Solipsistisch

Fichte: “Alles, was du außer dir erblickst, bist immer du selbst. Man hat dieses Bewußtsein sehr passend Anschauung genannt. In allem Bewußtsein schaue ich mich selbst an; denn ich bin Ich: Für das Subjektive, das Bewußtseiende, ist es Anschauung. Und das Objektive, das Angeschaute und Bewußte, bin abermals ich selbst, dasselbe Ich, welches auch das anschauende ist – nur eben objektiv, vorschwebend dem Subjektiven. In dieser Rücksicht ist dieses Bewußtsein – ein tätiges Hinschauen dessen, was ich anschaue; ein Herausschauen meiner selbst aus mir selbst durch die einige Weise des Handelns, die mir zukommt durch das Schauen. Ich bin ein lebendiges Sehen. Ich sehe – Bewußtsein – sehe mein Sehen – Bewußtes.
Darum ist auch dieses Ding dem Auge des Geistes durchaus durchsichtig, weil es dein Geist selbst ist. Du teilst, du begrenzest, du bestimmst die möglichen Formen der Dinge und die Verhältnisse dieser Formen von aller Wahrnehmung vorher. Kein Wunder: Du begrenzest und bestimmst dadurch immer nur dein Wissen selbst, wovon du ohne Zweifel weißt. Darum wird ein Wissen vom Dinge möglich. Es ist nicht im Dinge und strömt nicht von ihm aus. Es strömt von dir aus, in dem es ist und dessen eigenes Wesen es ist.”

Gemäß dem Gesagten aber ergibt sich folgende Frage: Wie kann das Andere, das doch dem Selbst anteilig ist, ihm zugleich derart disparat sein, daß es ihm als fremdartige Welt entgegentritt? Dies ließe sich etwa so beantworten:
Das Ich der Raumzeit ist bereits Ergebnis der Überworfenheit mit seinem eigentlichen Sein, nur daher ist es überhaupt und stellt ein raumzeitliches Ens dar (das zuletzt aus scheinhaften Zusätzen besteht) – und löste es einst die Widersprüche seiner höheren, also seelischen und geistigen Seinsart auf, dann wäre es so nicht vorhanden, beziehungsweise wäre es nicht mehr als Mensch, sondern es existierte in einer höheren Eigentlichkeit und Einheit, und zugleich wäre somit auch nicht länger seine Lebenswelt. Man kann auch sagen: Die Disparatheit ist eben das Nicht-zentrierte Anteilige des hohen Selbst, das raumzeitlich mannigfach zum Objekt der Ansicht geworden dem Subjekt im Anderen entgegentritt. Die Aspekte der Raumzeit hingegen, die seinen Lebensradius gar nicht berühren, sind gleichsam entferntere Verallgemeinerungen seines potentiellen Vermögens (oder: Unvermögens). Dies auch hat bedeutende moralische Implikationen, die aber andernorts besprochen sein sollen.