Orfeo Angelucci

In der  Schilderung “The Secret of the Saucers” von  Orfeo M. Angelucci aus dem Jahre 1952  kommt es zu einer frühen Verknüpfung einer  UFO-Begegnung mit spirituell- religiösen Implikationen. Es fällt bald auf, daß der Betreffende, obwohl  ganz offensichtlich auf christlichem Boden stehend und nach eigener Aussage das Leben eines ‘normalen’ Industriearbeiters führend, dabei eine Reihe nicht-christlicher Ansichten bemüht. Es ist zumindest aus der Biographie und Selbstbezichtigung des Verfassers nicht ersichtlich, daß er mit Ideen, die über übliche Lehrmeinungen hinausgehen,  je in Berührung gekommen sein könnte. Und doch werden -gleichsam einem roten Faden – während der gesamten Schilderungen wiederholt typisch platonische topoi, wie die Schattenhaftigkeit und  ontologische Minderung und  mangelnde Wahrheit der hiesigen Welt, betont. Auch wird der im Prinzip uridealistische Telos einer wesenhaften Zusammenkunft (im Sinne einer Ent-Objektivierung) in Zuge einer  seelischen (und kollektiven) Aufwärtsbewegung (also in höheren, zukünftigen Zivilisationsstufen)  angesprochen. Angelucci: “In einer Welt des Lichts sind individualisierte Aspekte, wie man sie auf der Erde kennt, nicht existent. ” Und: “Ich fühlte, daß die Entitäten… nahe an der infiniten Macht waren.”
Vor allem  auch platonisch der Hinweis auf  ein Erinnern der eigentlichen Herkunft während seiner Begegnung mit den überlegenen Entitäten. Nicht ohne Grund  finden sich gerade auch Parallelen zu typischen Inhalten von Nahtoderfahrungen: Angelucci spricht von spiritueller, energetischer Hebung und der Präsenz eines Lichtes, das Liebe emaniert.
Im Gegenzug: “Ich hatte fortwährend das Gefühl, daß die Welt die ich kannte, eine Phantomwelt war, die lediglich von Schatten bewohnt ist.” (Dies ist natürlich reinster Platonismus.)
“Zeit ist eine Illusion der Sinne.” Der Tod selbst ist Illusion. “Jeder muß an seinem eigenen Schicksal und seiner eigenen Erlösung arbeiten…” Dies durch viele Inkarnationen hindurch. Die Welt aber ist “insubstantieller Schatten”, ohne wirkliche Realität. Typisch neuplatonisch kann folgender Satz gewertet werden: “Jede Person auf der Erde hat ein geistiges Selbst, daß die materielle Welt und das Bewußtsein transzendiert und in Ewigkeit, jenseits der Zeit in spiritueller Perfektion in Einigkeit mit der Überseele residiert.” Im Zustand der Entrückung spricht er von einer -ebenfalls für NTEs typischen Lebensrückschau: “Jeder Lebensmoment auf der Erde war kristallklar für mich.” In diesem Kontext spricht er auch wiederholt von Erinnerungen an andere Leben, also von Reinkarnation. Er sagt auch: “Ich passierte den Tod und erhielt das ewige Leben.”
Eindrücke,  wie sie aus Nahtod-Erlebnissen bekannt sind, sind in diesem Kontext bemerkenswert, da NTE-Schilderungen im Jahre 1952 prinzipiell noch nicht publik waren und erst 25 Jahre später durch R. Moody öffentlich wurden.
“Ich erinnere diese Welt. Ich erinnere sie auf die selbe Weise wie sich ein verurteilter Gefängnisinsasse den Sonnenschein, die Bäume, die Blumen der Welt da draußen nach einer Ewigkeit der Ankettung in einem dunklen und abstoßenden Gefängnis erinnert.”  Dies mag man orphisch, emopedokleisch oder pythagoreisch nennen.
Für ein christliches Umfeld ketzerisch, geradezu katharisch mutet folgende  Aussage über seine  Bruderschaft zur spirituell entwickelten Sphäre an: “Ich habe sie sehr gut gekannt, irgndwann, irgendwo. Ich kannte sie auf einem gleichen Niveau wie dem meinen. Ich war einer von Ihnen. Aber nun sind sie wie Götter für mich.”   Arno Borst über die Katharer:  “Die Menschenseelen selbst sind nicht von hier, sie sind die Engel, die vor Beginn der Zeiten aus dem Himmel fielen und dnach dem Tode endlich wieder heimkehren dürfen.”
“Ich sah, daß wir als Erdenbewohner in Wirklichkeit in einer unterwelt-haften Illusion leben, wo wir verkehrte Schatten fälschlicherweise als Realität interpretieren und unsere ichbezogenen Träume von einer Getrenntheit von unseren Brüdern träumen.”
Und folgender Satz liest sich wie eine Reminiszenz an Meister Eckhart: “Alle Grenzen des Selbst waren verloren in einer Einheit des Seins.” Und dies wie eine Reminiszenz an Parmenides’ Prooemium: “Ich bin aus dem Tal der Schatten des Todes getreten und in ewiges Licht eingetreten.”
Und hegelianisch (hegelianisch der geschichtliche Telos zum Absoluten, was eine Korrelation aus Zukünftigkeit, höherer Zivilisationsstufe und höherer Geistigkeit bzw. Numinosität meint): “Diejenigen Entitäten, die die Probleme der Weltraumfahrt gemeistert haben, sind fortgeschritten zu einem Stadium eines spirituellen Bewußtseins, das wir uns nur als Abstraktes vorstellen können.”

Gerade der Name  des Autors ‘Orfeo (=Orpheus?) gibt Anlaß zur Spekulation, daß es sich hier auch um eine einzige gezielte Fälschung eines gnostisch-platonisch bewanderten Verfassers handeln könnte -auch wenn es hierfür nirgends einen Anhaltspunkt gibt, und so bleibt ganz zu Schluß doch nur eine einzige Evidenz, die da lautet: Die Korrelation von UFO-Erlebnis und Gnosis, ja die UFO Begegnung als heutige SPRACHE der Gnosis findet sich schon in den 50’ er Jahren des letzten Jahrhunderts eindeutig ausgesprochen.