Krieg und Weltanschauung

Immer die (konservative) Litanei, die größten Menschheitskatastrophén wären von Gottlosigkeit und entsprechendem Machbarkeitswahn geleitet gewesen. Freilich bleibt dies immer ein dürftig verifizierter Anwurf. (Die Herabsetzung des menschlichen Vermögens ist nebenbei ein kirchenväterlicher Bruch zur europäischen antiken Tradition, bei Platon hatte die Seele schließlich noch “alles inne” und ihr war es aufgetragen, sich der eigenen Größe zu erinnern.) Als wäre nicht zu bestreiten, daß gerade die Weltanschauungskriege seit jeher (in Absetzung etwa zu den Allianzkriegen, die aus Kalkül erfolgten und rein strategisch ausgefochten wurden) immer auch die grausamsten und fanatischsten Auseinandersetzungen waren. Vor den Säkularisierungen (die Revolutionen sind gerade auch als ein durch Krone und Kirche bedingter Pendelschlag deutbar – man bedenke nur zum 100. Jahrestages des I. Weltkrieges den Blutzoll, den die europäischen Monarchien selbst da noch bedenkenlos zu fordern bereit waren -als wäre dies also etwa ein Privileg “gottesferner” totalitärer Systeme), meinte Weltanschauung aber ausschließlich Religion und Konfession. In diesem Kontext wäre  es geschichtlich auch nicht haltbar, dem 30- jährigen Krieg, (der größten europäischen Verheerung also) die religiös/weltanschauliche (was de facto das selbe meint) Implikation abzusprechen. Man bedenke auch z.B. die genozialen Akte der Europäer in Nord-und Südamerika. Vermessen dumm gar ist die Meinung, Adel und Klerus hätten schließlich aufgrund ethisch-kultureller Normativen auf den Einsatz von Massenvernichtungswaffen verzichtet. Die Erklärung ist viel simpler: Es gab diese Waffen und das zugehörige Zerstörungspotential schlicht nicht. Generalisierbar auf alle Epochen aber ist der Ausspruch des Schriftstellers Wendel Schäfer: “Atomraketen für den Frieden? Wenn davon nur Caligula und Nero gewußt hätte, Bei Jupiter, hätte das ein Feuerwerk gegeben!”