Heisenberg, Plotin, das Verbindende

Werner Heisenberg: “Niels Bohr hatte Angst davor, daß die formale mathematische Struktur den physikalischen Kern des Problems verdecken könnte, und war jedenfalls überzeugt davon, daß die vollständige physikalische Aufklärung der mathematischen Formulierung unbedingt vorangehen müsse. Vielleicht war ich um jene Zeit schon in etwas höherem Maße als Bohr bereit, mich von den anschaulichen Bildern zu lösen und den Schritt in die mathematische Abstraktion zu tun. Jedenfalls spürte ich in den Formeln, die ich zusammen mit Kramers ausgearbeitet hatte, eine Mathematik am Werke, die gewissermaßen entfernt von den physikalischen Vorstellungen schon von selbst funktionierte. Von dieser Mathematik ging für mich eine magische Anziehungskraft aus, und ich war fasziniert von der Vorstellung, daß hier vielleicht die ersten Fäden eines riesigen Netzes von tiefliegenden Zusammenhängen sichtbar geworden seien.”

Hierzu dieses Zitat Plotins: “Vielleicht aber darf man überhaupt nicht sagen, das Eine sei Ursache für das andere, sondern muß dieses gleichsam als seine Bestandteile und gleichsam als seine Elemnete auffassen und das Ganze als eine einheitliche Wesenheit, die durch unsere Gedanken zerteilt wird, während es selbst infolge einer wunderbaren Kraft Eines in Allem ist und als Vieles erscheint und zu Vielem wird, wenn es sich gleichsam bewegt, und die Vielheit der Wirklichkeit macht, daß das Eine nicht Eines ist. Wir heben gleichsam Teile von ihm heraus, setzen sie je als besondere Einheit an und nennen sie Gattung, ohne zu wissen, daß wir nicht das Ganze zugleich erblickt haben, sondern nur einen Teil herausheben und die Teile dann wieder verknüpfen, da wir sie nicht lange Zeit festhalten können; denn sie streben zu sich selbst zurück. Deshalb entlassen wir sie wieder in das Ganze und lassen sie Eines werden, vielmehr Eines sein.”
“Die Problementwicklung des Einen und Vielen vollzieht hier den für Plotin eigentümlichen Schritt: Die Vielheit ist die Weise, wie das unterscheidende Denken das ursprünglich Eine und Ganze, das unteilbar Innerliche, begegnen läßt.” (Volkmann Schluck)
Hier läßt sich vorbildlich wiederum mit Heisenberg anknüpfen: “In den letzten Jahrzehnten sind in viel höherem Maße als früher die Verbindungen zwischen den verschiedenen Naturwissenschaften sichtbar geworden.”