Richard von St. Viktor, Trinität

“In der heutigen Theologie wird von den Lehren Richard von St. Viktor insbesondere die Trinitätstheologie herangezogen, die er in seinem Werk De Trinitate vorlegt. Sein Konzept der Dreieinigkeit orientiert sich am Modell der interpersonalen Liebe. Anders als Augustinus und die ihm folgende Tradition sieht er die Dreiheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist dabei nicht in Parallele zur Dreiheit von Liebendem, Geliebtem und dem Band der Liebe, das die beiden verbindet, sondern in der Dreiheit von Liebendem, Geliebtem und „Mitgeliebtem” (condilectus). Dabei argumentiert er so, dass in der göttlichen Liebe, um vollkommen zu sein, der Liebende mit dem Geliebten alles teile, mithin auch seine eigene Göttlichkeit, weswegen Gottvater und Gott der Sohn gleichermaßen Gott seien. Zugleich könne die vollkommene Liebe nicht in der Zweisamkeit stehen bleiben, sondern müsse sich vorbehaltlos einem Dritten, dem Heiligen Geist als Mitgeliebten öffnen, um so zur Vollendung zu kommen.” (Wikipedia)
Joseph Schmidt:”Der Geist ist derjenige in der Liebe, auf den hin sich die Liebe öffnet. Liebe will sich weiter mitteilen und schafft so Raum für den dritten. Von Liebe kann nach Richard von St. Viktor erst dann gesprochen werden, ‘wenn die Neigung der Beiden in der Flamme der Liebe zum Dritten ununterschieden zusammenschlägt.’ ”
Auch wenn es sich hier um eine Pneumatologie Richards handelt, verweist Joseph Schmidt darauf, daß diese Liebe das Urbild und Ideal auch der menschlichen Liebe meint. So bedeutet Liebe Hingabe und gleichzeitig  Öffnung, nämlich  “Hingabe an den Anderen und Öffnung zum Dritten.”
Eine Parallele zur Kabbala (Interessanterweise war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der ersten grundlegenden Schrift der Kabbala, der  Sefer ha Bahir, St. Viktor bereits verstorben):
“Die mystische Lehre im Judentum, die Kabbala, …Die Vereinigung von Mann und Frau wird als ein Mittel zum Erreichen von Transzendenz gesehen, die Füllung der Seele durch das Licht des Schöpfers.” (Wikipedia)
Die entscheidende Voraussetzung  für diese “Füllung der Seele”  aber ist die Ausrichtung, die Projektion  der liebenden und sexuellen Energie  Zweier auf  das Göttliche, auf Gott.
Schmidt : “Liebe sprengt die Exklusivität. Sie ist ist zugleich exklusiv und inklusiv und sich öffnend. Das Vorbild dafür ist Gott selbst in seiner Personalität, die zugleich Interpersonalität ist.”
Von St. Viktor geht in “de trinitate” von der Person als ‘Existenz”‘als ‘Substantiell von einem anderen her sein’ aus. Der andere ist Gott. Dies führt zur Interpersonalität, Personen sind Beziehungen, die Tiefe der Personalität ist Einheit von  In-Beziehung.
Spricht Schmidt vom Dritten als Freund oder Kind (einer Verbindung), trifft sich dies mit der Kabbala im  Drang zur Transzendierung des partnerschaftlichen Erlebens- in der tiefen Gewißheit des interpersonalen Aspektes der Liebe-  über die personale Begrenztheit der Zweiheit hinaus.  Das Wesen der Liebe selbst (übrigens äquivalent zu Plotins Konzeption des Einen) ist das Überfließen. In die  menschliche Lebenswelt übersetzt,  ist  zum Überfließen “der Dritte” vonnöten.
Zur Erweiterung des Liebesbegriffes und der  eigentlichen Grundlegung dieses Gedankens gerade auch Plato:
“Nach der platonischen Theorie ist es ein Hauptmerkmal des Eros, dass der Liebende in sich einen schwerwiegenden Mangel verspürt. Daher strebt er intensiv nach etwas, was diesen Mangel ausgleichen könnte und aus diesem Grund zum Objekt seiner Liebe wird. Das Liebesobjekt will er erlangen, er möchte sich mit ihm verbinden oder es sich aneignen. Wenn der Liebende aber Philosoph ist, begnügt er sich nicht mit der einzelnen Person, die zunächst seine erotische Begierde erregt hat, sondern versucht das, worauf es hier eigentlich ankommt, zu erfassen. Er erkennt, dass seine Sehnsucht letztlich nicht dem Individuum als solchem gilt, sondern etwas Allgemeinerem, das in einzelnen geliebten Personen verkörpert ist und deren erotische Attraktivität ausmacht.”(Wikipedia)