Unerschütterlichkeit

Arthur Schopenhauer: “Der große ethische Unterschied der Charaktere hat die Bedeutung, daß der Böse unendlich weit davon entfernt ist, zu der Erkenntnis zu gelangen, aus welcher die Verneinung des Willens hervorgeht, und daher allen Qualen, welche im Leben als möglich erscheinen, der Wahrheit nach wirklich preisgegeben ist; indem auch der etwan gegenwärtige, glückliche Zustand seiner Person nur eine durch das principium individuationis vermittelte Erscheinung und Blendwerk der Maja, der glückliche Traum des Bettlers ist. Das Leiden, welches er in der Häufigkeit und im Grimm seines Willensdranges über andere verhängt, sind das Maß der Leiden, deren eigene Erfahrung seinen Willen nicht brechen und zur endlichen Verneinung führen kann. Alle wahre und reine Liebe hingegen, ja selbst alle freie Gerechtigkeit geht schon aus der Durchschauung des principi individuationis hervor, welche, wenn sie voller Kraft eintritt, die gänzliche Heilung und Erlösung herbeiführt, deren Phänomen der …Zustand der Resignation, der diese begleitende unerschütterliche Friede und die höchste Freudigkeit im Tode ist.”

Fichte: “In jedem Augenblicke weiß er (der Religiöse) bestimmt, daß er in alle Ewigkeit wissen wird, was er wolle, und solle, daß in alle Ewigkeit die, in ihm aufgebrochne Quelle der göttlichen Liebe nicht versiegen, sondern unfehlbar ihn festhalten, und ihn ewig fortleiten werde. Sie ist die Wurzel seiner Existenz; sie ist ihm nun einmal klar aufgegangen, und sein Auge ist mit inniger Liebe auf sie geheftet; wie könnte jene vertrocknen, wie könnte dieses wo anders hin sich wenden! Ihn befremdet nichts, was irgend um ihn herum vorgeht. Ob er es begreife, oder nicht; daß es in der Welt Gottes ist, und daß in dieser nichts sein kann, das nicht zum Guten abzwecke, weiß er sicher.”

Wir sprechen hier also von einer unbedingten Unerschütterlichkeit, die offenbar die Schmach des Daseins ganz überwinden kann. Diese ist nur in der Überhöhung der vermeintlich lebensvollen Ansicht zu einem viel Wahrhaftigeren zu erklären und zu erlangen. Das Fundament hierfür meint Durchsicht, Wissen vom Grund und absolute Stetigkeit im Angesicht positiver Erwartung und präsenter Teilhabe an ihr.