“Geist” verstehe ich im folgenden im Kontext des Deutschen Idealismus als “Sein, das sich dem direkten sinnlichen Zusammenhang entzieht”, ( Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Metzler )
Eine Definiton von Religion durch Jiddu Krishnamurti, wonach Religion so viel bedeute, wie etwa die Gewahrwerdung der Totalität des Seins bzw. des Daseins: Dies schließt alles Körperhafte mit ein, freilich unter Gewahrwerdung der Körperhaftigkeit als Akzidens des Geistigen als einer höheren Seinsebene. Wenn man von “Gedanken” spricht, verstehe ich darunter eine Bewegung des Geistes, nicht einen auf das Hirnorganische reduzierbaren physiologischen Prozeß. Gedanken, wie sich nachher zeigen wird, kann man so auch als feinstoffliche Taten qualifizieren. Geist ist nicht als körperliche Bedingung aufzufassen, vielmehr verhält es sich so, daß Körper selbst Geist ist, allerdings in einer durch reduzierte Perzeption vorgegebenen Verfestigung oder Vergröberung. ( Hazrat Inayat Khan: “Der Geist ist in seiner Beschränktheit das, was wir Materie nennen, die Materie in ihrer Feinheit ist das, was Geist genannt werden kann.” /C.Turnau über Plotin: “Die Daseinsform im Geist ist unser ursprüngliches und wahres Selbst, das lediglich durch die körperlichen Zusätze auf das Selbst der Erfahrungswelt reduziert wird.”) Die (ich sage: patristische und cartesianische) Trennung von Körper und Geist führt also auf eine falsche Fährte, weil sie die substanzielle Verwandtschaft beider Bereiche negiert, weil sie einen nicht vorhandenen Dualismus generiert. Geist ist als feinstoffliche Fortsetzung des Körperlichen zu verstehen, Körper ist hingegen das Resultat fragmentierter Wahrnehmung der (geistig konstituierten) Körpersinne: (Meister Eckhart zum Körpelichen und bei ihm so Nicht-Existenten: “Was die Sinne hinausgetragen haben…”, und der Physiker Nick Herbert:“The world exists when we don´t look at it in some strange state that is indescribable, at that moment we look at it it becomes absolutely ordinary.”
Der Körper ist als Verstetiger dieser Fragmentierung also als elementares Hemmnis für eine umfassendere Erkenntnis anzusehen. So geht es auch bei vermeintlich auf den Körper gerichteten Praktiken keineswegs um eine Befassung mit dem Körper um des Körpers Willen, sondern vielmehr ist das Ziel dessen Überwindung, die körpergebundene Wahrnehmung soll zur geistigen Wahrnehmung erweitert werden, dies ist durch die Energetisierung der im Körper eingebundenen feinstofflichen Zentren zu erreichen.
Ein esoterischer globaler Unterstrom: Die Subebene des chinesischen Denkens (als chi) wäre im Neuplatonismus das Eine, aus dem Geist und Seele (der unterste Teil der Seele mit Körperzusatz) emanieren. Auch hier sind die (hierarchischen) Ebenen durchlässig, denn sie sind ontologisch keinsewegs getrennt. Damit das eigentliche (geistige) Leben gelingt (-geistiges Leben = aufsteigende Bewegung durch feinstoffliche Existenzebenen-), ist es notwendig , das körperliche Leben zu überwinden. Schließlich heißt das Ziel, den Reinkarnationszyklus zu verlassen bzw. zu beenden.
Ein Aphorismus von mir zur Mystik (von ihrem prozessualen Aspekt aus gesehen):
“Mystik ist die in sich ruhende Bewegtheit. ”
“Bewegtheit” kann hier als eine Notwendigkeit aus der Potenz, aus dem schöpferischen Impetus oder ganz allgemein als ein Signum der sich konstituierenden Vielheit, mit der man resoniert, verstanden werden. (warum die Potenz aber tatsächlich überhaupt zur Emanation kommt, bleibt vorerst das malus metaphysicum [Leibniz]). “In sich ruhend” meint eine Selbstreferenzialität, die das Selbst als das Alles identifiziert und so aber kein Selbst mehr sein kann. Es gibt somit kein Außen, keinen geographischen Himmel, sondern vielmehr die Gewahrwerdung der eigentlichen und einzigen Existenz (die eben aus sich selbst existiert). Insofern besteht eine Resonanz zur Implizität des Wirklicheren, der höheren und wahrhaften Seinsart (die nämlich zunächst Geist ist). “Geist” kann hier im Einklang mit der anfänglichen Definition auch als Metapher für den uns umgebenden gesamten sinnlich verschlossenen vieldimensionalen Raum verstanden werden, als Platzhalter für die endlosen bildhaften Abgriffe der Implizität (Abgriffe, die Welt bedeuten, denn sinnlich konstituierte Welt ist Bild, und Welt ist immer nur in der Wahrnehmung vorhanden- (zum Abgriff z.B. Viele Welten-Theorie, String Theorie, Jakob Böhme, Castaneda, die Lehren des Don Juan).
Jedes idealiststische oder gnostische System kennt dann im weiteren Aufstieg (und als eigentliches Ziel) ein Erliegen auch dieses Bildhaften. Das Gewahr-Gewordene ist nicht mehr als der “Umkreis der Ewigkeit” (Meister Eckhart) zu bezeichen, es sind nicht die Spiegelsphären (Rosenkreuzer), die Bardos (Buddhismus), die Thronwelt (Judentum, Merkaba), die astrale und devachanische Welt (Theosophie), der höherdimensionale Konfigurationsraum (Physik) , usw. usf. – die mit all ihren fremdartigen Räumen und Entitäten zu durchwalten wären- sondern nun handelt es sich um die in der negativen Theologie bezeichnete reine Existenz in der Aufhebung jeder Bildhaftigkeit (das tibetische Totenbuch gibt ja gerade hierzu Anleitung), die Bewegtheit hat sich zur bloßen Anlage zur Bewegtheit zurückgezogen, physikalisch: Die Wellenfunktion kommt nicht zum Kollaps, sie emaniert nicht mehr, sondern ist nur sich selber. Dies bedeutet prinzipiell die Vollendung der Mystik -“der Fluß, der in sich selbst verflossen ist.” (Meister Eckhart).