Ist vom Yoga die Rede, denken Viele primär an diverse Körperübungen zur Erlangung einer besseren Gesundheit. Zudem hat das Bild der Meditation zwar allgemein Eingang in das Bewußtsein gefunden, es wird jedoch zumeist ganz profanisiert als Mittel der Entspannung und des allgemeinen Wohlbefindens aufgefaßt, herabtransformiert gar zur pastellfarbenen Belanglosigkeit harmoniesierender Illustrationen in Apotheken- und Krankenkassen – Postillen. Keineswegs ist die Sicht auf den gesundheitlichen Aspekt dabei per se falsch: Schon in alten vedischen Zeiten wurde gelehrt (Shatapatha): “daß derjenige, der für sich selbst die Veda-Rezitation vornimmt, dadurch geistig trainiert wird, so daß er seine Sinne bezwingt, innere Befriedigung gewinnt und an Erkenntnis wächst, ganz abgesehen davon, daß er gut schläft und sein eigener Arzt ist.”
Freilich meint aber die Beruhigung und Versenkung hier nur eine Propädeutik zum eigentlichen Zweck des Yoga, denn hierüber darf die grundsätzliche spirituelle -vom Körperlichen befreite, ja den Körper zurückweisende – Zielsetzung nicht vergessen werden, “Die Erkenntnis des All-Geistes wird in Absetzung zu Sankhya nicht theoretisch, sondern durch praktische Übung realisiert. Die Asanas dienen der Sitzhaltung, die für die Meditation besonders günstig ist. In der Meditation kommt es zu der Zurückziehung der Sinnesorgane von den Objekten und der Vergessenheit des eigenen Ich in der Abwesenheit körperlicher Empfindung und Befindlichkeit. “(Glasenapp)
Dieses yogische Vorhaben ist übrigens völlig identisch mit der neuplatonischen Ansicht über die kontemplative Versenkung, wie folgendes Zitat über die Mystik Plotins beweisen mag: “Nur wenn der Schauende sich nicht reflexiv auf sich selbst zurückwendet, kommt das Schauen zur Erfüllung. Solange es noch selbsständig dem Geschauten gegenübersteht, hat das Schauen sein Sein noch außer sich.” (Volkmann Schluck)