Denken als Sein

Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus: “Das Denken muß sich darauf besinnen, daß auch unser Leben und Denken nicht nur im Leiblichen seinen Aufenthalt hat, sondern auch sich selbst zu gehören vermag und daß vollends das in diesem Denken erblickte wahrhafte Sein, von allem Leiblichen frei, sich selbst die Grundlage ist, auf welcher es wandelt. Es wird erfaßt nach dem Maß der Nähe und Ferne zu ihm, je nachdem, ob wir ihm näher oder ferner sind.”

Das wahrhaftige Denken ist vielmehr ein ‘Zustand-sein’, der auf ein Sein lenkt, das im Hier durch den Hinausgang aus den Dingen bereits geahnt werden kann. Gerade die eigene Kreativität kann ein Erleben jenseits des (herkömmlich verstandenen) Denkens schon in der Hiesigkeit freisetzen – das künstlerische Produkt gar dient der Manifestation und möglichen Nachvollziehbarkeit un-alltäglicher Anbindungen. Das Denken, das diskursiv, theoretisch und dinglich bezogen ist, soll Platz geben einem ahnungsvollen hypothetischen Vorantreiben, das eher ein Erfahren und Erschließen und ‘Im-Sein’ des Unbekannten meint, das vom Selbst und hier und autark entwickelt werden kann. Dies ist das wichtigste und unersetzbare Signum der Individuation des Lebens überhaupt als Mensch: das Sich-in-Bezug-Setzen zur Unmittelbarkeit des geistigen Feldes, an dem man derart partizipiert, wie man es eben ergreift; dies indem man sich selbst und alle Intention aus der individuierten Form über sie hinaus zum Verbindenden des Eidos treibt. Daß dies dem Seelenstand gemäß geschieht, zeigt ganz Stand und Sinn der Inkarnation auf.
Je höher das eigene Sein, desto allgemeiner und gültiger dabei das Objekt des Erkennens und Erschließens – wwelches freilich von Objekt zum Subjekt des einzigen Seins konvertieren muß (um schließlich Eines zu werden).
C. G. Jung sagt: “Die Flüchtigkeit, Willkürlichkeit, Dunstigkeit und Einmaligkeit, die der Laienverstand stets mit der Vorstellung des Psychischen verbindet, hat nur für das Bewußtsein Geltung, nicht aber für das absolut Unbewußte.”
Dies soll hier heißen: Der Eingang in das Über-bewußte ist eine Konkretion des Seinszustandes jenseits nebulöser Spekulation – er ist Sein in gesteigerter Form als vergeistigendes Wesen, als solche ewige Entität.