Plotin: “…die Zweiheit ist erst das Zweite, sie kommt von dem Einen her, dieses ist erst ihr Bestimmendes während sie selbst von sich aus ‘unbestimmt’ ist; und erst wenn sie bestimmt wird, ist sie Zahl. Zahl aber ist gleichsam Substanz, und Zahl ist auch die Seele, denn nicht Massen sind das erste oder Größen; die massigen Dinge hier; die die Wahrnehmung für seiende hält, sind später; so ist auch in dem Samen nicht die Flüssigkeit das Wertvolle, sondern das, was man nicht sieht, und das ist Zahl und Begriff. Die Zahl also von der man in der geistigen Welt spricht, und die Zweiheit sind Formbegriffe und sind Geist; indes ist die Zweiheit unbestimmt da sie gleichsam als zugrundeliegender Stoff begriffen wird, die Zahl aber, die aus ihr und dem Einen entsteht, ist Form indem jedes einzelne (der geistigen Prinzipien) gleichsam von den in es eintretenden Gestalten geformt wird; dabei wird es auf eine Weise durch Einwirkung des Einen, auf die andere aber durch eigenes Tun geformt so wie das Sehen in seinem Vollzuge; denn das Denken des Geistes ist ein Sehen welches blickt; und beide sind eins.”
Eine Computeranalogie hilft hier zu einer Veranschaulichung und gibt zugleich Einblick in das (diskrete) Wesen unserer Wirklichkeit: Das Eine und das Zweite bilden ein binäres System. Dieses liegt allem zu Grunde, hat für sich genommen aber noch weder Form noch Impetus, steht jedoch zur Verfügung für die substanzielle Bestimmung der Verhältnisse und Quantitäten, die aus ihnen gebildet werden können. Die Anordnungen innerhalb dieser potentiellen (Vor-) Substanz geben so eine Präposition zum Weltsein, evozieren später ein Resultat.
Die Anordnung der Eins und der Zwei (die Programmierung) ist dabei geschehen in der Einwirkung des Geistes, der den Impetus, die Idee, die Sinnhaftigkeit in die Quantitäten einpflanzt. Die Formung durch Perzeption (das “Sehen im Vollzuge”) exekutiert dann erst im Betrachter das Bild , wird somit Welt (Welt des Betrachters). Die Idee wird erst im Beobachter (schein-) real und konkret und schließlich perzeptiv fest und konstant, somit wird sie im (uns so erscheinenden) Dasein zur Form gehalten (die eben dieserart nur in der Betrachtung existiert).