Hypostasen – vedisch und neuplatonisch

Über die Veden: “Der Geist (Verstand) steht über den fünf Wahrnehmungssinnen. Über dem Geist steht der reine Intellekt (über all diesen materiellen Bedeckungen), und über all diesem steht die spirituelle Seele (mahan atma). Über der spirituellen Seele steht die unbegrenzte, spirituelle Energie (avyakta). Über der unpersönlichen Energie steht die höchste Person, aber ohne materielle Begrenzung (a-linga). Wer diese höchste Wahrheit über Gott erkennt, gelangt in das amrta-Reich Gottes.”

Diesen Stufungen können die neuplatonischen Hypostasen wie folgt an die Seite gestellt werden:
Der “reine Intellekt” korreliert hier mit der Ebene des Seelischen in seinem personalen Verständnis.
Die seelische Einheit meint  bei Plotin  aber weit mehr, denn sie verkörpert zuletzt die transzendente, überkörperliche, transpersonale Seelen-Entität. Dieses Weltseelen-Konzept  meint hier das vedische mahan atma, denn in den Veden wird die Einzelseele (wie auch im Neuplatonismus)  als wesensidentisch  mit Brahman, dem Ganzen gesetzt.
Mit dem neuplatonischen Geistbegriff korreliert die  “unbegrenzte, spirituelle Energie” (avyakta).  Sie ist  Vielheit als Geist und Inbegriff der Ideen.
Bei Plotin bringt diese Vielheit die Seele hervor. Auch Geist und Form (sinnliche Welt) sind zuletzt  wesensidentisch. Zur  Kontinuität zwischen Seele und Geist bei Plotin C.Turnau: “Die Daseinsform im Geist ist unser ursprüngliches und wahres Selbst, das lediglich durch die körperlichen Zusätze auf das Selbst der Erfahrungswelt reduziert wird.” Im Srimad Bagavatham heißt es: “Etwas Geschaffenes schafft etwas anderes durch Umwandlung. Auf diese Weise wird es (das Höhere) Ursache und Grundlage eines anderen geschaffenen Objektes. Jedes geschaffene Objekt ist deshalb ebenfalls Realität, und zwar in dem Sinn, daß es das essentielle Wesen eines anderen (höheren) Ursprunges in sich birgt und dahin zurückkehren wird.”
Über all dem steht bei Plotin das Eine, “die höchste Person, aber ohne materielle Begrenzung” (entsprechend hier der vedischen a-linga )
Diese Entität ist jenseits des Seins. Eine begriffliche Annäherung ist nur durch die Sprache der negativen Theologie möglich
Das Eine ist ohne Identität oder Bewegung, dabei  ist es gleichzeitig das Gute.