Bindung des Unbelebten an das Geistige

“Etwas Geschaffenes schafft etwas anderes durch Umwandlung. Auf diese Weise wird es (das Höhere) Ursache und Grundlage eines anderen geschaffenen Objektes. Jedes geschaffene Objekt ist deshalb ebenfalls Realität, und zwar in dem Sinn, daß es das essentielle Wesen eines anderen (höheren) Ursprunges in sich birgt und dahin zurückkehren wird.”
(Srimad Bagavatham)

Plotin: “Jedes Einzelne ist zwar eine Form und quasi eine spezielle Prägung, aber dadurch, daß es von der Art und Form des Guten ist, enthalten sie alle etwas Allgemeines, über ihnen allen Liegendes.”

Bezeichnet ist hier eine  innere Verwandschaft im Prozeß der Devolution oder Explikation, neuplatonisch im Abstieg durch die Hypostasen.
EIn Bild hierfür ist auch der umgekehrte Weltenbaum, dessen  Wurzeln sich oben in der Luft befinden, während seine Verästelungen nach unten entsprechend die Tiefe der Explikation bis hin zur größtmöglichen relativen Gottesferne oder zur raumzeitlichen Diesseitigkeit (in der Entfernung vom Stamm) repräsentieren. Man stelle sich aber hierbei weiter vor, der Baum teile sich, pflanze sich fort, bringe Früchte und Verästelungen  in mannigfaltiger Form und Ausprägung.
Evident wird hier die Verbundenheit, die also nicht Wesensverwandschaft, sondern Wesensgleichheit in der Wandlung der Gestalt, in der Verschiedenheit der Form ausdrückt und so eine monistische Gesamtheit doch als gleichzeizig differenzierte Seinsverfasstheit verstehbar werden läßt. Der Mensch als Glied dieser Hervorbringung, der im Gegenständlichen schöpferisch wird, manifestiert seine Idee zwar im raumzeitlich-terminalen Medium, handelt aber, was den reinen Schöpfungsimpetus und Schöpfungsprozess betrifft, adäquat den höheren Schöpfungsakten (des Göttlichen) -nur hat  sein Gegenständliches in sich kein Bewußtsein, in der Art, daß es nicht aus sich heraus belebt ist, um seinerseits weiter schöpferisch tätig zu werden, insofern steht der Mensch also am Ende einer schöpferischen Kette. Übertragen auf unser Bild vom Baum ist diese Schöpfung  etwa mit der Hervorbringung fallender Blätter vergleichbar, die -anders als die Samen, die eine autarke Anlage zur Entwicklung in sich bergen – nur indirekt in dieser Kette wirksam werden, indem sie nämlich  ein Reservoir, eine Grundlegung, ein Milieu erzeugen (etwa einen aus den Blättern hervorgehenden  Humus), welches Vorhandenes, Bewußtes erheben und ihm zu Wachstum und gesteigertem Sein verhelfen kann. So ist alles, was der Mensch expliziert, da raumzeitlich gebunden und ohne aus sich heraus mit Bewußtsein belebt, nur Produkt und ganz vergänglich in dem Sinne, daß es nicht die Möglichkeit des Wandels und Fortbestandes in sich selber birgt,  und doch handelt es sich bei allem -sowohl beim ganz profanen wie auch beim kunstvollsten Gegenstand, um Manifestationen des Geistigen , so daß man im Materiellen von einem Arsenal sprechen kann- das -so fruchtbar wie die Idee dahinter- so auch selbst in der Unbelebtheit ganz zum Geistigen und seinem Telos in Verbindung steht.