -horizont als gemeinhin proklamiert und angenommen.