Kosmogonische Handlung, Fichte

“Für die Veden ist die kosmogonische Handlung ein fortwährendes Opfer. Um alles, was da ist, zu erschaffen, opfert das höchste Wesen sich selbst; es teilt sich, um aus seiner Einheit herauszutreten. Dies Opfer wird also als der Ausgangspunkt aller Funktionen der Natur betrachtet. Diese zunächst erstaunliche und bei näherer Betrachtung sehr tiefe Idee enthält im Keim die ganze esoterische Lehre der Evolution Gottes in der Welt, der esoterischen Synthese des Polytheismus und des Monotheismus. Aus ihr heraus wird die dionysische Lehre von dem Fall der Erlösung der Seelen geboren, die sich in Hermes und Orpheus entfaltet. Ihr ist die Lehre des göttlichen Wortes entsprungen, von Krishna verkündet, von Jesus Christus erfüllt.”  (Edouard Schure)
Monistisch: Das eine macht sich mit sich selbst bekannt. Der Mensch – im Einen stehend und wahrnehmend gebrochen (zum Mensch)  muß nun  ebenfalls natura naturata sein, das heißt, er schöpft und emaniert, und gibt sich ab, opfert sich so dem anderen, das resoniert und ihm ähnlich und zu eigen wird. Durch Schöpfung und Abgabe wird ein Eigen-Werden von allem zu allem, zur Einheit.
Im Brihadaranjaka-Upanishad: “Die Welt wird von der Erkennntis geleitet; die Erkenntnis ist die Grundlage; das Erkennen ist das Brahman.”
Im Aitareja Upanishad: “Nur mit dem Denken wird’s erfaßt; und keine Vielheit gibt es hier. Wer außer ihm noch andres wähnt, der wandert nur von Tod zu Tod.”  

Fichte: “Wer bin ich? Subjekt und Objekt in Einem, das allgegenwärtig Bewusstseiende und Bewusste, Anschauende und Angeschaute, Denkende und Gedachte zugleich. Als beides soll ich durch mich selbst sein, was ich bin, schlechthin durch mich selbst Begriffe entwerfen, schlechthin durch mich selbst einen außér dem Begriffe liegenden Zustand hervorbringen.  Nun aber ist mein Denken und Entwerfen eines Zweckbegriffs seiner Natur nach absolut frei – und etwas aus dem Nichts hervorbringend. An ein solches Denken müsste ich mein Handeln anknüpfen, wenn es also frei und schlechthin aus mir selbst hervorgehend soll betrachtet werden können. Auf folgende Weise denke ich meine Selbstständigkeit als Ich: Ich schreibe mir das Vermögen zu, schlechthin einen Begriff zu entwerfen, weil ich ihn entwerfe, aus absoluter Machtvollkommenheit meiner selbst als Intelligenz”  (totales Vermögen, siehe oben, Brahman !) “Ich schreibe mir ferner das Vermögen zu, diesen Begriff durch ein reelles Handeln außer dem Begriffe darzustellen; schreibe mir zu, eine reelle, wirksame, ein Sein hervorbringende Kraft, die ganz etwas anderes ist als das bloße Vermögen der Begriffe. Jene Begriffe, Zweckbegriffe genannt, sollen nicht wie die Erkenntnisbegriffe, Nachbilder eines Gegebenen, sondern vielmehr Vorbilder eines Hervorzubringenden sein; die reelle Kraft soll außer ihnen liegen und als solche für sich bestehen; sie soll von ihnen nur ihre Bestimmung erhalten, und die Erkenntnis soll ihr zusehen. Eine solche Selbstständigkeit mute ich mir, zufolge jenes Triebes, wirklich an.— Hier scheint es, liegt der Punkt, an welchem das Bewußtsein aller Realität sich anknüpft; die reelle Wirksamkeit meines Begriffs, und die reelle Tatkraft, die ich mir zufolge jener zuzuschreiben genötigt bin, ist dieser Punkt. Verhalte es sich indes mit der Realität einer Sinneswelt außer mir, wie es wolle: Realität habe ich und fasse ich: Sie liegt in mir und ist in mir selbst einheimisch.— Ich denke diese meine reele Tatkraft, aber ich erdenke sie nicht. Es liegt diesem Gedanken das unmittelbare Gefühl meines Triebes zur Selbsttätigkeit zugrunde; der Gedanke tut nichts als dieses Gefühl abbilden und es aufnehmen in seine eigne Form, die Form des Denkens.” (Die Bestimmung des Menschen)