Philosphieren und Sterben

Michel de Montaigne: “Philosophieren sei nichts anderes, als eine Vorbereitung zum Tode. Dieses kömmt daher, weil das Studiren und die tiefsinnigen Betrachtungen unsere Seele einigermaßen außer uns ziehen, und der selben, ohne dass der Körper daran Theil hat, etwas zu thun verschaffen; welches gleichsam eine Anweisung zu dem Tode ist, und eine gewisse Ähnlichkeit mit demselben hat: oder vielmehr daher, weil alle Weisheit und alles Reden der Welt endlich darauf hinaus laufen, uns zu lehren, dass wir den Tod nicht fürchten sollen.”
Dies ist alles richtig gesagt, Montaigne beschreibt hier eine Art des über sich Hinausgehens durch ein  geistiges Tätigsein, die dem Menschen eine entsprechende Zentrierung bei einem Zurücktreten der äußeren Umstände erfahrbar machen kann – aber dies ist noch nicht weit genug gedacht.  Mit dem Ausspruch “Philosophieren sei nichts anderes, als eine Vorbereitung zum Tode.” ist nämlich viel eher gemeint, daß eine Denkarbeit – ist sie nur konsequent ausgeführt und kommt sie zu enstprechenden Schlüssen- zu einer eigentlichen Definition von Leben kommen muß, die ganz im platonischen Sinne den Begriff Leben als etwas anderes  als die uns bekannte Ansicht umfasst, etwas, das nachtodlich oder überweltlich beschrieben werden muß, dann unser ureigenstes Sein außerhalb des Raumzeitlichen beschreibt und verortet und uns somit in einer Eigentlichkeit der Existenz betrachtet, die erst durch die Transformation des Todes zur Offensichtlichkeit des Geahnten und Gedachten kommt. Richtiges Leben und Denken heißt insofern so viel  wie “sterben”, da hiermit  Überwinden und höher Entwickeln gemeint ist, da eine Kontinuität des Geistigen, die  über den Metamorphosen der Physis, der Körper und Inkorporationen steht, die Existenz erst in der ihr tatsächlich eigenen Form erfahrbar macht. 
Über Platon:
Zwar ersehnt ein Philosoph laut Platon nicht den physischen Tod, da er ja fortwährend der Suche nach Erkenntnis nachgeht und seine Tugend ausbildet, aber nach seiner Theorie kann die erkennende Seele erst nach der vollständigen Befreiung von allem Körperlichen die Ideen wahrhaft schauen und zu echter Weisheit gelangen. Das philosophische Leben ist also, selbst wenn es das Leben bejaht und nicht auf den physischen Tod als Ziel an sich ausgelegt ist, nichtsdestotrotz eine gewisse Vorbereitung auf ihn und gleichzeitig auch der Punkt, an dem ein Philosoph sein geführtes Leben noch einmal betrachten kann.” …
Ferner ist der Moment des physischen Todes die vollendete Befreiung der Seele vom „Ich-hier-jetzt“. In einer gewissen Weise wird aber das „Ich-hier-jetzt“ schon durch den philosophischen Tod auf seine Auflösung vorbereitet, die sich dann im tatsächlichen Tod vollzieht.” (wikibooks)