Selbstbesitz der Seele

Volkmann -Schluck: “Zum wahren Selbstbesitz gelangt die Seele  durch die im ‘Lernen’ vollzogene Aneignung der Wissensgehalte, die ihr zunächst fremd gegenüberstehen, die sie sich aber im Lernvollzug zu eigen macht. Die Einung mit dem Wissensgehalt ist aber in Wahrheit die eigene Wesensaneignung -‘er-innertes’ Wissen – durch die sie sich gegenüber dem Taumel des Tuns zur ruhigen Schau erhebt.
Sie muß, anders als der Nous, der in der Notwendigkeit eines Wesens ruht, im Gegenzug gegen eine in ihr wirksame Verfallenstendenz, die zu ihrem Wesen gehört, sich immer auf das neue zu sich selbst zurückbringen.
…Die Wesensbestimmung eines Seienden, das sich selbst in der Vollendung seiner Möglichkeiten denkt (Nous), erlaubt nun auch eine genauere ontologische Charakteristik der Seele: Sie ist eine defiziente Form der vollen Gegenwärtigung seiner selbt.
(Plotin)… gibt in dieser Abhandlung einen Aufweis der Idee der Theoria als der allgemein ontologischen Grundform, von der Natur an, die sich in die Anschauung verliert, indem sie ihre Gestalten in das Dasein treibt, bis zur einigen Zweiheit des Nous – bis dann in der jenseits des Nous gelegenen nicht-noetischen Dimension des Seins der sich in allen Weisen der Theoria durchhaltende Charakter des An-Etwas-Sein ausgelöscht ist in dem absoluten Einssein.”

Meister Eckhart lehrt prinzipiell genau dies, verwendet aber – worauf gerade auch Schopenhauer hingewiesen hatte – eine christliche Diktion, die  die Erfassung des Wesensgehaltes oftmals erschwert:
“Wenn Gott in der Seele wirkt, so wird im Brande der Hitze geläutert und ausgeworfen, was es an Ungleichem gibt in der Seele. Die Seele geht mehr in Gott ein als irgendwelche Speise in uns, mehr noch: es verwandelt die Seele in Gott. Und es gibt eine Kraft in der Seele, die spaltet das Gröbste ab und wird mit Gott vereint: das ist das Fünklein der Seele.”