Porphyrios, Gegen die Christen

Einige Kernsätze aus einer Abhandlung über das Werk “Gegen die Christen” des Neuplatonikers Porphyrios, das aufgrund kirchlicher Bücherverbrennungen nur rudimentär in den Abwehrschriften verschiedener Kirchenväter tradiert ist:
“Die Zerstörung der heidnischen Tempel, die Verfolgung der heidnischen Opferriten sowie die physische Verfolgung heidnischer Priester und Philospohen riß ein Loch in die Kontinuität der antiken Geschichte und implementierte ein psychisches Trauma, indem die vorherrschenden pluralen und polyvalenten Erlösungswege einer hegemonialen, amtlich monopolisierten und doktrinären allein seligmachenden Religion geopfert wurden.
(529 schloß Justinian die Philosophenschule von Athen und beendete so die heidnische Philosophietradition).”
“Der Neuplatoniker vereint in sich Wissen, Glauben und “Erlösung” und schöpft seine psychische Kraft aus der Teilhabe und dem stufenweisen Einswerden mit dem göttlichen Logos, dem Logos als Gottheit: Die Substanz des Platonismus sei nach Dörrie “die religiös empfundene, theologisch begründete Bindung des Philosophierenden an das Mysterium des Logos, der seit Urzeiten und ohne Anfang die Welt durchwaltet, der alles Werthafte in ihr hervorbringt.” (Detlev Weigt)
“Die Christen aber sind “den blind machenden logia ihres Heros Christus derart verfallen, daß sie nie wieder zur Logos-Erkenntnis kommen können.” (Porphyrios)
“Dies aber, weil sie Christus falsch verstanden haben.
Das Interesse und die Vorsehung der Christen bezieht sich nur auf die Menschen, die Christus nachfolgen; alle anderen, auch die unvernünftigen Tiere und der (göttliche) Kosmos , deren Interesse Porphyros durchaus mit ausdrücken möchte, fallen für die Christen aus der göttlichen Vorsehung heraus . Dies ist neuartiger Anthropozentrismus im Gegensatz zur Antike, die das Ganze der Welt, den Kosmos und alle seine Bewohner für göttlich hält.)
(Detlev Weigt)

“Die antike Philosophie steht im Widerspruch zu Vorstellungen einer Weltschöpfung aus dem Nichts und einer Weltvernichtung. Die Welt ist ewig in ihren eigenen Zyklen, ja sie selbst ist Ausdruck und Erscheinungsform des Göttlichen. Der Weltschöpfer dagegen, auf den zumal die Kritik an der Welt zurückfällt, steht in Distanz zur Welt und entwertet sie zur Schöpfung -anstößig und unsittlich!”
“Als Adressaten der christlichen Botschaft sind die Unmündigen bestimmt, umso unverständlicher ist der rohe und nebelhafte Sinn der Gleichnisse.”
(Detlev Weigt)

“Nicht um Auferstehung des Leibes soll der Mensch flehen, da sie weder möglich noch wünschenswert ist, sondern um Erkenntnis und Reinheit der Seele.” (Porphyrios)

“Einige (gelehrte Christen) haben, von dem Wunsche geleitet, nicht etwa eine Abkehr von den erbärmlichen Schriften der Juden anzubahnen, sondern eine Lösung zu finden, zu Deutungen ihre Zuflucht genommen, welche indes, da sie in sich widersprechend und mit dem Wortlaute (des Textes) unvereinbar sind, nicht so sehr eine Verteidigung jener fremdartigen (abstrusen) Dinge, als vielmehr eine Bestätigung und ein Lob ihrer eigenen Wissenschaft enthalten. … Diese Unvernunft hat ihr Vorbild in jenem Manne erhalten, mit dem auch ich in früherer Jugend einmal bekannt geworden bin, nämlich Origines, …ein Grieche und in griechischer Bildung aufgewachsen, verirrte sich zu dem fremdländischen Tollwahn (des Christentums), stellte seine Person und seine Bildung zu seiner eigenen Schande in dessen Dient und lebte fortan beständig den vaterländischen Gesetzen zuwider nach Christenart.”(Porphyrios)