Glaube und Vernunft

Mit der Ratio, der rationalen Reflexion überwindet man zwangsweise das Kirchendogma-denn gegen die Vernunft und Empirie haben die Aussagen der “Offenbarung” keinen echten Bestand (“Keine Posaunen vor Jericho”).
Mit einer überrationalen Geistigkeit verhält es sich ebenso, da der Geist keines Dogmas bedarf sondern Begrifflichkeiten und Prägungen transzendiert und in das Unvermittelte, persönliche Erleben verlagert.
Geht man noch weiter, über die Geistigkeit hinaus, steht man aber in der Mystik. Diese transzendiert “alles” und erschließt einen (unkonditionierten) eigentliche Seinskern.
Das einzige, was der Kirche daher unbeschadet erhalten bleiben kann ist somit allein der (prinzipiell gegen die Ratio gerichtete) Glaube. Das höchste Objekt des Glaubens ist die Offenbarung, die in der Bibel entfaltet wird und so -weil jene es einfordert-wird vor allem die Bekräftigung des Glaubens durch die Tat zum Mittelpunkt jeder Religiösität. So wird aus einem (historischen) Erklärungsversuch ein (letzlich poltisch motivierter) Selbstläufer, der sich im Verlauf der Kirchengeschichte stets selbstreferentiell zu legitimieren hatte (mit Verweis auf Aristoteles einen naiven Realismus/Atomismus etablierte) und Jahrhunderte per Zwangsdokrtin nichts anderes zuließ als die Seinsverschiedenheit und -ferne von Mensch und Gott.
Aber ab der Platon-Rezeption seit der Renaissance kommt man wieder  zu anderen ontologischen Folgerungen und  die deutschen Idealisten nehmen dann viel später die alte platonische Sicht vom Seelenvermögen und vom Schleier bzw. Schatten der eigentlichen Existenz wieder auf: “das Ewige…ist in ihm, und umgibt ihn unaufhörlich: Der Mensch soll nur das Hinfällige und Nichtige, mit welchem sich das wahrhaftige Leben nimmer zu vereinigen vermag, fahren lassen; worauf sogleich das Ewige, mit all seiner Seligkeit, zu ihm kommen wird.” (Fichte, Anweisung, S.22)