C.G. Jung: “Ein Gegensatz besteht in einer Zweiteiligkeit oder überhaupt nicht, und ein Sein ohne Gegensätzlichkeit ist völlig undenkbar, da sein Vorhandensein überhaupt nicht festgestellt werden könnte.
Das Absinken in die Triebsphäre führt darum nicht zur bewußten Realisierung und Assimilation des Triebes, weil das Bewußtsein sich sogar mit Panik dagegen sträubt, von der Primitivität und Unbewußtheit der Triebsphäre verschlungen zu werden. Diese Angst ist ja der ewige Gegenstand des Heldenmythus und das Motiv zahlloser Tabus. Je näher man der Instinktwelt kommt, desto heftiger meldet sich der Drang, von ihr loszukommen und das Licht des Bewußtseins von der Finsternis heißer Abgründe zu retten. Der Archetypus aber als Bild des Triebes ist psychologisch ein geistiges Ziel, zu dem die Natur des Menschen drängt; das Meer, zu dem alle Flüsse ihre gewundenen Wege bahnen; der Preis, welchen der Held dem Kampfe mit dem Drachen abringt.”
Nach Nietzsche: “Nichts anderes ist als real ‚gegeben‘ als unsere Welt der Begierden und Leidenschaften. Wir können zu keiner anderen ‚Realität‘ hinab oder hinauf als gerade zur Realität unserer Triebe.”
“Nietzsche macht zwei weitere Annahmen:
- Dass jedem Einzelnen mehr oder minder dasselbe Ensemble von Trieben eignet, die Triebe sich jedoch in puncto Intensität bei jedem Einzelnen anders gestalten.
- Dass nichts getan werden kann, damit diese Affekte gestärkt oder geschwächt werden – es sei denn, man tötet oder verstümmelt einen anderen. Dies müssen wir als eine Art Erhaltungssatz verstehen.”
(Philosophie, Lexikon der Argumente)
Nun nochmals C.G. Jung: “Der Archetypus aber als Bild des Triebes ist psychologisch ein geistiges Ziel”.
Man könnte so die Intensität der Trieb-Anlage als ‘weltorientiertes Maß’ einer Libido im Sinne schaffender oder psychischer Energie beschreiben. Dies schon macht eine Aussage über die Sinnlosigkeit des Unterfangens, Bewußtsein und Trieb zu scheiden, denn beides ist wesenhaft abgründig und trifft sich in der Tiefe, in einer Integration des tiefen Wesens, das eine Apriorie bildet zum Sein selbst und später wohl nur rudimentär zum personalen (Selbst-) Bild nach getaner Anpassungsleistung ausgeformt wird. Der ‘begleitende’ Wille, der ins Dasein treibt, kann dabei als dieser nicht durchweg abgedrängt werden, aber ebenso nicht durchweg sublimiert sein, sondern muß sich durchaus sich selber bekannt werden und somit Betätigung und Bestätigung finden, die seinem Wesen gerecht wird. Die Anlage der (höheren) Person, die ins Diesseits treibt ist dabei weltgewandte Intention, dort ist der Trieb als solcher geistig schon vorhanden, er übersteigt dabei aber wesenhaft die nachgelagerte -inkarnierende- Physiologie bei Weitem und entläßt so betrachtet seine Anlage in eine weltliche Übersetzung, die vermittelten Aufschluß gibt über tiefe Verortungen (als Mitgebrachtes, Karmisches, als Anlage). Sieht sich der Trieb aber ohne geistige Aspekte allein als sein sich selber nährender Selbstzweck, wird er zum negativen Zerrbild einer ungeistigen und zuletzt vertanen Existenz.