Archaische Wiederkunft?

Zur Proklamation einer sogenannten archaischen Wiederkunft nach Terence Mc Kenna, die zugleich eine fundamentale Kultur- und Zivilisationskritik beinhaltet: Der letzte Zustand im Einklang mit dem eigenen Wesen-Sein wie der Umbegung als einem unverstellten sinnhaften Raum und Sanktum (protegiert durch psychotrope Pflanzen) habe im Neolithikum bei (afrikanischen) Stammeskulturen existiert. Dem muß widersprochen werden, und McKenna selbst sagt an anderer Stelle, daß etwas, was gleichsam eine Entität oder Kraft darstellt, den Menschen zu sich ziehe, nämlich heraus und weg von der Natur, nach einem Neuen, einem “Oben” hin, das nicht mehr Naturzustand genannt werden kann. Hierin schon die ganze Sonderstellung des Menschen, bei Nietzsche als das nicht festgestellte Tier benannt, bei Plotin das Augenmerk auf einen Amphibiencharakter gerichtet, disponiert durch die Seele, die alleine der Betrachtung (in ihrer Blickrichtung zum Nous) wert scheint, während der Mensch seiner reinen Natur nach nur als ein “bunt zusammengewürfeltes Tier” bezeichnet werden könne. Beide Bemerkungen belegen eine exponierte (teleologische) Position, dabei den Menschen in einer ihm ganz eigenen (Seins-) Defizienz ansiedelnd, in einer Unentschiedenheit, Geworfenheit und Heimatlosigkeit, die ihn beauftragt zu etwas – er ist der Statur nach also biologisch und ganz animalis (gebricht aber zugleich an seinem schwachen Naturell) und vor allem aber ist er kraft seiner Selbstreflexion und seines Hirnpotentials zu offenbar etwas weit darüber Befindlichem berufen; gleichsam geht es um Fragen und Findungen, die weit über die Bedingungen seines Urzustandes hinauszuragen scheinen. (Zuletzt dies auch der eigentliche Sinn der Inkarnation Jesu: sie richtet das Augenmerk auf die eigentliche – transzendende – Destination des Menschen, nun samt ethischer Implikationen.) Vom Blick des Einen her erschlossen kann man auch sagen – in der Übersteigung – ist der Mensch dazu beauftragt, seine eigene, vorfindliche Natur zu reflektieren, durchaus negativ zu konnotieren und somit in einem Prozeß die Natur selbst zu transzendieren (als defiziente Ansicht nämlich zu einem größeren, ursächlicheren Bild), und so wäre er gar in die Lage versetzt, die Natur im ganz Allgemeinen zu ‘befördern’, zu heben, zu befreien.
Die Menschen des Neolithikum begriffen die Welt aber keineswegs als Aufgabe in diesem Sinne, lebten ganz eingebettet in ihre Umwelt, im täglichem Kampf und Sorge um ihren Selbsterhalt, das Eigensein ordnete sich soweit in dieses ein, daß es – reflexions- und individuationslos – objektiviert wurde zum Dasein der Gruppe und ihrer Daseinsumstände. Kulturleistung aber ist erst entscheidend durch die Befähigung angestossen, die die umgebende und eigene Natur distanzvoll zu betrachten ermöglicht. Die Entwicklungen über die Kulturstufen – auch in all ihrer Irrtümlichkeit, falschen Wegführung oder schlicht in ihrer Dialektik per se abzulehnen heißt die Progressionsmöglichkeit des Menschen selbst ganz zu verneinen -und dies stünde im Widerspruch zu Errungenschaft und Zuwachs, die sich zweifelsfrei über den Lauf der Geschichte abbilden. Die Frage, ob auch eine innere Entwicklung des Einzelnen der äußeren mithielte, ist indes viel schwieriger zu beantworten. Hier werden vor allem Fragen um Moral, Vernunft und Freiheit berührt. Derartige Reflexion und Selbstbetrachtung und Eigendistanz waren dem archaischen Menschen indes völlig fremd- er führte ein Sein in tiefster ritualisierter Befangenheit und kollektivem Zwang. Die Teilhabe an der transzendenten Erfahrung – die indes anders als heute noch viel näher am ursächlichen Charisma positioniert war und eine tatsächliche Teilhabe am ‘Sakrament’ meinte – führte nicht zur lebensreelen Fortführung, das sie nicht geistig (mental) integriert werden konnte und im Individuum kein Bild zur Entwicklung hervorrief, das einer Teleologie im genannten Sinne zugetragen hätte.