Das Dazutun

Arthur Schopenhauer sagt: “Alle Befriedigung, oder was man gemeinhin Glück nennt, ist eigentlich und wesentlich immer nur negativ und durchaus nie positiv. Es ist nicht eine ursprünglich und von selbst auf uns kommende Beglückung, sondern muß immer die Befriedigung eines Wunsches sein. Denn Wunsch, d.h. Mangel ist die vorhergehende Bedingung jedes Genusses. Mit der Befriedigung hört aber der Wunsch und folglich der Genuß auf. Daher kann die Befriedigung oder Beglückung nie mehr sein als die Befreiung von einem Schmerz, von einer Not: denn dahin gehört nicht nur jedes wirkliche, offenbare Leiden, sondern auch jeder Wunsch, dessen Importunität (Unumgänglickeit, Schroffheit) unsere Ruhe stört, ja sogar auch die ertötende Langeweile, die uns das Dasein zur Last macht.”

Hingegen die positive Aneignung als ein Dazutun: Aneignung, die nicht auf Wunsch und seiner Kompensation liegt, sondern ein Dazutun ist aus vorhander Fülle, mehr noch im Gegenteil zur Kompensation eine Notwendigkeit aus einem Überfluß des Herzens, des Geistes, der Seele generiert wird und so einen Mehrwert herstellt, etwas herbeiführt, was vorher im bekannten Seinsradius derart nicht in Existenz war. Dies meint eine wahre Bewirkung von Glück für die eigenen Belange, die aber zur Beglückung außerhalb des eigenen wird. Dieses Dazutun folgt dabei einer inneren Notwendigkeit in der Hinwendung zum Sein selbst, das sein Eigensein über dem Sein des Ich verortet.
Meister Eckhart sagt: “Das innere Erkennen ist jenes, das sich als vernunftartig im Sein unserer Seele fundiert, indessen ist es nicht der Seele Sein, vielmehr wurzelt es darin und ist etwas vom Leben der Seele, das heißt vernünftiges Leben, und in diesem Leben wird der Mensch als Gottes Sohn und zum ewigen Leben geboren; und diese Erkenntnis geschieht ohne Zeit und Raum, ohne ‘Hier’ und ohne ‘Nun’. In diesem Leben sind alle Dinge eins, alle Dinge miteinander alles und alles in allem und ganz geeint.”
Angesichts diesem Satz heißt eine gelungene Biographie nicht, daß das Leben im Ich in Hinsicht der Suche nach dem gemeinhin so bezeichneten Glück gelingen mag, sondern vielmehr, daß man dem Schicksalslauf des Ich – vollzogen nach höherem und zudem mitgestalteten Gesetz – im steten positiven Sich-Beziehen auf eben das Höhere, das Eine gelungen begegnet.