Glasenapp zu indisch/abendländischen Geistesverwandschaften,ein Auszug:
“Schon Onesikritos war es nicht entgangen, daß Pythagoras, Sokrates und Diogenes in ihren Lehren in vielfacher Hinsicht mit den Indern übereinstimmen. In neuerer Zeit ist das Auftreten verwandter Lehren im Osten und Westen oftmals hervorgehoben worden. So hat Bailly die Anschauung Malebranches, daß wir alles in Gott schauen, zu der All-Einheitslehre der Vedanta in Paralelle gestellt. Und Sonnerat vergleicht…die Begriffe der Inder über die Schöpfung mit denen der griechischen Philosophen von Hesiod und Thales bis zu den Stoikern und Epikureern, bis zu Gassendi, Descartes und Spinoza.”
“L. Büchner und W. Oswald hoben die Verwandschaft der Resultate moderner Naturphilosophie mit der Vaisheshika -Lehre hervor.”
Eduard von Hartmann: “Wenn Schopenhauers Monismus als eine romantische Restauration der Vedanta-Lehre anzuschauen ist und Mainländers Atheismus eine deutliche Anlehnung an den buddhistischen Nihilsmus zeigt, so war zur Vervollständigung der romantischen Erneuerung des Indertums auch die Wiedergeburt der Sankhya -Lehre gleichsam historisch gefordert.” Eine solche soll nach Hartmann in dem übersinnlichen Materialismus oder transzendentalen Individulaismus” von L. v. Hellenbach und Karl du Prel vorliegen, “der das Objekt des religiösen Verhältnisses nicht in einem Absoluten, sondern in dem eigenen transzendentalen Subjekt, das heißt in dem eigenen übersinnlichen Leibe sucht”.
“Arthur Schopenhauer bekannte, das Beste seiner eigenen Entwicklung nächst dem Eindruck der anschaulichen Welt den Werken Kants und Platons sowie den herllichen Schriften der Hindus zu verdanken. Mit der Vedanta hat er die illusionistische Grundansicht und die All-Einheitslehre, mit dem Buddhismus den Atheismus und die Leugnung von immateriellen, ihrer Substanz nach unveränderlichen Seelen gemein.”
“Der von Karl Christian Friedrich Krause (1781) geprägte Ausdruck “Pan-en-theismus” (Alles-in-Gott – Lehre) ist in der Tat die treffendste Bezeichnung für eine Auffassung, welche wie die der Gita Theismus und Pantheismus in sich vereint.”
“…ist schon seit langem angenommen worden, daß Gnostiker wie Basilides, Neuplatoniker wie Plotin und Porphyrius und christliche Theologen wie Origines indisches Gedankengut zum Aufbau ihrer Lehrgebäude benutzt haben. Als Ideen, die aus Indien stammen können, sind bezeichnet worden: Die All-Einheitslehre, die Theorie der Emanationen, die Vorstellung von den zahlreichen Himmelswelten, …die Lehren über Kontemplation und Ekstase… sowie natürlich die Anschauungen von Weltleid, Präexistenz, Seelenwanderung und Erlösung.”
In dem Kontext H. J. Störig: ” Manches spricht dafür, daß Platon die Weisheit der Inder kennenlernte” und : “Plotins Mystik ist der Grundstimmung der indischen Philosophie zutiefst seelenverwandt.”
“Von keinem griehischen Philosophen ist wohl so oft und schon so frühzeitig behauptet worden, daß er von indischer Weisheit beeinflußt sei, wie von Phytagoras. Nachdem schon Onesikritos auf die Übereinstimmung zwischen seiner Lehre und der der Inder hingewiesen hatte, behauptete zuerst Alexander Polyhistor (um 70 v.Chr.), daß er von den Brahmanen allerlei gelernt habe. Dasselbe überlieferten auch Apuleius (um 150 n.Chr.) und Philostratus (um 200 n.Chr.)”
“Eine Fülle von Analogien zu Lehren des Thales, Anaximander, Anaximenes, Heraklit, Parmenides, Empedokles und anderen lassen sich in den ältesten philosophischen Texten der Inder feststellen.”
“Zweifellos liegt im Rigveda eine Vorstufe der platonischen Ideenlehre vor.”
“Eine bemerkenswerte Analogie in der Geisteswissenschaft Indiens und Griechenlands bildet das Aufkommen der Lehre von der Metempsychose.”
“Schon Hegel hat auf die Verwandschaft des Vaisheshika (V. steht auf dem Boden eines extremen Realismus) …mit den Lehren des Aritoteles hingewiesen.”
“Deratrtige Parallelen sind naturgemäß am augenfälligsten, wenn die allgemeinen kulturellen Vorraussetzungen, aus denen sie erwuchsen, ähnliche sind…”
“Nach dem Gesagten ist ein indischer Einfluß auf abendländische Philosophen des 19-Jahrhunderts sicher, bei Gnostikern und Neuplatonikern wahrscheinlich, bei den älteren griechischen Philosophen aber nicht erweisbar.” (Das ändert natürlich nichts an den Analogien)