Ist Plotins Philosophie theologisch?

Könnte man dem Neuplatonismus Plotins den Vorwurf machen, er sei vom Denken ganz auf eine Mystik ausgerichtet und daher  prinzipiell eher  theologisch als philosophisch ?
Was die Frage nach dem Mystischen betrifft, sprechen wir von der Frage nach den Seinsbedingungen der Welt im Ganzen wie des Menschen im Expliziten. Dies ist eine ontologische Frage – die Frage nach den Seinsbedingungen ist eine urphilosophische. Das Problem ist eher, daß einst die Theologie sich dieser Frage ermächtigt und sie in philosphischen Mißkredit gebracht hat.
Es ist dabei das Verdienst Plotins,  -aus akademischer Sichtwarte- eine ursprünglich im Mythischen verankerte Gnosis in eine philosophisch -metaphysische Form transformiert zu haben. Über Bruno und Berkeley, über Goethe und Schelling kommt dieses Denken auf die Neuzeit und macht uns bewußt, daß die mystische Implikation  bei Plotin (Plotin soll laut der vita plotini des Porphyrios  viermal im Leben einen mystischen Endzustand erreicht haben) nicht als Theologie zu verstehen ist, in der ein Gott-Sein “philosophisch” unterfasst werden soll,  sondern daß ein anderes, ein vollständigeres, gar ein höchstes Sein aus der -philosophischen-Erkenntnis einer moralischen, physischen und intellektuellen Unvollkommenheit (die unbestritten ist), als eine Fortsetzung, eventuell gar ein  Gegenstück in anderen Hypostasen einzuräumen ist, womit  der Unterschied verschieden bedingter Seinsbereiche also bereits zur philosophischen Notwendigkeit wird, somit natürlicherweise auch ein  Erstreben dorthin erkannt ist und daraus eine Teleologie resultiert.  Dieses  Proklamat eines zu erweiternden Seinsbegriffes fußt nicht zuletzt auf der Überlegung über den (nicht) objektivierbaren Wahrheitsgehalt des Wahrgenommenen, der zu der idealistischen Grundannahme von der Raumzeitlichkeit als einer Reduktion zu einem Trugbildes überleitet.  Hegels Denken zum guten Beispiel fußt ganz und gar auf einer auf dieser Einsicht  resultierenden Zweckbestimmtheit und Zielgerichtetheit. Nicht umsonst sieht Hegel  in Plotin “die Vollendung der griechischen Philosophie.”