Toleranz und Urteil

Zum Proklamat erhebt man die Abrede der inneren Befähigung zur Wertung, die auf eigener Urteilskraft basieren könnte (an deren Stelle wünscht man sich ein von Außen gesetztes Konsensdiktat), dies um den vordergründigen Wunsch der Schonung oder Vermeidung, dahinter zumeist nicht mehr als Unentschlossenheit, Angst – vor allem aber, den Takt gebend- handfestes Ego- bzw. Partikular- (sprich-Lobby-)Interesse, gerne als “Toleranz” angemalt-was zugleich eine moralische Bonität ausstellt. Dies kann aber nur mit Etablierung der Abschaffung der Anerkennung objektiver Wahrheiten und der Aberkennung natürlicher oder supranatureller bzw.apriorischer Urteile geschehen. Grund hierfür ist die um sich greifende Irritation des Menschen, genauer gesagt die Bereitschaft zur Preisgabe seiner tatsächlichen Bestimmung, die die Kenntnislosigkeit über (s)einen Telos der transzendenten Ergänzung hin zum Eigentlichen oder Tugendhaften -oder guten, gemeinhin höchsten Prinzip impliziert. Nicht ohne Zufall ist den Strömungen, die sich mit eben jenem befassen, wie den Offenbarungsreligionen, der “alten Metaphysik” oder der Transzendentalphilosophie zueigen, daß man als Konsequenz der Abwertung bzw. Negation apriorischer Urteile von einer Ab-und Umkehr vom Guten(sprich Travestie des Tugendhaften) und somit Hinwendung zum Bösen spricht. Diese Travestie ist folgerichtig Signum der Diesseitigkeit, des blanken (nicht selten auf einen [Pseudo-]Humanismus aufgeblähten) “atomistischen Egoismus”.
Und über Toleranz Thomas Mann: “Toleranz wird zu einem Verbrechen, wenn man dem Bösen mit ihr begegnet.”