Stabilität der Welt

Walter Bloch: “Treder sagt, in die heutige Physik seien so viele mathematisch bedeutsame Räume eingeführt worden, daß man auch deswegen schon die Rolle von Raum und Zeit relativiert habe. Raum und Zeit seien nach manchen Physikern nur für die Makrophysik und Kosmologie unverzichtbar, für die Physik der Elementarteilchen dagegen von geringer Bedeutung.”
De Broglie sagt: “Die Fortschritte der Quantenmechanik führen uns dazu, zu denken, daß unser Rahmen von Raum und Zeit der wahrheitsgemäßen Beschreibung des mikrophysikalischen Maßstabes nicht angemessen ist.”

Nun ist die Makrophysik, das uns ansichtige Sein, eben auf einem Fundament gebaut, das offenbar gar nicht eine Stabilität für Welt in unserem Sinne verhieße. Was meint das aber nun für die Raumzeitlichkeit und ihren ontischen Bestand, ihre Existenz, die sich ihr doch ganz offensichtlich zusprechen läßt? Sie ist wohl gar nicht sichtbares Antlitz ihres fundamentalen Wesens oder inneren Kerns, sondern viel eher ist sie gemittelte Repräsentanz von ihm, von Etwas, verfestigt, abgeleitet, festgelegt, sichtbar gemacht, eben zur uns veräußerten Explikation gekommen. In Anbetracht des Verlustes des Charakters, der ihr im Mikrobereich zukommt, kann man auch sagen: Sie zeigt sich im Verhältnis zu einem sehr viel Beweglicherem wie erstarrt. Dafür bedarf sie eines Agens, das eine stark vereinfachende Mittelung der mikrophysikalischen (Welt-) Präpositionen betreibt. Dies aber geschieht durch einen Prozeß der Transmission und Filterung im Organum der Betrachtung.
Aldous Huxley sagt: “Um ein biologisches Leben zu ermöglichen, muß das größtmögliche Bewußtsein durch den Reduktionsfilter des Gehirns und des Nervensystems durchfließen. Was am Ende herauskommt, ist ein spärliches Rinnsal von Bewußtsein, das es uns ermöglicht, auf eben diesem unserem Planeten am Leben zu bleiben.”
Was aber heißt und bedeutet dann dies für unser hiesiges Leben? Es kann nur als ein Exemplarisches, als ein Bild Bedeutung haben, als ein Gleichnis für die Reduktion zur Ermöglichung von Subjekt und Objekt. Wir wollen am Leben bleiben, und der Planet, die Umgebung (die Setzungen und Erfordernisse hierfür) sind ebenso Hervorbringung wie unser Leben selbt -in und aus der gleichen Reduktion -die unsere ureigene Setzung ist.
Am Leben bleiben, Leben wollen heißt so auch: Sich dem eigentlichen Leben gar nicht hingeben, denn raumzeitliches Leben ist durch reduziertes Bewußtsein nur Teil-Leben, ist Verharren in der Erstarrung, der Makrophysik, im Bild.