Kleine christliche Inkonsistenz

Der Christ will nicht nur nicht wissen, aber glauben, sondern darüber hinaus auch zu gerne Wissen als Verwerfliches, als Anmaßung, als Pfusch in Gottes Plan verstanden sehen. Hierbei kommt es zu folgender Inkonsistenz: Man verdrängt zu bereitwillig, daß der Ausgriff nach Wissen (ein Erklärungsnotstand) einst den Grund für die Niederschrift der Bibeltexte darstellte, da man hier um eine Erklärung für die Enstehung der Welt und anderer elementarer Fragen rang. Dies schon immer der Menschheit typisches Anliegen: die Frage nach dem von wo und wohin nachzugehen, hier eben ohne Methodik der Neuzeit, eben im Mythischen, Visionären, Allegorischen verhaftet. Dies daher kein singuläres, aus der Geschichtlichkeit fallendes Ereignis, sondern lediglich mit dem Rekurs auf göttliche Offenbarung ein mit einem Absolutheitsanspruch (bzw. Machtwillen) Überwölbtes – und so symptomatisch für Kulturbildung (der patriarchalischen Ära) und im ganz pragmatischen Sinne nebenbei nützlich für die Organisation einer entsprechenden staatlichen Verfasstheit.
(Prinzipiell also nichts neues unter der Sonne, –  damals. Denn andere taten das auch – und schon vorher.)