C.G.Jung, Bestimmung zum Unbestimmten

C.G. Jung: “Das geistige Abenteuer unserer Zeit ist die Auslieferung des menschlichen Bewußtseins ans Unbestimmte und Unbestimmbare, wenn schon es uns scheinen will – und dies nicht ohne gute Gründe- als ob auch im Grenzenlosen jene seelischen Gesetze walteten, die kein Mensch erdacht, deren Kenntnis ihm aber durch’Gnosis’ zuteil wurde…”
“Das sinn- und regellose Leben, das sich selbst an seiner eigenen Fülle nicht genug tut, ist ein Gegenstand des Schreckens und der Abwehr für den in seiner Zivilisation eingeordneten Menschen – und man kann ihm nicht unrecht geben, denn es ist auch die Mutter allen Unsinns und aller Tragik. Darum steht seit Anbeginn der erdgeborene Mensch mit seinem heilsamen Tierinstinkt im Kampfe mit seiner Seele und deren Dämonie. Wäre Letztere eindeutig finster, so läge der Fall einfach. Dem ist leider nicht so, denn dieselbe Anima kann auch als ein Engel des Lichts, als Psychopompos erscheinen und zum höchsten Sinne führen, wie der ‘Faust’ aufweist. “
An andere Stelle spricht Jung von der Unentschuldbarkeit der Unbewußtheit und von dieser als eigentlichem Grundübel.
Insofern -und dies deckt sich  mit hinduistischen Grundsätzen, sind  Nichtwissen, Bequemlichkeit, Unbewußtheit und  Phlegma sowie Angst ineinander verzahnt und ‘metaphysisch’ als Signa der Gefallenheit (nämlich aus der eigentlichen eigenen Potenz und somit dem eigenen Zweck) zu betrachten, sind Aspekt der Auf-und Abgabe an das Untere und die ‘Gottesferne’ -mehr noch: an das Böse selbst. 
Mit einem entidealisierenden Blick lassen sich für heute – entgegen Jungs Erwartung – nun vielmehr  allerorts Fluchtbewegungen weg von den Unbestimmtheits-Optionen konstatieren (auch wenn Jungs Antizipation für eine kurze Zeitspanne  ihre Richtigkeit hatte), die nun Geschäftigkeiten, gar Gravität vorgeben, die aber tatsächlich nur Ablenkung meinen, Ersatzhandlungen darstellen zur Vermeidung einer über das Ich (als Ego)  hinausführenden Erkenntnis oder durchaus nicht risikolosen Individuation. In dem Zusammenhang nimmt es wenig Wunder, daß die gewonnen geglaubte Freiheit das Individuum eben in keiner Weise  zur Befreiung führt, sondern es im Gegenteil gerade umso leichter zum ‘Mitglied’ kollektiver Selbstentfremdung werden läßt. Diese zeigt sich gerade im Erstarken  rigoristischer mechanistischer  Konzepte und unzeitgemäßer – da gegen die Erkenntnis als teleologische Grundbestimmung des Menschen gerichtete -Theismen, die man für kurze Zeit tatsächlich für überwindbar (säkularisierbar und schließlich neutralisierbar) hielt. Man kann auch sagen, daß der Mensch -aus Furcht vor der lauernden Gefahr der Unbestimmtheiten- aus Angst eben vor Erweiterung und Kenntnis über sein eigentliches Wesen (und das -nicht konsolidierbare- Wesen der materiellen Welt als solcher),   dem ‘Abenteuer der Unbestimmtheit’ ausweicht, daß er zurückweicht, Verzicht übt, der ihm nicht als Verzicht bewußt ist, gerade an einem sensiblen Punkt der Geschichte in individuelle wie globale Selbstentfremdung verfällt (was zu gutem Teil auch dem Versagen jener geschuldet ist, die es besser wüßten, aber die einem diffusen Burgfriedens nachzugeben und aufzugeben gewillt sind). So wird der Mensch zunehmend schwer (und je mehr Leichtigkeit er vorgibt, umso schwerer wird er) und folgt daher-umgekehrt zu Jungs Bedeutung des Wortes -seinem animalischen Instinkt, der ihn aber kettet und an das Erdgebundene, an den blinden Drang (und seine nicht weniger  blinden  Sublimationen ) fesseln muß. Jungs Ausblick auf eine Möglichkeit zum Aufstieg auf die höhere eigene Disposition ist (vorerst) verpasst.