Heisenberg, Platon, moderne Naturwissenschaft

Einige möchten das griechisch-antike Philosophentum perspektivisch nur als Aufbruch eines archaischen mythischen Bewußtseinsstandes in den Stand der Rationaliät betrachten. Sie meinen mit dem Rationalen aber zugleich  einen Bezug zu einem Realismus, der sich an das Gegebene hält, Hiesiges untersucht und einen nutzbringenden -dann materialistisch orientierten- Pragmatismus hervorbringt, das heißt -vereinfacht gesagt-  sie meinen Aristoteles. Sie übergehen dabei die (initiatische) Weisheits-Tradition, die von Beginn an in besonderer Weise griechisches Denken ausmacht, das von Orpheus , Pythagoras über Empedokles, Platon bis Plotin unf Proklos von einer Weisheit als Wissen kündet,  das nicht -wie man zu unterstellen bereit ist-in die Weltflucht führt, sondern im Gegenteil  das Nebulöse und Ungeklärte  in einen verbesserten, der Ratio genügenden-  Seins- Begriff  zu überführen gewillt ist.
Hierzu beschreibt Werner Heisenberg im Rekurs auf Platon den Bogen zum Heute:
Es ist vielleicht keine unangemessene Übertreibung zu behaupten, daß einige der alten Probleme in der jüngsten Zeit ihre klare und endgültige Lösung gefunden haben. … Die Philosophie des Materialismus, die im Altertum durch Leukipp und Demokrit entwickelt worden war, hat seit der Entfaltung der neuzeitlichen Naturwissenschaften im 17. Jahrhundert im Mittelpunkt vieler Erörterungen gestanden, und sie ist – in der neuen Form des dialektischen Materialismus – eine der treibenden Kräfte in den politischen Verhältnissen des 19. un 20. Jahrhunderts gewesen. Wnn philosophische Vorstellungen über die Struktur der Materie eine solche Rolle im menschlichen Leben spielen können, wenn sie in der europäischen Gesellschaft fast wie ein Sprengstoff gewirkt haben und vielleicht in anderen Teilen der Welt noch ebenso wirken werden, so ist es um so wichtiger zu wissen, was unsere gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Kenntnisse über diese Philosophie zu sagen haben. Um es etwas allgemeiner und richtiger auszudrücken: Man darf hoffen, daß eine philosophische Analyse der jüngsten naturwissenschaftlichen Entwicklung dazu beitragen kann, die widerstreitenden dogmatischen Lehrmeinungen über die angeschnittenen grundsätzlichen Fragen zu ersetzen durch eine nüchterne Anpassung an eine neue Situation, die schon für sich allein als eine Revolution des menschlichen Lebens auf der Erde betrachtet werden kann. Aber auch abgesehen von der Einwirkung der Naturwissenschaft auf unsere Zeit mag es von Interesse sein, die philosophischen Diskussionen im alten Griechenland mit den Ergebnissen der experimentellen Naturwissenschaft und der modernen Atomphysik zu vergleichen. Vielleicht sollte ich das Ergebenis eines solchen Vergleiches schon hier vorwegnehmen. Es scheint, daß in der Frage nach der Struktur der Materie Plato der Wahrheit viel näher gekommen ist als Leukipp oder Demokrit, trotz des enormen Erfolges, den der Atombegriff in der modernen Naturwissenschaft hat.”