In einem großen Garten und dort in Arbeit versunken, kam mir der Gedanke über die prinzipielle Unfaßbarkeit der Tatsache, daß der ganze Bestand an Pflanzen, die gesamte Fauna, die dort gedieh, eben dies nur vermochte, weil die Wetterumstände es immer gerade so erlaubten. Die kleinste Abweichung im Mittel der Temperaturen oder im Maß der Sonneneinstrahlung aber würde schon eine Pflanze, vielmehr eine ganze Art komplett zum Verschwinden bringen. Das Gleichgewicht, das Regulativ, das einem Warm ein Kühl, einem Trocken ein Feucht folgen läßt – in einer immer für diese Anfordernis gerade genügenden Art- möchte einem daher fast unglaublich, weil der Zusammenkunft der Bedingungen nach quasi unendlich unwahrscheinlich, vorkommen.Warum wohl diese spezifischen Wetterbedingungen nicht einfacheben auch aus dieser diffizilen Ordnung herausfallen könnten?
Während dieser Überlegung begann ich aber das Objekt dieser Umstände, also die Pflanze, nicht als bedingungsabhängiges, sondern als zentrales, subjektives Prinzip, in dem sich die es umgebenden Umstände spiegeln, zu begreifen: nicht die Umstände sind es, denen die Pflanzen ihr Leben verdanken, sondern es muß schlicht genau diese sichtbare Fauna vorhanden sein, über die man sich zu wundern vermag. Denn wären die Bedingungen andere, wäre die Fauna entsprechend auch eine andere, und man würde sich entsprechend über diese andere Fauna wundern können.
Diesem Wirk-Zusammenhang bin ich ein gutes Jahr später in einem naturwissenschaftlichen Werk über Paralleluniversen begegnet. Man nennt dies das anthropische Prinzip .Von John Barrow und Frank Tipler (” Physik der Unsterblichkeit”) postuliert, besagt es, daß wir in einem Universum zu leben scheinen, das von einer Reihe unabhängiger Variablen abhängt, bei denen eine winzige Veränderung ausreichte, um es unbewohnbar für jedwede Form von Leben zu machen. Und trotzdem existieren wir. Das anthropische Prinzip behauptet, der Grund warum wir hier seien und diese Frage überhaupt erwägten, folge aus der Tatsache, daß genau die richtigen Werte für die Variablen vorlägen.
Offensichtlich hatte ich mich intuitiv einem Erklärungsmodell angeschlossen, das in einer Art Umkehrschluß zu den üblichen Welterklärungsmodellen das So-Sein aus der äußeren Bedingtheit in das Innen eines zentriert subjektiv aus Sich-Perzipierenden gelegt hat.