Buddhismus und Meister Eckhart

Aus einer päpstlichen Bulle von 1329, die 26 Sätze von Meister Eckehart inkriminierte, habe ich diejenigen herausgestellt, die eindrucksvoll eine Nähe von Eckeharts abendländischer Mystik mit den Grundintentionen der buddhistischen Lehre unterstreichen können.

Satz 10. Wir werden völlig in Gott umgeformt und in ihn verwandelt; auf gleiche Weise, wie im Sakrament das Brot verwandelt wird in den Leib Christi: so werde ich in ihn verwandelt, daß er selbst mich hervorbringt als sein Sein als eines, nicht (etwa nur) als gleiches; beim lebendigen Gott ist es wahr, daß da kein Unterschied besteht.

Satz 13. Alles, was der göttlichen Natur eigen ist, das alles ist auch dem gerechten und göttlichen Menschen eigen; darum wirkt solch ein Mensch auch alles, was Gott wirkt, und er hat zusammen mit Gott Himmel und Erde geschaffen, und er ist Zeuger des ewigen Wortes, und Gott wüßte ohne einen solchen Menschen nichts zu tun.

Satz 15. Wenn ein Mensch tausend Todsünden begangen hätte, und es wäre ein solcher Mensch in rechter Verfassung, so dürfte er nicht wünschen, er hätte sie nicht begangen. (Fehlende Gnadenkonzeption!)

Satz 23. Gott ist auf alle Weisen und in jedem Betracht nur Einer, so daß in ihm selber keinerlei Vielheit zu finden ist, weder in der Vernunft noch außerhalb der Vernunft; wer nämlich Zweiheit oder Unterschiedenheit sieht, der sieht Gott nicht, denn Gott ist Einer außerhalb aller Zahl und über aller Zahl und fällt mit nichts in Eins zusammen. Daraus folgt: In Gott selbst kann demnach keinerlei Unterschied sein oder erkannt werden.

Satz 26. Alle Kreaturen sind ein reines Nichts: ich sage nicht, daß sie etwas Geringes oder (überhaupt) irgend etwas sind, sondern daß sie ein reines Nichts sind.

Zusatz I.

Satz 1. Es ist etwas in der Seele, das unerschaffen und unerschaffbar ist; wenn die ganze Seele solcherart wäre, so wäre sie unerschaffen und unerschaffbar, – und dies ist die Vernunft.

Und die dazugehörige päpstliche Drohung:
“Wenn aber jemand es wagen sollte, diese Artikel hartnäckig zu verteidigen oder ihnen beizupflichten, so wollen und verordnen Wir, daß gegen diejenigen, welche die ersten fünfzehn und die beiden letzten Artikel oder einen von ihnen auf diese Weise verteidigen oder ihnen beispflichten sollten, als gegen Häretiker, gegen diejenigen aber, welche die elf anderen Artikel nach ihrem Wortlaut verteidigen oder ihnen beipflichten sollten, als gegen der Häresie Verdächtige vorgegangen werde.”

Diese Bulle erging von Avignon (durch Papst Johannes XXII) aus. Die Macht der Staufer war gebrochen und das Papsttum hatte sich -selbstverschuldet , man wollte vordem einer Einkreisung durch die Staufer entgegentreten in französische Abhängigkeit begeben. Der französische König Philipp der Schöne hatte gar Papst Bonifatius VIII zum Häretiker erklärt und festsetzen lassen.