Offenbarung und Vernunft

Yrmiyahu Yovel über Baruch de Spinoza : “Damit rationale Argumente sich überhaupt gegen eingefleischte religiöse durchsetzen können, muß der Adressat die höhere Autorität der Vernunft gegenüber der Offenbarung bereits anerkennen. ” Hier wird offenbar ein Gegensatz zwischen Offenbarung und Vernunft vorausgesetzt.  Um diesen am besten  aufzulösen, müßte Offenbarung geschichtlich verifizierbar sein,  gerade weil sie ihrem Wesen nach ein Ereignis in der Zeit und für die Zeit darstellt, dies als (‘Selbstmitteilung Gottes’ die „systembildende Funktion innehat’, nach von Stosch). Da Offenbarung dies aber nicht vermag und tatsächlich nie wissenschaftlich untermauert werden kann, bleibt der Widerspruch bestehen  – und so muß es dabei von Seiten der Theologen folgerichtig zu einer  Animosität gegenüber der insistierenden Wissenschaft kommen, was letztlich eine hartnäckige Verstetigung der schwächeren Position bedingen muß . “Das Dasein der Wissenschaft hat erhebliche Folgen für den Inhalt aller Glaubensaussagen .” (Karl Jaspers ) Daher auch die nötige Konsequenz: “…die Unterscheidung einer empirischen Geschichte, die allgemeingültig anerkannt wird, von einer heiligen Geschichte, die selber Glaubensinhalt und nicht allgemeingültig ist.”
Hier besteht aber eine  entscheidende Schräglage:  in der  Nicht-Beachtung dieses Satzes erhebt man die Nicht-Allgemeingültigkeit zur Allgemeingültigkeit und diskreditiert so das tatsächlich Allgemeingültige   als  weniger gültig. Es  handelt  sich  um eine Ermächtigung und Besetzung des legitimeren Anspruches, der somit  in die Defensive gedrängt wird und seinen eigentlich prominenten Wahrheitsanspruch gegen die delegitimierte Position erst  erkämpfen muß (was von ersterer Position wiederum als illegitim oder in irgendeiner Form verwerflich erachtet wird).
Versteht man Offenbarung aber nicht im engeren theologischen Sinne,  sondern “lediglich” als  (übersinnliche) Mitteilung aus einer transzendenten Sphäre, an der auch der Mensch seiner Wesensart nach  teilhat (dies wäre z.B. katharisch), bedeutet diese personelle -aber keineswegs singuläre – Offenbarung Hilfestellung aus dem überweltlichen Raum, die  den Menschen aber in seiner  spirituellen Autarkie beläßt.
 Kant sagt zur theologischen Offenbarung:
“Wäre Offenbarung Realität, so wäre sie das Unheil für die geschaffene Freiheit des Menschen:”
Und Karl Jaspers : Die Transzendenz in der Leibhaftigkeit eines Persönlichseins einfangen zu wollen, würde die Transzendenz verengen.”