Der einzige Bezug

C.G. Jung: “Gewiß erträgt das äußere Leben des Menschen noch viele Verbesserungen und Verschönerungen, aber sie verlieren ihre Bedeutung in dem Maße, als der innere Mensch damit nicht Schritt hält. Die Sättigung mit allem ‘Notwendigen’ ist zweifellos eine nicht zu unterschätzende Glücksquelle, darüber hinaus aber erhebt der innere Mensch seine Forderung, die mit keinen äußeren Gütern gestillt werden kann. Und je weniger diese Stimme ob der Jagd nach den Herrlichkeiten dieser Welt gehört wird, desto mehr wird der innere Mensch zur Quelle unerklärlichen Mißgeschickes und unverstandenen Unglückes inmitten von Lebensbedingungen, welche ganz anderes erwarten ließe. Die Veräußerlichung wird zu einem unheilbaren Leiden, weil niemand es verstehen kann, wieso man an sich selber leiden sollte. Niemand wundert sich über seine Unersättlichkeit, sondern betrachtet sie als sein gutes Recht und denkt nicht daran, daß die Einseitigkeit der seelischen Diät schließlich zu den schwersten Gleichgewichtsstörungen führt. Daran krankt der Abendländer und er ruht nicht, bis er die ganze Welt mit seiner begehrerischen Rastlosigkeit angesteckt hat.”

Nur in der Bezugnahme zur Eigenheit ist die Veräußerung sinnhaft und in richtiger Relation. Der Mensch soll seine ihm singuläre Art und Verortung erkennen, zum Ausdruck bringen und ausformen und entwickeln. Er schafft so seinen eigenen ‘Mythos’, sein Symbol seiner Herkunft und äußert den eigenen Zugang zum Archetypus oder zur geistigen Idee zur Ansicht im Hier. Hierfür soll die Blickrichtung auf eine gänzlich unpragmatische Intention gerichtet sein, die fernab der lebensweltlichen Anforderung steht, die keinen äußeren oder kommerziellen Interessen folgend alleine nach der Grundlegung – und Unendlichkeit – des Eigenen fragt – dabei soll sie durchaus gestalterisch zu Sichtbarkeit gelangen.
Foucault sagte: „Aus dem Gedanken, daß uns das Selbst nicht gegeben ist, kann m.E. nur eine praktische Konsequenz gezogen werden: wir müssen uns wie ein Kunstwerk begründen, herstellen und anordnen.”
Das mag vorerst als eine passende Direktive erscheinen, aber es wird sich zeigen, daß diese Figur eben ein ganz Eigenes und Unentrinnbares herausarbeitet, wenn es abstrahiert von der Außenerfahrung, der Intention und jedem Vorbild. In der Authentizität des Individuums geschieht dann die Überwindung der Profanität zur Wahrheit, die kein Rollenspiel mehr ist. Doch unsere Gegenwart scheint komm noch Sinne zu haben für eine solche Authentizität, vielmehr gerät jene mittlerweile schnell in Mißkredit. Die auf ihre Rollenhaftigkeit fixierte Entäußerung des Einzelnen aber birgt kein Essentielles, sondern entfernt den Menschen seiner Grundlegung und Bestimmung, die immer der Inkarnation apriorisch ist, ontisch höher liegt und daher Beauftragung meint zur Einkehr, zur Rückkehr zum wahren Sein als Progression.