“Rupert Sheldrake sieht in den Körperfunktionen nur auslösende Aktivitäten, die im Kosmos erhaltene Gestaltmuster zum Schwingen veranlassen. Das hat sicherlich den Vorzug, daß sich übersinnliche Vorgänge leichter einbeziehen lassen. Ferner vereinfacht es den Gedanken, daß mit dem Tod des Leibes die geistigen Inhalte – wenn man will, die Seele – nicht zerstört werden.
Allerdings schaffen diese Vorteile mehr neue Probleme als daß sie Fragen beantworten: Wo stecken beispielsweise die Identität und die Unvergänglichkeit des Ich? Bringt das Ich nur kosmische Gestalten zum Schwingen, dann vergeht es gerade mit dem Tod des Körpers. Ist das Ich in leiblosen Strukturen zu suchen, dann ist nicht klar, wie es ohne die Anregungen durch die im Körper gebündelten Funktionen seine Individualität und seine lebendige Existenz erhält. Zerfließt es dann nicht einfach im Meer der möglichen Formen und Gestalten?” (Günter Ewald)
Tatsächlich aber ist das Ich ja in seiner eigentlichen Existenz schon apriorisch geistig existent, entstammt zuvorderst dem Unbestimmten:
Zum Neuplatonismus Volkmann Schluck: “Was das gewordene Sein auch sein mag, ein jedes muß Gestalthaftigkeit und Anblickbarkeit besitzen. Es ist ein umgrenztes Eines und Dieses, das in seiner Diesselbigkeit gegen alles andere abgegrenzt ist. Der Ursprung alles bestimmten und daher beschränkten Seins kann daher selbst nicht an eine Gestalt gebunden werden. Er ist ‘gestaltlos’ und da er ‘vor’ dem Noetischen liegt, nicht Usia. Jedes ‘Sein’ (Usia) enthält das Angesprochensein auf die Einheit einer umgrenzten Gestalt, ist Gewordensein zur noetischen Form. Der Ursprung des Seienden ist daher selbst ein Nichts, und nur als Nichts kann er Ursprung der Wesen sein. …
Das Nichts bedeutet nicht Nichtigkeit, sondern als Nichtsein aller eidetischen Bestimmtheit eine alles Seiende an Seinsrang überragende Weise zu sein.”
Nun aber, zwischen dem weltlichen Ich und dem Selbst (im Sinne etwa C.G.Jungs), letztlich also der Weite der Weltseele als die das “Seiende an Seinsrang überragende Weise”, liegt eine dem Körper-Ich apriorische, Ich-identitätsstiftende Vermittlung, wie etwa im Samkhya im Konzept des Ichmachers (ahamkhara) dargestellt:
“Der Ahamkara, vermöge dessen wir uns für handelnd und leidend usw. halten, während wir selbst, d.h. unsere Seele, davon ewig frei bleiben.” Richard Garbe
” Im Samkhya ist ahamkara das zweite Entfaltungsprodukt der Urmaterie Prakriti; das erste ist buddhi (der urteilende Intellekt), das dritte manas, die Instanz, die Eindrücke und Erfahrungen verarbeitet und dem urteilenden Intellekt übermittelt. Somit ist Ahamkara als materielles Erzeugnis an sich ein Teil der unbewussten Natur. Es verbindet sich aber mit Purusha, der ewigen Urseele, und erweckt dadurch den Eindruck von Bewusstheit. Ahamkara bewirkt den irrigen Glauben, dass wir handeln oder etwas erleiden; in Wirklichkeit ist Purusha, das wahre Wesen der Seele, nach der Samkhya-Lehre unveränderlich und daher von solchen wechselnden Zuständen frei. Ahamkara ist die erste Ursache der Täuschung (abhimāna), nämlich der irrigen Meinung, die Objekte und Handlungen, mit denen das Bewusstsein zu tun hat, seien auf ein Subjekt, ein “Ich” bezogen, das etwas vollbringt oder erlebt. Ahamkara hängt mit dem Vorherrschen der Rajas-Guna zusammen, der Neigung zu leidenschaftlichem Handeln.” (Wikipedia)