Attribut des Denkens

Schopenhauer: “Spinoza hatte mit seiner Lehre, daß die denkende Substanz und die ausgedehnte Substanz eine und dieselbe Substanz ist, die bald unter diesem, bald unter jenem Attribute aufgefaßt wird; oder daß Geist und Leib eine und dieselbe Sache ist, die bald unter dem Attribut des Denkens, bald unter dem der Ausdehnung aufgefaßt wird, zunächst den Cartesianischen Gegensatz von Leib und Seele aufheben wollen: auch mag er erkannt haben, daß das empirische Objekt von unserer Vorstellung desselben nicht verschieden ist.
Schelling nahm nun von ihm die Ausdrücke Denken und Sein an, welche er allmälig denen von Anschauen oder vielmehr Angeschautem und Ding an sich substituierte. Denn das Verhältnis unserer Anschauung der Dinge zum Sein und Wesen an Sich derselben ist das große Problem, dessen Geschichte ich hier skizziere; nicht aber das unserer Gedanken, d.h. Begriffe, da diese ganz offenbar und unleugbar bloße Abstraktionen aus dem Anschaulich Erkannten sind, enstanden durch beliebiges Wegdenken oder Fallenlassen einiger Eigenschaften und Beibehalten anderer; woran zu zweifeln keinem vernünftigen Menschen einfallen kann. Diese Begriffe und Gedanken, welche die Klasse der nichtanschaulichen Vorstellungen ausmachen, haben daher zum Wesen und Sein an Sich der Dinge nie ein unmittelbares Verhältnis, sondern allemal nur ein mittelbares, nämlich unter Vermittlung der Anschauung: diese ist es, welche einerseits ihnen den Stoff liefert und andererseits in Beziehung zu den Dingen an sich, d.h. zu dem unbekannten, in der Anschauung sich objektivierenden selbsteigenen Wesen der Dinge steht.”

Alle Objekte (Objektivierungen) sind nach der Perzeption. Ihre Grundlegung aber ist feinstofflich, was ja ebenso ‘geistig’ meint.
Dasein als Gedachtes geht indes schon auf Parmenides zurück. Gedanken somit, die über die der Anschauung nachgeordneten Abstraktion des Verstandes (englisch: mind) hinausreichen, können apriorische Gedanken genannt werden – Gedanken an sich, genuines Denken als Weltenvoraussetzung, welches sich realisiert im Vollzug des geistigen inneren oder höheren Wesens (spirit) – im Menschen. Die Deduktion aus dem Oben, das Ingenium als Einfließen dieses denkerischen Seins aus dem Eidetischen in die prä-reduzierte gehirnliche Potenz (dann mit der Bestimmung zur Reduktion zu Welt durch körperliche Übersetzung) ist ontisch das einzige wirklich ‘Vorhandene’, innerhalb dem der Denkende selbst eine Veräußerung dessen darstellt, was zu sich selber zurückzufinden hat, denn alles Äußere ist seine dem eigentlichen Sein entstofflichte Kreation. Daher auch ist keine Trennung zwischen solchem Denken und (eigentlichem) Sein. Der Genius als Schutzgeist in der Antike läßt erkennen, daß ein handelndes Agens höherer Abkunft mit Einwirkung in das weltliche Subjekt angenommen ist (das freilich im idealistischen Sinne nur seine perzeptive Außenstelle meint und für sich selbst besehen gar nicht wirklich existiert.) Jenseits der Personifizierung meint dies Konzept vom Ingenium vor allem Anteil und substantielles Sein, wie Licht aus dem eigenen Lichte. Nachgeordnet sind freilich die Welt-Gestaltungen, die im Weltlichen verbleiben, Abstraktionen (vager) Einsicht oder Dranges, und die Reflexion über diese muß dazu kommen, daß sie auf das eigentliche (geistige und einzige ) Sein zurückgeführt werden.