Vielheit in der Einheit

Plotin: “Wenn nun dieses Eine, das, von dem man die Einheit als Wesensbestimmung aussagen kann, wirklich und wahrhaftig Eines sein soll, so muß es sich als etwas herausstellen, das in gewissem Sinne sein eigenes Gegenteil , die Vielheit in seinem Vermögen hat; dadurch aber, daß es anderseits diese Vielheit nicht von Außen hat, sondern als ein von ihm und aus ihm selber Kommendes, ist es wahrhaft Eines, und birgt in seiner Einheit das Unendlich- und Vielheit-Sein; ist es aber von solcher Beschaffenheit, so muß es überall als Ganzes in Erscheinung treten, indem es eine einheitliche reale Form hat, die sich selbst umschließt, und diese umschließende Form darf ihrerseits an keiner Stelle von ihm getrennt sein, sondern muß überall in ihm dasein.”

Dies sagt: Die Einheit ist immer (immanent), auch in der Vielheit – denn jede Vielheit ist ein Bild oder ein Ansicht-Sein der -einen- Einheit. Wie aber kann sie das bei aller Distraktion? Die Distraktion ist eben wegen der Nicht-Ganzheit des Sehens. Dort ringt die Einheit um sich selbst aus der Defizienz der Ansicht, und solange diese Sicht oder der Blick von Ausschnittscharakter ist, kennt sie sich selbst nicht wieder ihrem Wesen nach – nicht ihrem äußeren nach, das verändert werden soll und nicht ihrem inneren – ewigen – nach, das diese Veränderungen (stets lebensweltlich) fordert.

Volkmann-Schluck sagt über den Neuplatonismus: “Die Abwendung von dem Sein in seiner sinnlichen Vorfindlichkeit. Es bedarf einer Blickwendung von der somatischen Natur mit ihrer Grundbestimmung des Werdens und dem räumlichen Außer- und Gegeneinander der Dinge, deren Erfassungsart die sinnliche Wahrnehmung ist, zu einem der intelligiblen Ordnung zugehörigen Seienden von höherem Einheitscharakter. ‘Man muß eine geistige Wesenheit ergreifen, die wahrhaft seiend und in höherem Grade Einheit ist.’ “