Kepler, Eckart, Seelenvermögen

Es zeugt nicht von Zufall, daß Johannes Kepler das geozentrische Weltbild verwarf und gleichzeitig von ‘einem Vermögen der Seele’ sprach, ‘das nicht nur bloß dem Menschen, sondern auch den wilden Tieren und dem lieben Vieh eigen ist’, denn Kepler ging s-so kann man sagen- bei Pythagoras in die Lehre – und dies tat auch Plato; und der große, von theologischer Finsternis umgebene Platoniker des Mittelalters, Meister Eckhart, sprach zur Erklärung seines Einheitsgedankens gar von der Gleichheit der Engel und Insekten. Diese Sichtweise ergibt sich aus dem idealistischen Monismus von ganz alleine: Der Unterschied zwischen Mensch und Tier -wie auch jeder andere Unterschied- ist ein gradueller, aber nie ein essentieller.

In diesem monistischen Zusammenhang sei auch Meister Eckhart wie folgt zitiert: “Nun begehrt das abgeschiedene Herz gar nichts, es hat auch gar nichts, dessen es gerne ledig wäre. Deshalb steht es ledig allen Gebets, und sein Gebet ist nichts anderes, als einförmig zu sein mit Gott. Das macht sein ganzes Gebet aus.”

“Jederart Vermittlung ist Gott fremd. … Unterschiedenheit gibt es weder in der Natur noch in den Personen entsprechend der Einheit der Natur. Die göttliche Natur ist Eins, und jede Person ist auch Eins und ist dasselbe Eine, das die Natur ist. Der Unterschied zwischen Sein und Wesenheit wird als Eins gefaßt und ist Eins. Erst da, wo es sich nicht mehr in sich selbst verhält, da empfängt, besitzt und ergibt es Unterschied. … Im Unterschied findet man weder das Eine noch das Sein noch Gott noch Rast noch Seligkeit noch Genügen. Sei Eins, auf daß du Gott finden könntest! Und wahrlich, wärest du recht Eins, so bleibest du auch Eins im Unterschiedlichen, und das Unterschiedliche würde dir Eins und vermöchte dich nun ganz und gar nicht zu hindern. Das Eine bleibt gleichmäßig Eins in tausendmal tausend Steinen wie in vier Steinen, und Tausendmaltausend ist ebnso gewiß eine einfache Zahl, wie die Vier eine Zahl ist.”