Plotin, Bruno, Tantrismus

Werner Beierwaltes zum Neuplatonismus: “Das diskursive, dialektische, als solches schon Einheit intendierende Denken ist zumindest für die in Zeit verflochtene Seele das Medium, ihr eigentliches Selbst zu entdecken; sie hat sich das für sie selbst zunächst unbewußt in ihr wirkende und zugleich ihr transzendent bleibende Sein des Nous bewußt zu machen: Im Bild und durch es realisiert sie ihr eigenes Ur-Bild. Dadurch wird sie im zeithaften Bezug bewusst dasjenige, was sie vom grunde her an sich schon ist. …
Das bewußt gemäß dem Nous Leben ist die Bedingung zur authentischen Transformation der Seele in ihn. Darin realisiert sich Selbsterkenntnis als Erkenntnis des eigenen urbildhaften Grundes. Das dianoetische (diskursive) Denken begreift in sich selbst eine Möglichkeit, die es selbst übersteigt, der es sich jedoch übereignet , ‘wir gehören ihm’, erreichen aber gerade durch diese Übereinstimmung unser eigentliches Selbst.’

Zu Giardano Bruno, Actaeon Werner Beierwaltes: “(Die Erinnerung) hat in dem Bereich der durch Zeit bestimmten welthaften Unendlichkeit die Spuren der Ideen, d.h. das, was vom Absoluten oder wahren Unendlichen als Erscheinung sich zeigt, zu entdecken und auf seinen paradigmatischen Grund zurückzuführen; die ‘Schatten’ oder das aenigmatische Sich-Zeigen von Wahrheit oder Schönheit im Bild des Ur-Bildes haben eine vermittelnde Funktion. Diese das Absolute im Schatten bewußtmachende Erinnerung führt also gemäß dem Vernunft und Affekt einenden ‘furore eroico’ nicht zu einer emotional verdeckenden, sondern zu einer die Sinnlichkeit und das Denken vom Grund her klärenden Erleuchtung.”

Hier sei der philosophische Ansatz des hinduistischen Tantra wegen seiner großen ontologischen wie intentionalen Ähnlichkeit zur Seite gestellt:
“Der Tantrismus ist eine Erkenntnislehre, die auf der Untrennbarkeit des Relativen und des Absoluten basiert. Der Tantrismus betont die Identität von absoluter und phänomenaler Welt. Das Ziel des Tantrismus ist die Einswerdung mit dem Absoluten und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit. Da angenommen wird, dass diese Wirklichkeit energetischer Natur ist und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind, führt der Tantrismus äußere Handlungen als Spiegel innerpsychischer Zustände aus. Da Geist und Materie als nicht vollständig geschieden angesehen werden, ist der hinduistische Tantrismus diesseitsbejahend und benutzt psycho-experimentelle Techniken der Selbstverwirklichung und Erfahrung der Welt und des Lebens, deren Elemente als positive Dimensionen erfahren werden sollen, in denen sich das Absolute offenbart.” (Wikipedia)