Karl Marx und Tierrecht

An besseren Tagen möchte man zu einigen Veganern und Tierrechtlern, die in neodystopisch-marxistischer Manier gleich noch den ganzen Rest der Welt mitzuretten gedenken, wie mit Nestor bei Sophokles sprechen: ‘Nicht tadl’ ich dich: dein Thun ist recht, dein Reden schlimm.’
Der Hintergrund für diese kleine Polemik: Wiederholt versucht ein – besonders lautstarker- Teil der “veganen Szene” ausgerechnet Karl Marx zur ‘Befreiung der Tiere’ -und ebenso gleich zur Befreiung des Menschen – heranzuziehen. Zur Befreiung des Menschen nach Marx wären aber nun an dieser Stelle die Bücher von Cortois, “Schwarzbuch des Kommunismus” oder Alexander Solschenzizyn, “Archipel Gulag” heranzuziehen. Die Frage dann, ob wir heute noch eine Befreiung im Sinne von Marx wollen können – wollen dürfen – klärt sich nach der Lektüre eigentlich von alleine. Die Frage, was Karl Marx nun tatsächlich mit “Tierrecht” zu tun hat, ebenso. Nämlich genau gesagt überhaupt nichts. Zum Stammvater der linken veganen Szene hat ja eben jene daher auch TOLSTOI gekürt. Und der war “noussphärischer” (oder: neuplatonisierender) Christ. In Wirklichkeit heißen die Stammväter des Veganismus -für das westliche Denken- Pythagoras und Empedokles (in deren Tradition steht Tolstoi), und deren Welt-und Menschenbild schließt sich mit dem materialistisch-mechanistischen Weltbild von Karl Marx vom Grunde her aus. Insofern könnte man den ‘marxistische Veganismus’ als nichts anderes als den Versuch einer feindlichen (ideologischen) Übernahme der Thematik zu eigenen Zwecken bezeichnen und daher sollte dies also entsprechend eingeordnet und behandelt werden.
Der Begriff der “Freiheit”, wie wir ihn uns heute vorstellen, ist im Marxismus indes gar nicht vorgesehen.
Ein explizit marxistisches Motiv ist etwa die totale Dienstbarmachung und Unterwerfung bzw. Transformation der Natur unter den Willen und Zweck des Menschen. Die Freiheit des Menschen wird dabei immer nur von einer Anthropologie der Produktion aus gedacht (und die ihm versprochene Autonomie wird dem produzierenden Kollektiv untergeordnet und löst sich somit sogleich wieder auf). In diesem Sinne ist der höchste Zweck des Menschen ein ökonomischer. Auch Bewußtsein, das Marx den Tieren gar nicht zuspricht, ist für ihn nur ein Derivat materieller Produktion, zu der das Tier eben wie zu Logik, Kulturleistung usw. keinerlei Befähigung hat. Wie will also alleine anhand des gerade Gesagten die antispeziesistische Linke mit Marx ihren Antispeziesimus untermauern? Ein Ding völliger Unmöglichkeit!