Seinsminderung, neuplatonisch

Emanation wird mitunter als “Modell einer Schöpfung” bezeichnet.
Wie aber kommt es neuplatonisch zum Eintritt ins Werden?
“Es ist ein Sich -Neigen der Seele, welches ein Beleuchten des Unteren ist.” Dieses Beleuchten ist ein aktiver Akt, der Sehvorgang selbst ist defizitär und  in seiner Defizienz formbildend
“Die körperhaften Dinge sind Ausdruck der Bestimmtheit der Ideen” .
“Das geistige Erkennen ist unser in dem Sinne, daß die Seele geistig erkennend ist und das geistige Erkennen ein stärkeres Leben ist, sowohl wenn die Seele geistig erkennt, als auch wenn der Geist seine Aktivität auf uns richtet. Denn auch er ist ein Teil von uns, und wir werden zu ihm aufsteigen. “
(Plotin, “Was das Lebewesen und was der Mensch ist”)
Insofern ist Schöpfung also prinzipiell als entgegengesetzter Prozeß zum eigentlichen ‘In der Wahrheit Sein’ zu verstehen. Veräußerung zum Unteren ist Akt des mangelnden Erkennens und der geminderten  Verbundenheit mit den geistigen Prinzipien. Anders als bei den Gnostikern ist hierzu keine vermittelnde oder abschirmende  Instanz vonnöten, sondern das Moment der Verminderung ist alleine von der Hypostase selber her determiniert, die sich sozusagen selber verliert und in eine Vielheit verstreut hat (nämlich durch die Defizienz der Betrachtung durch die Seele selbst). Insofern steht der Neuplatoniker  in der Eigenverantwortung des Sich Selbst abgegeben Habens – räumliche Ausgedehntheit ist dabei außereinanderseiende Vielheit in ihrem dadurch geminderten Seinszustand gleichsam einer Abstrahlung und in diesem Sinne auch (relativ) unwahr. Plotin gibt dem Menschen hier aber prinzipiell  die ganze Macht, die volle Adelung der Seele zurück. Er hat sich selber gemindert –  und er kann sich selber wieder  befreien und aufsteigen
“Die hiesigen Sinneswahrnehmungen sind abgeschwächte geistige Erkenntnisse und die dortigen geistigen Erknntnisse sind klare Sinneswahrnehmungen.” (Plotin, Existenz einer Vielheit von Formen)
 “Das reine Sehen ist das Sehen der Ideen selbst, befreit von ihrer Darstellung im Sinnlichen: das Leben des Geistes. Der Geist, das Sein der Ideen, gibt demjenigen, der zu ihnen aufblickt, das wahrhafte Sehen dessen, was wahrhaft ist, das Vermögen, das Leben zu steigern und selbst das zu werden, was er sieht: das Leben des Geistes. Dort sieht der Blick nur Leben, da ja auch das, was hier das Sterbliche ist, der Körper, als Idee unsterblich ist.” (Volkmann Schluck über Plotin)